Blitzeinschlag in Waldersee Blitzeinschlag in Dessau-Waldersee: Von den acht Familien ist niemand verletzt worden

Dessau - Das Donnerwetter hat trotz Ansage lange auf sich warten lassen, ehe es in der Nacht zum Mittwoch über die Stadt hereinbrach. Mit großer, zerstörerischer Gewalt. Gegen halb zwei schlug ein Blitz in das Dach eines Mehrfamilienhauses in Waldersee ein und machte mit weit hörbarem Gebrüll die Nacht für eine Mikrosekunde zum Tag.
Die jäh aus dem Schlaf gerissenen Bewohner können sich alle selbstständig oder mit Hilfe von Nachbarn in Sicherheit bringen: Mütter mit schlaftrunkenen, verängstigten Kindern, Väter, Pflegebedürftige. Im Dachstuhl des dreistöckigen Gebäudes bricht Feuer aus. Wenig später rasen Polizei- und Feuerwehrautos in die Alte Mildenseer Straße. Die Mieter werden aus dem Gefahrenbereich gebracht und betreut von der Feuerwehr und dem dazugekommenen Hausverwalter.
Die Feuerwehrleute beginnen sofort mit Lageerkundung und Löscheinsatz. Der dauert an bis in den frühen Morgen und war nach Worten des Einsatzleitdienstes teilweise schwierig. Das Feuer hatte sich durch Zwischenräume und Schrägenverkleidungen gefressen, flammte an wechselnden Stellen wieder neu auf und griff zuletzt auf das ganze Dach über.
Um 6 Uhr übergab die Feuerwehr das gelöschte Objekt wieder an den Eigentümer
Insgesamt wurden 49 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr Dessau-Roßlau, und der Freiwilligen Feuerwehren aus Waldersee, Mildensee, Roßlau, Sollnitz und Dessau-Süd mit insgesamt elf Fahrzeugen an den Brandort gerufen.
Um 6 Uhr übergab die Feuerwehr das gelöschte Objekt wieder an den Eigentümer und rückte ab. Die Folgen von Brand und Löscharbeiten machen das Wohnhaus unbewohnbar. Die Polizei bezifferte den Schaden in einer ersten Schätzung mit 600.000 Euro.
Absperrungen, ankommende und abfahrende Autos und in Gespräche vertiefte Menschengruppen halten Mittwochvormittag in der Alten Mildenseer Straße die Erinnerung wach an die aufregende Nacht. Im Hof werden kleine und größere Möbelteile auf Anhänger geladen und abtransportiert, stapeln sich Koffer und Körbe. Eine Dachdeckerfirma fährt mit dem Hubsteiger vor. Auf einer Rabatte ist ein großformatiges Baby-Foto wie zum Trocknen in der Sonne ausgebreitet: Die Mutter beugt den Kopf tief über das kleine Wesen, wie um zu sagen: „Keine Angst, Mama ist da.“
„Das wird wohl die dritte Komplettsanierung“
„Ein Blitzeinschlag ist höhere Gewalt. Das Wichtigste ist, dass von den acht betroffenen Familien niemand verletzt wurde“, sagt Claus-Udo Steinbiß. Der Hausverwalter war nachts vor Ort gerufen worden und betrachtet die Schäden nun bei Tageslicht. „Das wird wohl die dritte Komplettsanierung“, schätzt er.
1996 hatte Steinbiß eine frühere Walderseer Arztpraxis und -wohnung zum Mehrfamilienhaus umgebaut. 2002 ging das Haus im Elbehochwasser unter, um drei Jahre später wieder als schmucke Villa aufzuerstehen. Und nun der Blitz. „Das ist ein unvergesslicher Geburtstag“, meint er. Steinbiß wurde am Mittwoch 76 Jahre. (mz)