Besuch im Technikmuseum Besuch im Technikmuseum: Björn Otto trifft auf "Hugo Junkers"

dessau/MZ - Die Augen funkelten, das ganze Gesicht strahlte Begeisterung aus. Fast schien es, als könnte es Björn Otto gar nicht erwarten, endlich im Pilotensitz Platz zu nehmen. Genau dort, wo sich der Olympia-Zweite im Stabhochsprung auch in Zukunft sieht. Pilot zu werden, einmal Flieger zu sein, ist ein Kindheitstraum von ihm.
Ein atemberaubendes Flugzeug
Nur wenige Stunden nach Ottos triumphalen Sieg beim 12. Dessauer Springermeeting in der Anhalt-Arena am Mittwochabend war der 35-Jährige auf historischem Boden unterwegs. Auf Einladung von Dessaus Sportdirektor Ralph Hirsch besichtigte Otto das Technikmuseum „Hugo Junkers“, wo die dort ausgestellte Ju 52 sofort die Aufmerksamkeit des studierten Diplom-Biologen fesselte. Das Smartphone als Fotoapparat nutzend, hielt Otto noch so jedes kleine Detail des berühmten Verkehrsflugzeugs fest. „Es ist ein atemberaubendes Flugzeug“, strahlte er. Am liebsten wäre er wohl komplett in die Tragfläche geklettert, damit ihm auch nichts entgeht. Bis er schließlich im Pilotensitz landete. „Ich würde diese Maschine sofort fliegen. Ich würde überhaupt fliegen, egal was.“ Fast schien es dann so, als würde er dann das Flugzeug tatsächlich startklar machen wollen, so intensiv checkte er Instrumente und Steuerung. „Er hat mir jede Anzeige und jeden Hebel im Cockpit genau erklärt“, staunte „Co-Pilot“ Hirsch über das komplexe Detailwissen Ottos. Dabei hat dieser erst vor wenigen Tagen eine Pilotenausbildung begonnen.
Großvater war Pilot
Die Leidenschaft für Flugzeuge und das Fliegen begann natürlich schon viel viel früher. Mit seinem Großvater hat er als kleiner Junge oft stundenlang zusammengesessen und sich alles erzählen lassen, was dieser erlebt hat. Großvater Otto war Pilot während des Zweiten Weltkriegs, „und ist da auch Junkers-Maschinen geflogen“, erzählt Björn Otto. Insofern war der Besuch im Dessauer Junkers-Museum auch ein Wiedersehen mit der eigenen Familiengeschichte. Später baute er dann selbst Modellflugzeuge. „Da hat er manchmal die Konstruktion gegenüber der Vorlage verändert“, erzählt Vater Lothar, der am Donnerstag zusammen mit seiner Frau Ilona ebenfalls das Technikmuseum besuchte. Mit 18 dann zog es Björn Otto zum Gleitschirmfliegen, der erste Schritt auf dem Weg, um sich dem großen Traum zu erfüllen. Der musste dann aber doch warten, lange sogar, mehr als 15 Jahre. Björn Otto entschied sich für die Karriere als Leistungssportler, stellte dafür das „Pilot werden wollen“ hinten an. Doch nun, mit 35 Jahren, geht er das Projekt doch noch an. Eigentlich wollte er damit schon 2012 starten, doch da kam der sportliche Erfolg „dazwischen“. Otto, zum ersten Mal seit langem verletzungsfrei, schwang sich zur deutschen Nummer Eins auf und lehrte die Weltspitze das Fürchten. Bei den Olympischen Spielen in London kämpfte er lange um Gold mit.
Jetzt aber der Pilotenschein. Der wird Ottos Leben verändern. Die Ausbildung geht in der Woche von 9 Uhr bis 16 Uhr. Erst danach kann er trainieren. Von Vorteil ist, dass die Ausbildung in Essen stattfindet. Otto wohnt nebenan in Leverkusen. „Das ist eine halbe Stunde Fahrzeit“, sagt Vater Lothar. Was es seinem Sohn einfacher machen könnte, Pilot zu werden: die umfangreiche Vorbildung.
Überraschung ist gelungen
Während seines Biologie-Studiums musste er beispielsweise auch zwei Semester Physik belegen, was ihm jetzt entgegenkommt. Zudem scheint er auch ein „großes Talent“ fürs Fliegen zu besitzen. „Auf einer Flugausstellung ist er mal in einen Simulator rein und hat einen Airbus gelandet. Das hat er so gut hinbekommen, dass er gefragt wurde, ob er eine Pilotenausbildung habe“, erzählt Lothar Otto, der selbst zwar technikbegeistert ist, aber „mit dem Fliegen nicht so viel am Hut hat“ wie sein Sohn. Der „schwänzte“ am Donnerstag übrigens eine Unterrichtsstunde. „Wenn man so eine Chance geboten bekommt, sich so etwas anzusehen, die muss man nutzen“, erklärte er lachend und bedankte sich ausdrücklich bei Hirsch, dem damit „eine tolle Überraschung“ gelungen ist. „Man hat nicht viele Veranstalter auf der Welt , die so auf die privaten Dinge eines Sportlers eingehen“, sagte Otto, um dann rasch noch ein paar zusätzliche Fotos vom Motor der Ju52 zu schießen.