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Chronikübergabe an das Stadtarchiv Chronikübergabe an das Stadtarchiv: Episoden vom Vater der Dessauer Salami

Von Michael Deutsch 11.11.2003, 17:48

Dessau/MZ. - Als 1958 aus dem Zusammenschluss von 35 Handwerksmeistern eine Genossenschaft hervorging, ahnte noch keiner, dass die Dessauer in den 80er Jahren die größte PGH in der DDR unterhalten würden. Stolz kramt Haring noch die historischen Bilanzen aus seinem Gedächtnis hervor. "Mit 60 Mann haben wir '58 angefangen und einen Umsatz von 13 Millionen erzielt, 1987 waren wir 240 und machten 48 Millionen."

Nur verständlich, dass PGH-Chef Haring die Erfolgsgeschichte im 25. Jahr des Bestehens in Worte kleiden wollte. Doch Publikationen waren zu DDR-Zeiten genehmigungspflichtig. Unter der Rubrik "Wir haben kein Papier und keine Kapazitäten" sei die Ablehnung erfolgt. Haring trotzte. Fünf Jahre später, wieder zum Jubiläum, fragte er erst gar nicht wieder nach, sondern ließ die Chronik heimlich drucken. "Nur 70 Exemplare zählte die Auflage. Ausschließlich PGH-Gründungsmitglieder gelangten in den Besitz der Schrift."

Nun sei es aber an der Zeit, so Haring, diese Dokumentation öffentlich zu machen. Mit Vera Strowicki, Mitarbeiterin der Dessauer Stadtverwaltung, wurden zu aller Verständnis noch Ergänzungen und Erklärungen eingearbeitet.

Doch Erhard Haring hat selbst Geschichte geschrieben. Er gilt als der Vater der Dessauer Salami. Zwei ganze Jahre habe es gedauert, ehe die Behörden die Köstlichkeit aus Rindfleisch, Kammspeck und einer geheimen Gewürzmischung genehmigt hätten. Und dann hatten die Dessauer nicht mal etwas von seiner Rezeptur, weil die gute Wurst nach planwirtschaftlicher Manier auf Reisen ging. Haring erinnert sich bestens: "An jedem Donnerstag musste unsere Ware zur Handelsorganisation nach Halle geschafft werden. Schlangen standen dort schon vor dem Fleischer-Fachgeschäft in der Großen Ulrichstraße. In einer halben Stunde wanderte eine Tonne Fleisch und Wurst über den Ladentisch." Erhard Haring könnte noch viel erzählen. Aber verraten wird nicht alles. Schließlich soll sich ja auch noch jemand für seine Chronik im Stadtarchiv interessieren.