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Damit Hürden im Schulalltag besser gemeistert werden

Von HEIDI THIEMANN 11.01.2010, 18:06

DESSAU/MZ. - Trotz des fleißigen Übens, bringt das Kind nur eine schlechte Note mit nach Hause. Wieder ist das Diktat gründlich daneben gegangen. Kathrin Patrzek kann die damit verbundenen Sorgen gut nachvollziehen, kennt sie doch aus eigenem Erleben: "Das Kind verliert die Lust am Deutsch-Unterricht, weil es Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben hat, und die Eltern sind verzweifelt." Die Erfolge, die ihre Tochter spielend leicht erzielte, wollten sich beim Sohn insbesondere in Deutsch nicht einstellen. "Doch ehe das Problem in der Schule erkannt wird, ehe man einen Termin beim Schulpsychologen bekommt, vergeht so viel Zeit. Und dann hat jeder Experte auch noch eine andere Meinung", erzählt sie.

Kathrin Patrzek hatte sich nach Hilfe umgeschaut, sie im LOS-Institut von Klaus Mehldau gefunden, das sich mit der Diagnose und pädagogischen Therapie der Lese- / Rechtschreibschwäche (LRS) bei Kindern und Jugendlichen beschäftigt hatte. Das Institut gibt es zwar nicht mehr, doch die Kinder sollten in Dessau-Roßlau weiterhin eine Anlaufstelle bekommen. Weshalb die Unternehmerin Patrzek, die seit fünf Jahren im Personaldienstleistungsgewerbe tätig ist, sich kurzentschlossen ein zweites Standbein schuf: "Schreib und Lies" gibt es seit Mai, seit August ist die Rechtschreibschule in der Dessauer Hauptpost zu finden.

"Die Lese-Rechtschreibschwäche ist schwer zu erkennen, weil sie sehr vielfältig ist", sagt Ulrike Witt, Hauptverantwortliche in der Rechtschreibschule. Doch weiß sie auch, "wird der Förderbedarf rechtzeitig erkannt, hilft das den Kindern und ihren Eltern".

"Das verwächst sich", würden manche Eltern hören, wenn sie von den Problemen beim Schreiben und Lesen ihrer Kinder berichten. Zwar stimme es, dass die Kinder nichts für diese Schwäche können, doch schüttelt Elke Witt den Kopf: "Das verwächst sich nicht. Die Kinder müssen lernen, damit umzugehen und zurechtzukommen. Unser Ziel ist es, dass jedes Kind wieder Spaß am Lesen und Schreiben gewinnt, um die Hürden die Schulalltags zu meistern." Das aber brauche Zeit und Geduld.

Mit der so genannten Hamburger Schreibprobe werde festgestellt, welche Schwächen bei den Kindern besonders ausgeprägt sind. Danach werde das Unterrichtsmaterial individuell zusammengestellt. Die Kinder können Einzelunterricht erhalten oder Gruppenunterricht. Doch nicht mehr als vier Kinder sind in einer Gruppe, erklärt Witt.

Mit Bärbel Tietze, Aija Uscina und Christiane Lampe stehen den Kindern drei Pädagoginnen zur Seite, die sich auf dem Gebiet der Lese-Rechtschreib-Schwäche weitergebildet haben. Mit Hilfe von kindgerechten Büchern, des Dudens, aber auch mit verschiedenen Computerprogrammen werden die Kinder im Unterricht am Nachmittag gefördert. "Es ist ein spielerisches Lernen", sagt Kathrin Patrzek dazu, "schließlich sollen die Kinder gerne zu uns kommen."

14 Mädchen und Jungen werden gegenwärtig bei "Schreib und Lies" gefördert, die Jüngsten besuchen die zweite Klasse, der Älteste die sechste Klasse eines Gymnasiums. Grundsätzlich könnten Schüler bis zur achten Klasse gefördert werden, erklärt Ulrike Witt.

Um das Angebot von "Schreib und Lies" bekannt zu machen, setzt Witt sich mit den Grundschulen in Dessau-Roßlau, aber auch in der Umgebung in Verbindung. "Uns ist die Zusammenarbeit mit den Klassen- und Deutschlehrern wichtig, denn es geht um die Förderung der Kinder", sagt Witt.

Da es für viele Eltern aus beruflichen Gründen nicht einfach sei, die Kinder zur Rechtschreibschule zu bringen, ist auch dafür vorgesorgt. "Wir haben einen ,Fahropa'", erklärt Kathrin Patrzek dazu, "Reiner Schröder holt die Kinder auf Wunsch von der Schule oder Zuhause ab."

"Schreib und Lies", bejahen Patrzek und Witt, ist eine private Förderschule, die auch privat bezahlt werden muss. "Ist die Lese-Rechtschreib-Schwäche anerkannt, können Eltern einen Zuschuss beim Jugendamt beantragen", erklärt Ulrike Witt. Dazu und auch zum Angebot der Rechtschreibschule könnten sich Eltern jederzeit beraten lassen.

Kontakt zu "Schreib und Lies", Kavalierstraße 30-32 (Hauptpost, Eingang Turm), unter Tel. 0340 / 2 54 94 04

Kontakt per E-Mail unter

[email protected].