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Berufsbildende Schule 1 in Dessau Berufsbildende Schule 1 in Dessau: Vielfalt im Angebot

Von DANNY GItTEr 24.11.2013, 18:53
Juliane weist den Interessenten den Weg durch das Berufsschulzentrum „Hugo Junkers“.
Juliane weist den Interessenten den Weg durch das Berufsschulzentrum „Hugo Junkers“. Sebastian Lizenz

DESSAU/MZ - Daran verzweifeln. Was würde das bringen? Die Dinge sind nun mal so wie sie sind. „Die Schüler- und Bewerberzahlen sind auf einem relativ niedrigem Niveau. Wir versuchen so gut wie möglich damit umzugehen“, weiß Hans-Georg Baumbach, Schulleiter der Berufsbildenden Schule I, dass er politische Entscheidungen wie die Kreisgebietsreform oder gesellschaftliche Entwicklungen, wie die schrumpfende Bevölkerung in der Region nicht ändern kann.

Von einst über 3.000 auf jetzt 1.750 hat sich die Zahl der Schüler dramatisch verringert. Weniger Bewerber auf dem Ausbildungsmarkt bedeuten auch kleinere Klassen an den Berufsschulen. Das hat in der jüngsten Vergangenheit dazu geführt, dass Klassen aus Gründen der Effektivität zusammengelegt wurden und für manche Lehrlinge damit plötzlich der Wechsel an eine andere Schule verbunden war.

Kompromisse gefunden

„Darauf haben wir reagiert“, sagt der Schulleiter. So werden zum Beispiel Auszubildende zum Frisör in diesem Lehrjahr aus Dessau-Roßlau in der Lutherstadt Wittenberg beschult und dort ihre dreijährige berufstheoretische Ausbildung absolvieren. Im nächsten Ausbildungsjahr wird dann für die neuen Frisör-Azubis aus Dessau und dem Landkreis Wittenberg die Dessauer Berufsschule zuständig sein. Ein Kompromiss zugunsten der Schüler, um stabile Verhältnisse zu schaffen. Um die ist trotz sinkender Schülerzahlen Baumbach sonst nicht besorgt. Mit Wohlwollen nahm er am Sonnabend zum Tag der offenen Tür der BbS I das quirlige Treiben an den Ständen im Foyer und in den Fachkabinetten zur Kenntnis. Und ein Gutes hat für den Schulleiter die Tendenz dann doch. „Heute ist doch die Chance der Schulabgänger auf einen Ausbildungsplatz sehr viel größer als noch vor Jahren“, so Baumbach. „Überkapazitäten“ konnten dadurch abgebaut werden. „Als Auffanglösungen haben wir damals Ausbildungen wie den Tourismusassistenten oder die vollschulische Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation angeboten“, erinnert sich der Schulleiter. Die gibt es längst nicht mehr.

Geblieben sind aber 24 duale und staatliche Ausbildungen wie Bankkaufmann, Einzelhandelskauffrau, Pharmazeutisch-technische Assistentin und Physiotherapeutin. Jeder der 24 Berufe und die weiterführenden Angebote der Fachoberschule sowie des Fachgymnasiums konnten am Sonnabend von den Besuchern hautnah erlebt werden, mit jeder Menge Informationen von Auszubildenden und Fachlehrern.

Damit sollte ein wenig die Schwellenangst, aber auch falsche Vorstellungen über potenzielle Berufe genommen werden. So wie etwa beim Koch. „Die Abbrecherquote ist einfach zu hoch“, bilanziert Lehrer Thomas Wolffgang. „Natürlich kocht man nicht gleich im ersten Lehrjahr ein komplettes Drei-Gänge-Menü, sondern schneidet erst einmal Zwiebeln und Kartoffeln“, erläutert Wolffgang. Wer aber seiner Meinung nach diesen Beruf wirklich ausüben will, der nimmt das in Kauf.

Kreativ und hart

„Wir brauchen Leute, die wirklich wollen“, sagt der Berufsschullehrer. Denn es ist ein stressiger aber auch unheimlich kreativer Beruf. „Man sollte unbedingt eine filigrane Ader mitbringen. Denn auch die Dekoration auf dem Teller ist entscheidend“, weiß Wolffgang aus der Praxis.

Ganz viel soziale Kompetenz sollten zukünftige Erzieher mitbringen. Es ist einer der derzeit beliebtesten Ausbildungsberufe, den auch immer mehr Männer für sich entdecken. Auch Patrick Schröder, der ursprünglich Sekundarschullehrer werden wollte, hat sich für die Ausbildung zum Erzieher entschieden. „Man spielt so viele Rollen. Den Tröster, die Krankenschwester und den Spielkameraden. Das gefällt mir“, sagt der junge Mann. Aber mehr gesellschaftliche Anerkennung für seinen zukünftigen Beruf würde er sich schon wünschen. „Viele sagen abschätzig, ihr spielt ja nur den ganzen Tag. Dabei leisten wir frühkindliche Bildung und Erziehung“, erläutert Schröder.

Das Interesse von potenziellen Erziehern war am Sonnabend groß. Der Beratungsbedarf entsprechend hoch - trotz niedriger Schulabgängerzahlen.

Zum Tag der offenen Tür wurde auch der Beruf des Frisörs vorgestellt.
Zum Tag der offenen Tür wurde auch der Beruf des Frisörs vorgestellt.
Sebastian Lizenz