Das Bauhaus auf japanisch
Dessau/MZ. - Seit einigen Tagen ist die Ausstellung im Hamamatsu Municipal Museum of Art in Shizuoka zu sehen. Zwei Stationen, Niigata und Utsunomiya-shi Tochigi, werden folgen. Was der Kaiserin und den Besuchern bleibt, ist der umfassende, extravagant gestaltete japanische Katalog, dessen Papier von der ersten bis zur letzten Seite edler wird und ein wenig an die Mentalität von Mangas erinnert. Er zeigt schwarz auf weiß und eben nicht hochglänzend Menschen, Bauhäusler bei der Arbeit, beim Feiern und in eifrigen Posen.
"Es ist die größte Ausstellung, die wir jemals im Ausland gezeigt haben", sagt Lutz Schöbe von der Stiftung Bauhaus Dessau. Neben Torsten Blume ist er einer der beiden Kuratoren der Schau, die unter der Schirmherrschaft des deutschen Botschafters in Japan, Hans-Joachim Daerr, steht.
Zeitung unterstützt
345 Originalobjekte werden gezeigt, welche die Dessauer Bauhaus-Phase als Höhepunkt und Abschluss einer Entwicklung beschreiben. Dies entspräche, so Lutz Schöbe, auch der Dessauer Sammlungskonzeption. Den etwa 22 000 Dessauer Objekten, die nach Japan gereist sind, fehlen vielleicht die ganz großen Meisterwerke, aber die Entwicklungslinien können nachgezeichnet werden: die Kunstgewerbereform, der Deutsche Werkbund, Konstruktivismus und De Stijl, die Reimannschule und so weiter, und vor allem Arbeiten der Bauhausschüler und Jungmeister. 1995 waren schon einmal Objekte aus Dessau in Japan. Damals gab es erstmalig eine gemeinsame Ausstellung der drei großen Sammlungen Weimar, Dessau, Berlin. In Deutschland wird es so etwas im nächsten Jahr in Berlin geben.
Initiatorin der gegenwärtigen Ausstellung war die große, täglich zwei Ausgaben liefernde, japanische Tageszeitung "Sankei Shimbuna", welche auch die Finanzierung und das Projektmanagement übernahm. "Aus der Anfrage nach Ausleihe von Objekten ist", so Schöbe, "eine großartige Zusammenarbeit mit der Universität in Tokio geworden." So kommen aus Dessau Objekte und Konzept.
Es gebe durchaus Beziehungen zwischen Japan und dem Bauhaus in formal-ästhetischer Hinsicht, meint der Kurator. Stichwörter fallen: "Materialgerechtigkeit, Einfachheit, Zweckmäßigkeit, zeitlose Formen mit geringem moralischem Verschleiß, vollendete Raumorganisation". Eine Teekanne von Theodor Bogler und die Rezeption japanischer Architekturelemente erwähnt er. Und in anderer Richtung: Japaner hätten am Bauhaus gelernt und Aspekte des Lehrprogramms übernommen. Der Ausstellungstitel sagt es, über die sinnliche Vermittlung solle ein pluralistisches, heterogenes Bauhaus mit Brüchen und Qualitätsumschlägen vorgestellt werden. Die sinnlich erlebbare Dokumentation der Arbeit der Werkstätten begleitend stellen Filme, Tafeln, Workshops und Vorträge auch die aktuellen Stiftungstätigkeiten vor.
Stadt bekannt gemacht
Ein Modell des Dessauer Direktorenzimmers im Maßstab 1:1 haben die Japaner errichtet. Nun ist das "Gesamtkunstwerk" fern der Heimat erlebbar. Besonderes Interesse hätten die Japaner, so Lutz Schöbe, an Prototypen und Entwurfszeichnungen. Publikationen und Ausstellungen der letzten Jahre hätten die Dessauer Sammlung bekannter gemacht und somit auch die Stadt. In Japan gebe es Depots aus Zedernholz. Und überhaupt, die Mentalität. Auf einem der Rathaustürme in Tokio war Schöbe auch und schwärmt nun: "Die Stadt hört am Horizont nicht auf."