Betreuungszeiten in Dessau Betreuungszeiten in Dessau: Ist die Kita bald bis 20.30 Uhr geöffnet?

Dessau-Rosslau - Eine Betreuungszeit von 5.30 bis 20.30 Uhr sowie eine Samstagsöffnung der Kindertagesstätten - das wäre für ein Großteil der hiesigen Unternehmen ein optimales Kinderbetreuungsangebot. Zu dieser Aussage kommt eine Umfrage, die das Lokale Bündnis für Familie zum Thema Randzeitenbetreuung in der Kindertagesbetreuung im vorigen Jahr durchgeführt hat.
Diese Randzeitenbetreuung in den Kindertagesstätten ist seit Jahren ein Thema. Sie werde dringend gebraucht, sagen die einen. Es gebe keinen Bedarf, die anderen. Ein entsprechendes Angebot in der Kita in der Flössergasse, das drei Jahre lang bestand, sei nicht angenommen und deshalb wieder eingestellt worden, erinnerte Jugendamtsleiterin Heike Förster. Die Präsentation der Unternehmensumfrage von Sabine Falkensteiner, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt und Mitglied im Bündnis, hat am Dienstag im Jugendhilfeausschuss erneut zur Diskussion des Thema geführt.
Belegplätze mit Folgen
Die am Ende an der Kostenfrage hängen blieb. Man müsse erst wissen, wie hoch die Mehrkosten sind ehe man weiter diskutieren könne, forderten mehrere Ausschussmitglieder. Dabei gibt es seitens des Dekita-Eigenbetriebes bereits konkrete Bemühungen, in der Kita Rasselbande die Öffnungszeiten bis 20.30 Uhr auszudehnen. Die Vorbereitungen dazu laufen, bringen aber etliche Probleme hervor: Die Einrichtung ist voll, es gibt keine freien Plätze. Zusätzliches Personal sei nicht vorgesehen, auch fehle ein Konzept, wie die Randzeitenbetreuung gestaltet werden soll. Um den Kostenaufwuchs im Rahmen und den Bedarf planbar zu halten, plant Dekita die Einrichtung von Belegplätzen. Was bedeutet, dass eine Firma eine bestimmte Anzahl von Kita-Plätzen kauft, die dann für Kinder ihrer Mitarbeiter freigehalten werden. Müssen die anderen Kinder denen Platz machen? „Belegplätze können nicht die Lösung sein, die wir suchen“, äußerte Sabine Falkensteiner diesbezüglich große Bedenken. „Wir brauchen ein für alle Eltern zugängliches Angebot.“ Und das wiederum erfordere ein deutliches Signal der Politik: Ist die Stadt bereit, für die Kinderbetreuung mehr Geld auszugeben?
Sozialdezernent Gerd Raschpichler indes warnte davor, dass die Kommune für die Bedürfnisse der Unternehmen einstehen soll. „Unternehmerische Bedürfnisse sind nicht mit dem Bedarf zu verwechseln“, erklärte er. Auch wisse er, dass Unternehmen durchaus bereit seien, sich an den Kosten zu beteiligen. Raschpichler denkt, dass es ein breites Spektrum an Lösungen für eine Randzeitenbetreuung gebe - vom Betriebskindergarten über die Belegplätze bis hin zur Aufnahme der Randzeitenangebote in die Kita-Planung.
Lösung für die Zukunft suchen
Die Diskussion um den aktuellen Bedarf oder Nichtbedarf halten die Vertreter des Familienbündnisses für nicht förderlich. „Die jetzt berufstätigen Eltern haben eine Lösung für sich gefunden“, so Falkensteiner, „wir brauchen ein verlässliches Angebot für künftige Eltern, auch vor dem Hintergrund der Fachkräftesicherung in den hiesigen Unternehmen.“ Martina Huth vom Jobcenter Dessau-Roßlau unterstreicht das: „Wir verzeichnen einen nicht unwesentlichen Anstieg an alleinerziehenden erwerbsfähigen Hilfebedürftigen, da sie wegen fehlender Betreuungsmöglichkeiten in ihrem Beruf nicht mehr Vollzeit oder gar nicht mehr arbeiten können.“
Zehn bis 12 Kinder von Alleinerziehenden werden kontinuierlich von drei Mitarbeitern in der Jobcentermaßnahme „Randzeitenbetreuung“ des Shia-Familienzentrums betreut. „Pro Monat haben wir zwei bis drei Anfragen, die wir nicht bedienen können“, verdeutlicht Zentrumsleiterin Jenny Golembski. Die Mütter arbeiteten vornehmlich im Handel, oft sei Betreuung auch am Wochenende notwendig. „Kein Bedarf sieht anders aus.“ (mz)