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Demo für Toleranz vor Asylbewerberheim Demo für Toleranz vor Asylbewerberheim: Dessau-Roßlauer protestieren mit Kuchen und Tee gegen Ausländerfeindlichkeit

Von Carla Hanus und Thomas Steinberg 13.10.2015, 20:50
Zum bunten Picknick gegen den Naziaufmarsch kamen rund 160 Dessau-Roßlauer an der künftigen Flüchtlingsunterkunft zusammen.
Zum bunten Picknick gegen den Naziaufmarsch kamen rund 160 Dessau-Roßlauer an der künftigen Flüchtlingsunterkunft zusammen. Sebastian Lizenz

Roßlau - Eine Menschenkette kann auch tanzen. Das haben am Dienstag rund 160 Dessau-Roßlauer bewiesen, die für einen symbolischen Schutzring vor dem künftigen Asylbewerberheim in der Roßlauer Waldstraße kurzzeitig ihr Toleranz-Picknick unterbrochen hatten. Mit einer bunten Laola-Welle setzten sie ihr Treffen in Partystimmung fort. Mit Picknick, zu dem das Netzwerk „Gelebte Demokratie“ aufgerufen hatte. Mit selbst mitgebrachtem Kuchen, Broten und Würstchen sowie heißem Tee und nicht auf Kosten des Steuerzahlers wie unterdessen auf der anderen Straßenseite behauptet.

Dort waren gegen 18.30 Uhr rund 200 Teilnehmer dem Aufruf der NPD-nahen freien Kameradschaften zu einer Demonstration gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in dem ehemaligen Pflegeheim in der Waldstraße gefolgt. Später, als die Flüchtlingsgegner dann durch die Straßen von Dessau bis zum Rathaus zogen, erhöhte sich deren Zahl nach Polizeischätzungen auf rund 270, ein Großteil davon aus den Kameradschaften.

Zuvor hatte es, wie schon vor einer Woche und oftmals auch von den gleichen Teilnehmern, zahlreiche Hetzreden gegeben. Unter anderem wurden Vereine, die Veranstaltungen für Asylanten organisieren, beschimpft und betont, dass Deutschland kein Einwanderungsland sei. Immer wieder ertönten „Wir sind das Volk“-Rufe.

Sich zu informieren, warum die Flüchtlinge nach Deutschland kommen und dass die Unterbringung in der Waldstraße nur eine vorübergehende sein werde, bis die Menschen in dezentralen Unterkünften leben können, dazu lud Karin Hildebrandt ans Heimgebäude ein. Die Mitbegründerin des Netzwerkes „Gelebte Demokratie“ sprach von ihren eigenen Erfahrungen mit Flüchtlingen, die auch in ihrem Wohnblock leben, in einem so bunten wie hier einer an der Waldstraße zu sehen sei. Sie kämen gut miteinander klar, meinte Karin Hildebrandt. Wenn es Probleme gebe, sollte man miteinander darüber reden.

Toleranz forderte auch die 27-jährige Mandy Münch ein. Von Geburt an lebe sie mit einer Behinderung, die durch ihren auffälligen Gang für alle sichtbar ist. „Niemand sollte Gewalt erfahren“, sagte sie, egal ob Behinderte oder Migranten, ob Obdachlose oder Kinder. Alle seien sie wertvolle Menschen und niemand sollte sich durch Angst vor anderen leiten lassen. „Lasst uns ein buntes Band durch diese Welt ziehen“, rief sie den Menschen auf beiden Seiten der Straße zu.

Am Ende der Demonstration kündigte Thomas Grey, Stadtrat der NPD an, jede Woche eine Veranstaltung anmelden zu wollen. (mz)