Bilanz Bilanz: 43 Anfragen und zwei Ansiedlungen
DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Möbel Boss und Carmag
43 Anfragen gab es im Jahr 2009 für das Dessau-Roßlauer Amt für Wirtschaftsförderung, Tourismus und Marketing. Im Ergebnis stehen ganze zwei Ansiedlungen von Firmen: Möbel Boss, ein Möbelhaus, das sich in der Köthener Straße eingemietet hat, und die Carmag GmbH, eine Tochter der Laukötter GmbH, die versucht, selbst entwickelte Karbonkolben im Automobilmarkt zu platzieren, auf den großen Durchbruch aber noch wartet.
Das Ergebnis wird auch dann kaum besser, wenn man noch zwei Firmenverlagerungen (WTZ Roßlau, Baustoff- und Gewässersanierungs GmbH Dessau), drei Firmenerweiterungen (Octapharma, IDT Biologika, Berg Autoteile) und vier Investitionen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Regionalen Infrastruktur" (Tischlerei Thomas Thiele, AEM, IDT Biologika, Maschinentechnik Pareis) hinzurechnet. Joachim Hantusch weiß darum. "Das alles", gibt der Dezernent für Wirtschaft und Stadtentwicklung zu, "ist nicht wirklich viel, wenn man bedenkt, dass 2008 ein gutes Jahr war."
Am 1. Januar 2009 hat Hantusch seine Arbeit im Dessau-Roßlauer aufgenommen - und viel angeschoben. Doch es muss schon als Rückschlag bezeichnet werden, dass die personelle Neuaufstellung der Wirtschaftsförderung nur langsam voran geht, dass es bis heute keinen Chef für das zum 1. Juli 2009 neu formierte Amt für Wirtschaftsförderung, Tourismus und Marketing gibt. Der erste Auserwählte überstand die Probezeit nicht. Der zwei Kandidat sprang wenige Tage vor seinem Amtsantritt ab - und ging nach Cuxhaven. Im Dezember 2009 wurde das vorerst dritte Auswahlverfahren gestartet. Es gibt einen Wunschkandidaten, allerdings auch ein großes Problem: Der Mann hat einige, auch finanzielle Wünsche formuliert, die Ausnahmeregelungen erforderlich machen. Am Ende steht eine einfache Entscheidung: Was ist der Stadt ein Wirtschaftsförderer wert, von dem eine eigens gebildete Findungskommission ziemlich überzeugt ist? Mit Blick auf die Ergebnisse vom Jahr 2009 gibt sich die Antwort eigentlich von allein.
35 Seiten zählt die Jahresbilanz des Amtes, das in die Sachgebiete Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing, Tourismus und Grundstücksverkehr eingeteilt ist. Neben positiven Entwicklungen wie die 81 Existenzgründungen, die vom Ego-Piloten begleitet wurden, die erfolgreiche Premiere der Sommeruniversität der Umweltwissenschaften und die Entwicklung der Stadtsprung-Tourismus-Initiative gibt es aber auch negative Dinge, die auffallen.
Unterschiede bei Belegung
So sind zum Beispiel die sieben privaten Gewerbegebiete der Stadt zu 73 Prozent belegt, die sechs kommunalen aber nur zu 44 Prozent. Das Gewerbegebiet Flugplatz, einst für viele Millionen Euro erschlossen und Dessaus größter Hoffnungsträger, weist sogar nur eine 18-prozentige Belegung auf. 131 der 160 Hektar stehen leer. Davon abgesehen, dass ein Großteil davon unter Wasser steht und gerade ein Gutachten erarbeitet, wie das geändert werden kann, bleibt die Frage, warum dort kein Platz sein soll für eine Photovoltaikanlage. Mitte Januar hatte der Bauausschuss dem Ansinnen der Köthener ASG Engineering GmbH eine klare Absage erteilt. Das Thema aber scheint noch nicht endgültig vom Tisch.
2010 muss Hantusch Ergebnisse liefern. Der Dezernent weiß darum - und hat in die Bilanz - wohl auch zur Besänftigung - ehrgeizige Ziele hineinschreiben lassen. Die Wirtschaftsförderer werden ein "Wachstums- und Infrastrukturkonzept für die gewerbliche Wirtschaft der Stadt Dessau-Roßlau" vorlegen, das gerade vom Institut der Wirtschaft in Köln erarbeitet wird. Joachim Hantusch hatte das mit seinem Amtsantritt immer als Arbeitsgrundlage verlangt, war aber ewig den dafür benötigten Fördergeldern nachgelaufen. Die Innenstadtentwickler sollen noch im Frühjahr einen Maßnahmekatalog zur Belebung der Zerbster Straße erstellen. Am Donnerstag findet dazu ein Workshop statt.
Touristiker sind gefordert
Die Touristiker sind gefordert, die Marke "Luther.Bauhaus.Gartenreich" stärker nach außen zu tragen. Dessau-Roßlau soll aber auch als Radwegekreuz besser vermarktet werden. Immerhin berühren gleich neun internationale, nationale und regionale Radwege die Doppelstadt. Beide Maßnahmen müssen greifen. Bedingt durch die Krise, ist Dessau-Roßlau 2009 hinter den Rekord-Übernachtungszahlen von 2008 zurückgeblieben.