Berufsschulzentrum Dessau Berufsschulzentrum Dessau: Künftig Partner für Stammzellenspenderdatei

Dessau - Der Hausmeister ist demnächst samt Bohrmaschine gefragt, um das Schild an auffälliger Stelle im Foyer des Dessauer Berufsschulzentrums „Hugo Junkers“ anbringen zu können. Denn dass die Einrichtung (über 1 700 Schüler) Partnerschule der Deutschen Stammzellenspenderdatei geworden ist, darauf ist man stolz. Und darauf hat man jahrelang hingearbeitet.
Gestern haben Deutsche Stammzellenspenderdatei (DSD) und die BbS I Dessau ihre Partnerschaft besiegelt. Vorausgegangen sind unzählige Blutspenden, zu denen sich die Schüler in der Vergangenheit bereiterklärt hatten. Alljährlich im Herbst und Frühjahr werden an der Einrichtung Blutspendetermine durchgeführt. Seit eineinhalb Jahren kann sich darüber hinaus typisieren lassen, wer möchte, sagt Hans-Georg Baumbach, Schulleiter der BbS I, und weiß viele Auszubildende hinter sich.
Der Fakt, dass aller 45 Minuten in Deutschland ein Mensch an Leukämie erkrankt, lässt keinen Schüler kalt. „Für viele Erkrankte ist eine Stammzellenspende die einzige Chance auf Leben“, erklärte Heinz Robens, geschäftsführender Gesellschafter der DSD vor Schülern. Da nur etwa 30 Prozent der Patienten einen verwandten Spender finden, ist die Mehrzahl heute auf einen nicht verwandten Spender angewiesen. „Deshalb ist es so wichtig, dass sich viele Menschen typisieren lassen“, so Robens.
Partnerschaft keine Einbahnstraße
Die Deutsche Stammzellenspenderdatei ist ständig bemüht, ihre Datei weiter auszubauen, um für noch mehr Patienten die Chancen auf einen passenden Spender zu erhöhen. Geworben wird unter anderem unter jungen Menschen, verweist Robens auf das Projekt Partnerschule. So ist die berufsbildende Schule Dessau die 52. BbS in fünf Bundesländern, die innerhalb von zwölf Monaten Partnerschule der DSD geworden ist.
Wer kann sich typisieren lassen? Jeder zwischen 18 und 55 Jahren, der „weitgehend gesund“ ist. Die Daten der Spender bleiben in verschlüsselter Form bis zum vollendeten 61. Lebensjahr im Zentralen Knochenmarkspender-Register (ZKRD) gespeichert.
Was ist das ZKRD? Im ZKRD laufen alle für die Suche nach einem Spender relevanten Daten aus ganz Deutschland zusammen. In Deutschland gibt es insgesamt 28 Dateien. Die Deutsche Stammzellspenderdatei (DSD) ist eigenen Angaben zufolge die achtgrößte Spenderdatei.
Wie funktioniert die Typisierung? Ganz einfach. Der Spender gibt eine Blutprobe ab. Drei Milliliter reichen schon. Das Blut wird auf die Gewebemerkmale untersucht. Alternativ besteht die Möglichkeit einer Speichelprobe: Wattestäbchen anfordern, Wangenabstrich nehmen. Fertig.
Wo kann man sich typisieren lassen? Typisierungsaktionen sind meist an die Blutspendetermine vom Deutschen Roten Kreuz gebunden. Spendewillige können sich aber jederzeit bei der DSD melden.
Was ist der Unterschied zwischen einer Knochenmarkentnahme und einer Stammzellenspende? Bei der Knochenmarkentnahme wird unter Vollnarkose etwa ein Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen entnommen. Die Stammzellenspende erfolgt aus dem Blut über die Armvene. Der Spender bekommen drei bis fünf Tage vorher ein Medikament, dass die Produktion der Blutstammzellen anregt. „Eine Knochenmarkentnahme passiert nur noch in fünf Prozent der Fälle“, in der Regel für die Behandlung von Kleinkindern, erklärt Heinz Robens, Geschäftsführender Gesellschafter der DSD.
Damit diese Partnerschaft keine Einbahnstraße ist, sichert die DSD wiederum Unterstützung zu. Die gibt es zum Beispiel, indem unterrichtsergänzendes Schulmaterial für den fächerübergreifenden Unterricht zur Verfügung gestellt wird. Die DSD unterstützt die Projektarbeit durch Workshops. Sie ermöglicht Begegnungen zwischen Schülern und Stammzellspendern und -empfängern. „Wir stellen uns auch als Mentoren für Belegarbeiten zur Verfügung“, erklärt DSD-Bildungsbeauftragte Grit Gröbel.
Rund 80 Prozent der erfolgreichen Stammzelltransplantationen machen junge Menschen möglich. Deshalb sei die Bedeutung der Bildungsangebote umso wichtiger. „Denn nur aufgeklärte Menschen können auch eine richtige Entscheidung treffen“, sagt Göbel. (mz)