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Kampfabend im Paul-Greifzu-Stadion „Der richtige Zeitpunkt“: Ausnahmeboxerin Ramona Kühne bestreitet in Dessau letzten Kampf

Bei der Dessauer Boxnacht steht Ramona Kühne heute Abend vor dem letzten Profi-Kampf ihrer großen Karriere. Warum die 42-Jährige diesen Standort gewählt hat und welche sportliche Herausforderung danach geplant ist.

Von Tobias Grosse 25.06.2022, 13:20
Ramona Kühne wird am Samstag in Dessau den letzten Kampf in ihrer Karriere bestreiten.
Ramona Kühne wird am Samstag in Dessau den letzten Kampf in ihrer Karriere bestreiten. Foto: imago/Hartmut Bösener

Dessau/MZ - Das erste Training war pünktlich vor dem Mittagessen erledigt. Pratzenarbeit stand am Donnerstagvormittag auf Ramona Kühnes Vorbereitungsplan. „Aber so kurz vor dem Kampf sind das nur noch lockere Einheiten“, erzählte sie nach getaner Arbeit.

Die 42-Jährige, die als beste deutsche Boxerin aller Zeiten gilt, wird am Samstagabend bei der 11. Dessauer Boxnacht im Paul-Greifzu-Stadion ihre große Profi-Karriere beenden. Nach dann 34 Kämpfen und vielleicht mit ihrem 15. Weltmeisterschaftstitel in der Hand. Im Hauptkampf tritt Ramona Kühne ab 23 Uhr gegen die Estin Julia Kutsenko um das Gold im Federgewicht des Weltverbandes WBF an, das sie schon einmal gehalten hat.

Herausragende Laufbahn von Ramona Kühne findet in Dessau ihren Schlusspunkt

Es ist eine herausragende Laufbahn, die in Dessau ihren Schlusspunkt finden wird. Nur einen von bisher 33 Profikämpfen hat Kühne verletzungsbedingt verloren, über Jahre die Szene dominiert. Dass damit am Samstagabend vorbei sein soll, mag Enrico Schnurre noch nicht wahrhaben. „Boxen in Deutschland ohne Ramona Kühne, das kann man sich gar nicht vorstellen“, sagt der Kampfsporttrainer des PSV Dessau und Cheforganisator der Boxnacht.

Eigentlich hatte die 14-fache Weltmeisterin schon vor zwei Jahren aufhören wollen. Alles war angerichtet für einen großen, letzten Kampf - doch dann kam Corona und die Pläne wurden über den Haufen geworfen. Was irgendwie auch gut war. „Ich glaube“, erzählt Kühne im Gespräch mit der MZ, „es wäre damals nicht der richtige Zeitpunkt gewesen.“ Jetzt allerdings fühlt es sich richtig an, wenn sie an den anstehenden Abschied von der ganz großen Profi-Bühne denkt. „Ich habe das Gefühl, dass es an der Zeit ist.“

Die beiden Dessauer Hauptkämpfer Ronny Gabel und Ramona Kühne bei der PK vor der Boxnacht.
Die beiden Dessauer Hauptkämpfer Ronny Gabel und Ramona Kühne bei der PK vor der Boxnacht.
Foto: Thomas Ruttke

Das ist in den vergangenen Tagen auch in ihrem Kopf ganz deutlich angekommen. Jeder Kampf ist besonders, ja - in Vorbereitung auf den in Dessau nimmt Ramona Kühne die täglichen Trainingseinheiten aber anders wahr. Sie ist noch fokussierter, versucht noch mehr, alles aufzusaugen. Denn die 42-Jährige weiß: „Ich mache das jetzt alles zum letzten Mal. Unterbewusst mache ich es daher noch bewusster und habe noch mehr Spaß an der Sache.“

Dass sich Kühne ausgerechnet in Dessau zum letzten Mal ihre Handschuhe anzieht, „macht uns stolz und würdigt unsere Arbeit“, sagt Enrico Schnurre - und es kommt nicht von ungefähr. Denn dreimal war sie bereits in der Bauhausstadt, sie kennt den Organisator und sein Team mittlerweile seit ein paar Jahren. „Enrico hat mir angeboten, dass ich meinen letzten Kampf in Dessau machen könnte“, erzählt Ramona Kühne, die schnell zugesagt hat. „Etwas Besseres hätte mir nicht passieren können.“ Denn: „Die Leute hier stecken immer sehr viel Herzblut in die Veranstaltung.“

Ramona Kühne sieht ihre sportliche Zukunft im Triathlon

Die diesjährige, die am Samstag um 17 Uhr im Stadion startet und bei der es mehrere Amateur- und Profikämpfe im Boxen, Kickboxen und im K1 zu sehen geben wird, soll im besten Fall in einem letzten Titelgewinn Kühnes münden. „Wenn ich noch einmal vorzeitig gewinnen könnte, wäre das natürlich mega zum Abschied“, sagt sie, weiß aber auch, dass die Estin Kutsenko eine harte Gegnerin ist, die ihr alles abverlangen wird. Das Ziel ist aber klar: Als Weltmeisterin abtreten.

Ab Sonntag beginnt dann die Karriere nach der Karriere. Seit Jahren arbeitet Kühne schon als Ernährungsberaterin und Personal Coach und hält Vorträge. Was den Sport angeht, hat sie im Laufe der Vorbereitung auf den finalen Kampf den Triathlon für sich entdeckt, dort auch schon ein erstes Rennen auf der olympischen Distanz in Berlin als Zweite ihrer Altersklasse abgeschlossen. Ob sie in der neuen Sportart Ziele für die Zukunft hat? „Ich bin auf jeden Fall auch da sehr ehrgeizig“, erzählt Kühne und lacht. „Aber jetzt steht erstmal mein letzter Boxkampf im Fokus.“