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DB Fahrzeuginstandhaltung in Dessau DB Fahrzeuginstandhaltung in Dessau: Reiner Haseloff in der größten Lok-Werkstatt

Von Heidi Tilmann 19.10.2015, 19:02
Einmal Lokführer sein: Ministerpräsident Reiner Haseloff lässt sich im Führerstand der Lok BR 152 die Funktionen von Michael Otto, Leiter des DB-Werkes Dessau, erklären. Über die Schulter schaut ihm Eckart Fricke, Konzernbevollmächtigter für die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (r.)
Einmal Lokführer sein: Ministerpräsident Reiner Haseloff lässt sich im Führerstand der Lok BR 152 die Funktionen von Michael Otto, Leiter des DB-Werkes Dessau, erklären. Über die Schulter schaut ihm Eckart Fricke, Konzernbevollmächtigter für die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (r.) Sebastian Lizenz

Dessau - Davon träumt wohl mal jeder Junge: Lokführer sein. Am Montag sitzt Ministerpräsident Reiner Haseloff im Führerstand einer Lok BR 152, lässt sich haargenau erklären, wie man die 82,5 Tonnen schwere Lok zum Fahren und Bremsen bringt. Theoretisch, denn praktisch steht die Lok im Eingangsbereich der DB Fahrzeuginstandhaltung still - ist Museumsstück und Museum gleichermaßen, denn im Inneren wird die mittlerweile 86-jährige Geschichte des Dessauer DB-Werkes erzählt.

Nicht nur hier staunt Haseloff, sondern auch beim Rundgang mit Werkleiter Michael Otto durch Werkhallen und die Ausbildungswerkstatt. An der Seite der Beiden sind außerdem Eckart Fricke, der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, sowie der CDU-Bundestagsabgeordnete Ulrich Petzold.

„Ich wusste, dass das Werk groß ist, aber diese Dimensionen hätte ich nicht erwartet“, sagt Haseloff, als er die Werkhallen durchschreitet und immer wieder stehen bleibt, um mit Arbeitern ins Gespräch zu kommen. Am Ende seines Besuchs, als er mit leitenden Mitarbeitern des Unternehmens die zwei intensiven Stunden Revue passieren lässt, schwärmt er davon, dass hier in Dessau „Bahngeschichte geschrieben wird“. Rund 1 300 Beschäftigte, so der Ministerpräsident, realisieren hier im Jahr rund eine halbe Milliarde Euro Gesamtumsatz. „Das ist eine Hausnummer“, sagt er. Als faszinierend bezeichnet er das, was im Werk, das die größte Lok-Werkstatt Deutschlands ist, im Drei-Schicht-System geleistet werde.

Elektrische Loks werden im Dessauer Werk instand gesetzt. „Aus Dessau kommen Lokomotiven aus einer Hand“, sagt Otto. Das dies geschafft werden konnte, sei auch das Verdienst seiner Vorgänger, betont der Werkleiter. Zu Revisionen, Instandsetzungen und Unfallaufarbeitungen kommen die E-Loks nach Dessau. Zu 70 Prozent, verweist er, bestünde die Produktion mittlerweile aus einzelnen Komponenten - vom Stromabnehmer bis zum Rad. Man müsse immer abwägen, sagt er, ob eine Reparatur lohne oder nicht. „Hier geht es nicht um Instandhaltung der Instandhaltung wegen, sondern es geht immer um wirtschaftliche Gesichtspunkte“, erklärt Otto.

In Größenordnungen werde aber nicht nur Umsatz generiert, in Größenordnungen wird im Werk auch investiert, um es für die Zukunft fit zu halten. Gegenwärtig entsteht für 13 Millionen Euro ein Lokprüfzentrum, in dem zukünftig elektrische Loks, die in Deutschland und Europa unterwegs sind, geprüft werden. Durch die Optimierung der Arbeitsabläufe soll zudem die Aufenthaltsdauer der Fahrzeuge im Werk verringert werden. Weitere zehn Millionen sind in den Ausbau des Lagers geflossen, zwölf Millionen Euro sollen demnächst in eine neue Radsatzwerkstatt investiert werden. Künftig will Otto ein Technologiezentrum etablieren.

All diese Investitionen, so Konzernbevollmächtigter Fricke, reihen sich ein in insgesamt 1,2 Milliarden Euro, die die Deutsche Bahn im mitteldeutschen Raum in den Ausbau von Bahnhöfen, Strecken, Güterverteilzentrum usw. steckt.

Wie ist die Prognose für Dessau? Ist das Dessau ein sicherer Standort? Haseloffs Fragen an Otto und Fricke sind eher rhetorisch, denn im gleichen Atemzug lobt er die Bahn generell als den stärksten Investor in Sachsen-Anhalt, die damit Arbeitsplätze schaffe und sichere. Und dass ausgerechnet das DB-Werk in Dessau stehe, ist für den Ministerpräsidenten auch logisch. „Es gibt keinen Standort, der bessere Voraussetzungen hat.“ Das meint er zur Stadt insgesamt, der er eine positive Perspektive bescheinigt. Von irgendwelchen Studien solle man sich nicht beeindrucken lassen, bezieht er sich auf den Focus. „Denn da wird man auf die falsche Schiene geschickt.“

Auf die richtige Schiene hingegen würden die Jugendlichen setzen, die im DB-Werk ausgebildet werden. Ca. 200 Jugendliche lernen in der Ausbildungswerkstatt bei Leiter Frank Soldmann und seinen Mitarbeitern. Nicht alle sind Azubis des Dessauer DB Werkes. „Wir bilden konzernweit und auch für externe Betriebe aus“, sagt Soldmann. Für Betriebsleiter Otto ist die Ausbildung eine wichtige Grundlage, um den Nachwuchs im Betrieb zu sichern. „Wir übernehmen alle, die ihre Ausbildung ordentlich machen.“

Blick in die Metallwerkstatt des Ausbildungszentrums im Dessauer Werk der DB Fahrzeuginstandhaltung. Insgesamt werden hier rund 200 junge Leute ausgebildet aus dem DB-Konzern und auch von externen Firmen.
Blick in die Metallwerkstatt des Ausbildungszentrums im Dessauer Werk der DB Fahrzeuginstandhaltung. Insgesamt werden hier rund 200 junge Leute ausgebildet aus dem DB-Konzern und auch von externen Firmen.
L. Sebastian Lizenz
Oliver Drobe, 1. Lehrjahr, prüft in der Metallwerkstatt ein Werkstück.
Oliver Drobe, 1. Lehrjahr, prüft in der Metallwerkstatt ein Werkstück.
 Sebastian Lizenz