1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Deichmann-Förderpreis: Deichmann-Förderpreis: Werden Sieger bald Verlierer?

Deichmann-Förderpreis Deichmann-Förderpreis: Werden Sieger bald Verlierer?

Von Heidi Thiemann 19.09.2012, 14:03

Rosslau/MZ. - Der Freudenbecher war am Mittwoch voll - und dennoch mischten sich bittere Tränen darunter: Zum zweiten Mal hat die Sekundarschule An der Biethe in Roßlau den Deichmann-Förderpreis gegen Jugendarbeitslosigkeit erhalten. Im vergangenen Jahr räumte sie dank ihres besonderen Profils in der Berufsvorbereitung den dritten Platz im deutschlandweiten Vergleich ab. In diesem wurde die Schule Landessieger in Sachsen-Anhalt. Doch das am Mittwoch von Sozialminister Norbert Bischoff und von Ulrich Effing, dem Leiter des Deichmann-Förderpreises, ausgezeichnete Projekt steht auf der Kippe. Die Finanzierung ist nur noch bis November gesichert.

"Eindrucksvoll" nannte Bischoff das, was an der Sekundarschule An der Biethe geleistet wird. Es geht über das normale Maß in der Berufsorientierung hinaus. Für die Hauptschüler, die größtenteils aus sozial schwachen und arbeitslosen Elternhäusern kommen und daher keinen Bezug zur Arbeitswelt haben, gibt es wöchentliche Praxistage beim Beruflichen Aus- und Fortbildungszentrum (BAFZ). In drei Jahren lernen die Schüler neun unterschiedliche Berufsfelder kennen - von Bau über Chemie, Elektro, Holz, Gaststätten, Kreatives Gestalten, Metall bis hin zu Pflege und Verwaltung und Wirtschaft und Verwaltung. Von 34 Schülern haben dadurch 32 anschließend einen Ausbildungsplatz erhalten, erklärte Schulleiterin Regina Schellhase. An der Sekundarschule gibt es aber auch ein Berufsorientierungsprojekt in der Freizeit, die Schülerfirma McBiethe, die sich um die Pausenversorgung kümmert, und eine Schülerzeitung. Überall werden die Jungen und Mädchen an verschiedene Berufsfelder herangeführt. Was für die Deichmann-Stiftung ein Beispiel ist, das Schule machen sollte. Nicht nur die hohe Vermittlung von benachteiligten Jugendlichen in eine Ausbildung fand die Jury lobenswert, auch, dass alle Haupt- und Realschüler des Jahrgangs die Schule mit einem Abschluss verließen, alle vier Förderschüler den Hauptschulabschluss schafften.

"Mit dem Preis wollen wir diejenigen als Vorbilder herausstellen, die sich um Jugendliche kümmern, die sonst auf der Strecke bleiben", erklärte Effing. Die Anerkennung solle ihnen Mut machen, aber sie soll auch anderen Mut machen, die sich bislang noch nicht engagieren. Das Mut machen wurde mit einer Urkunde und einem Preisgeld von 1 000 Euro belohnt.

Dass dieser Erfolg viele Mütter und Väter hat, legte Schulleiterin Regina Schellhase dar. Sie nannte Lehrer Jürgen Rockmann und weitere Lehrkräfte der Schule, das Berufliche Aus- und Fortbildungszentrum in Roßlau, den Wirtschaftskreis Roßlau, die Wirtschaftsjunioren, Lernen vor Ort, die Arbeitsagentur, den Förderverein der Schule, die Elternvertreter. "Die wichtigsten Projektteilnehmer aber sind unsere Schüler." Allerdings ist unklar, ob das Projekt am BAFZ weitergehen kann. Das mit der Maßnahme Kommunal-Kombi durchgeführte Projekt, für das die Arbeitsagentur Co-Finanzierer ist, läuft Ende November aus, sagte Angelika Müller, die die Schülerprojekte am BAFZ leitet. Damit das Projekt fortgeführt werden kann, haben alle Partner einen Brief verfasst, der Politik und Verwaltung um Unterstützung bittet. Sozialminister Bischoff erhielt ihn als Erster.