Besonderer Geburtstag Besonderer Geburtstag: Wenn aus dem Gerätehaus ein Bahnhof wird
Meinsdorf/MZ. - Dann wird sich der Roßlauer Bürgermeister Klemens Koschig die Klinke in die Hand geben mit dem Meinsdorfer Wehrleiter Franz Bunke, seinem Stellvertreter Volker Kreiseler, und dem Roßlauer "Katastrophenminister" Detlef Schulze, und alle werden Blumen dabei haben. Denn Anni Kaptur ist 80 Jahre alt geworden. Sie ist - mithin Ehrenmitglied - die älteste Feuerwehrfrau der Meinsdorfer Freiwilligen Feuerwehr und außerdem auch aller anderen Wehren der Stadt, als da noch sind die der Stadt, die Streetzer, Nathoer und Mühlstedter.
Aber nicht die einzige, die schon seit 41 Jahren der Feuerwehr die Treue hält, worauf sie großen Wert legt. Da sei noch die und die und die, zählt die temperamentvolle Frau auf. "Sechs sind wir allein in Meinsdorf", rechnet sie zusammen. Im vergangenen Jahr haben alle sechs die Anerkennung für 40 Jahre Mitgliedschaft erhalten.
Und die haben Frau Kaptur und ihre Mitstreiterinnen natürlich nicht nur in der Seniorenabteilung der Meinsdorfer Wehr verbracht. Sie und Waltraud Kreiseler, die der Jubilarin außer deren Tochter und Enkelin bei der Vorbereitung der Gebrutstagstafel hilft, erinnern sich noch gut an die Jahre bis zur Wende, als sie und andere Feuerwehrfrauen für den vorbeugenden Brandschutz unterwegs waren. Unterwegs im wörtlichen Sinne.
Denn bei den jährlichen Brandschutzkontrollen haben sie - eingeteilt in Zweiergruppen und straßenzugweise vorgehend - jeden Meinsdorfer Herd kennen gelernt. Und genau geschaut, ob das Fußbodenblech groß genug und ordentlich befestigt war. Brandschutzkontrollen gab es auch am Bahndamm. In den Betrieben haben damals eher die Männer kontrolliert.
Heute ist es zwar etwas ruhiger geworden, verglichen mit den alten Zeiten, doch ganz leise noch längst nicht. Immerhin kommen die Kameraden der Wehr regelmäßig zu ihren Schulungen ins Gerätehaus, in dem Anni Kaptur mit ihrem Mann Franz schon seit 1996 wohnt und nach dem Rechten schaut. Bei diesen Schulungen hören die Senioren dann auch zu. Und alle 14 Tage trifft sich hier der Feuerwehr-Nachwuchs zum Training. Manchmal ist dabei dieser oder jener Tipp von Kapturs gefragt. Selbstredend unternehmen die Feuerwehr-Senioren auch ab und an selbst etwas. Kegeln steht zum Beispiel ganz oben auf ihrer Sympathieliste.
So ist immer Leben in der Wohnung der Kapturs. Ab und an kommen Sohn oder Tochter, die beide in Meinsdorf leben, oder einer der vier Enkel samt Urenkeln. Am Samstag werden sogar über 40 Gäste erwartet, wenn der 80. der Frau, die es 1946 aus Freudenberg bei Tetschen / Böhmisch Leipa mit einem Umsiedlertreck nach Roßlau verschlagen hatte, in einer Gaststätte mit der Familie und vielen weiteren Gästen gefeiert wird.