Behinderter vor zehn Jahren ermordet Brutale Tat vor zehn Jahren am Dessauer Hauptbahnhof: Opferberatung fordert Tafel für Sbrzesny
Dessau - Zehn Jahre nach dem Tod von Hans-Joachim Sbrzesny kämpft die Dessauer Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt noch immer darum, dass der Mord an dem 50-Jährigen aus Halle von der Landesregierung Sachsen-Anhalts als rechte Straftat anerkannt wird.
„Die brutale Tat darf nicht vergessen werden“, sagte Marko Steckel von der Opferberatungsstelle im Multikulturellen Zentrum. Nicht nur Steckel setzt sich dafür ein, dass am Tatort mit einer Bodenplatte ähnlich wie die Stolpersteine, die in der Stadt verlegt sind, an die grausame Tat erinnert wird.
Vor zehn Jahren, am 1. August 2008 gegen 1 Uhr, war der 50-jährige geistig behinderte Hallenser an einer Parkbank nahe des Dessauer Hauptbahnhofs ermordet worden. Mit 2,23 und 2,88 Promille im Blut hatten ihn damals ein 23-jähriger Zerbster und ein 33-jähriger Dessauer - beide aus der rechten Szene stammend - mit einem metallenen Papierkorb schwerst am Kopf verletzt.
In der Untersuchungshaft hatte damals einer der Täter mit der Tat geprahlt und Einzelheiten geschildert
Die beiden Täter waren mit Blut an Händen und Kleidung in Tatortnähe gestellt worden. Das Landgericht hatte im Frühjahr 2009 gegen den 23-Jährigen eine lebenslange Freiheitsstrafe verhängt und den 34-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Jahren samt Unterbringung in einer Entziehungsanstalt verurteilt.
In der Untersuchungshaft hatte damals einer der Täter mit der Tat geprahlt und Einzelheiten geschildert, wie ein Zeuge dann vor Gericht berichtete. Zum Beispiel, dass er und sein Mittäter in der Nacht zum 1. August 2008 im Park nahe dem Dessauer Hauptbahnhof einen Obdachlosen derart geschlagen hätten, auch mit einem Abfallkorb aus Metall, dass bei dem Opfer Rippen aus Brust und Rücken herausstanden. Und dass sie den Mann zum „Bordsteinkick“ gezwungen haben: Er habe in die Sitzfläche einer Parkbank beißen müssen, dann sei ihm auf den Kopf getreten worden.
Dieses Detail weckte den Verdacht, die Täter könnten den Mord von Potzlow nachgeahmt haben, der bundesweit Entsetzen ausgelöst hatte. In dem brandenburgischen Dorf hatten Skinheads im Juli 2002 einen Schüler zu Tode gequält. Das Opfer musste in die Kante eines Schweinetrogs beißen, dann sprang ihm ein Täter auf den Kopf. (mz/age)