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Burg Reina in Großkühnau Burg Reina in Großkühnau: Dessauer Christdemokraten sprechen mit Minister Aeikens

Von Annette gens 04.03.2015, 19:04
Auch in der Fastenzeit schmecken Grünkohl und Pinkel, wie die Christdemokraten am Dienstag bewiesen. In ihrer Mitte begrüßten sie Hermann Onko Aeikens (links). Die Gespräche waren von launig bis informativ.
Auch in der Fastenzeit schmecken Grünkohl und Pinkel, wie die Christdemokraten am Dienstag bewiesen. In ihrer Mitte begrüßten sie Hermann Onko Aeikens (links). Die Gespräche waren von launig bis informativ. Sebastian Lizenz

Dessau - Grünkohl wird im Anhaltischen häufig als Braunkohl bezeichnet. Dazu serviert wird Gesottenes wie Bauchfleisch oder Kassler. Der Grünkohl, der am Dienstagabend in der Scheune der Großkühnauer Burg Reina auf den Tisch kam, erinnerte eher an die norddeutsche Variante (mit Pinkel). Das Gericht war eine Avance an einen Ostfriesen, der seit 2009 in Sachsen-Anhalt das Zepter in Sachen Landwirtschaft und Hochwasserschutz in der Hand hält.

Kompliment an Stadt

Sachsen-Anhalts Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Hermann Onko Aeikens, schlemmte am Dienstagabend mit seinen Dessauer christdemokratischen Parteifreunden in der Scheune der Burg Reina. Dem 63-Jährigen wurde für sein Kommen sogar eine Extrawurst in Aussicht gestellt, die er aus Vernunftsgründen abgelehnt hat. Das Servierte muss ihm dennoch geschmeckt haben. Denn Aeikens blickte gemeinsam mit seinen Tischpartnern nicht nur auf Ergebnisse im Hochwasserschutz in Stadt und Land, diskutierte Dessauer Sichten, nahm darüber hinaus nicht nur einige Anregungen und Hinweise mit nach Magdeburg, sondern er machte der Stadt ein Riesenkompliment: „Für mich ist Dessau die Kulturhauptstadt Sachsen-Anhalts“, schwärmte er von Bauhaus, Theater und Gartenreich und war mitten im Thema: Denn die Christdemokraten kritisierten die Art, wie die Dessau-Wörlitzer Kulturstiftung dem Hochwasserschutz Fesseln anlegt. Dafür führte CDU-Stadtrat Michael Puttkammer ein Beispiel vom Luisium an, rings um Park und Anlage seien Spundwände ins Erdreich getrieben worden. Ähnlich kompliziert sei der Schutz am Schloss Großkühnau - was Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister im Gegensatz zum Fragesteller nachvollziehen kann. „Wir müssen den historischen Charakter des Gartenreichs erhalten, um nicht dessen touristischen Wert zu gefährden“, argumentierte er. Es gebe im Lande jedoch in der Tat Beispiele, wie gefährlich es sein könne, wenn persönliche Interessen vor den Interessen des Hochwasserschutzes stünden und gerichtliche Entscheidungen Schutzmaßnahmen verzögerten. Aeikens plädierte dafür, auf langwierige Planfeststellungsverfahren zu verzichten und stattdessen „dem Staat zu vertrauen, dann geht es schneller“. Es wurde die Frage diskutiert, ob bei der Deichsanierung einer alten Trasse eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung erforderlich ist. So wie beispielsweise an den Möster Höhen. Viele Jahre gingen seit der Planung ins Land. Christiane Nöthen, Chefin der Dessau-Roßlauer CDU und der Interessengemeinschaft Hochwasserschutz, weiß nur zu gut, wie lange die Dessauer den überfälligen Lückenschluss an der Grenze zum Landkreis Anhalt-Bitterfeld angemahnt haben. Beim Hochwasser 2013 war das ein neuralgischer Punkt, erinnerte Nöthen. Aeikens geht indes davon aus, dass die Bauarbeiten an den Möster Höhen noch in diesem Jahr beginnen.

Verweis auf Projekte

DVV-Geschäftsführer Thomas Zänger (CDU) äußerte die Angst, vor dem Wettrüsten um den höchsten Deich, würde Hochwasserschutz nur durch Deichbau betrieben. Immerhin sei die DIN für Deichhöhen in den vergangenen Jahren schon zweimal korrigiert worden. Darauf Aeikens: Den Flüssen Raum geben durch neue Polder, das wolle auch das Land. Insofern gönne er seine diesmal nicht in Anspruch genommene Extra-Wurst den Flüssen wie den Retentionsflächen. Er erinnerte an Projekte in Rösa und Löbnitz. Damit würde zusätzlicher Platz für 40 Millionen Kubikmeter Muldewasser entstehen. Solche Flächen könnten im Ernstfall entscheidend sein.

Grünkohlessen kann bilden. Zumindest war dies in Großkühnau der Fall, weshalb Dessauer Christdemokraten nun überlegen, ob die Form der Veranstaltung nicht ausbaufähig ist. Wie man hört, hätte man auch nichts dagegen, einen SPD-Minister zu Tisch zu bitten. (mz)