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Sicherheit in Sachsen-Anhalt Bei großen Waldbränden im Land: Vier Dessauer-Roßlauer Feuerwehren gehören zur schnellen Einsatzgruppe

Der Löschverband Ost wird unter Federführung der Dessau-Roßlauer Berufsfeuerwehr geführt. Was sich Helfer von der neuen Struktur erhoffen.

15.05.2023, 18:00
 Feuerwehrchef Martin Müller auf dem   Übungsturm der Feuerwehren in der Insbrucker Straße. Von hier aus sieht man, rings um Dessau-Roßlau gibt es viele Wälder.
Feuerwehrchef Martin Müller auf dem Übungsturm der Feuerwehren in der Insbrucker Straße. Von hier aus sieht man, rings um Dessau-Roßlau gibt es viele Wälder. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau-Rosslau/MZ - Immer wieder bringen riesige Waldbrände Feuerwehren an ihre Leistungsgrenzen. Erinnert sei beispielsweise an den verheerenden Großbrand im Harz im Herbst 2022. Tagelang waren die Feuerwehren im Einsatz, um den Wald rund um den Brocken zu löschen. Die Feuerwehren aus Sachsen-Anhalt heben ihre Lehren daraus gezogen. In Sachsen-Anhalt werden drei Waldbrandlöschverbände gegründet - in Regionen unterteilt: in Süd, Nord und Ost. Der Löschverband Ost wurde vergangenen Samstag mit Feuerwehren aus Dessau-Roßlau, Wittenberg, Anhalt-Bitterfeld und dem Salzlandkreis aus der Taufe gehoben. Er steht unter Regie der Dessau-Roßlauer Berufsfeuerwehr. Doch wie ist der Löschverband ausgerüstet, wie wird er funktionieren? Mit Dessau-Roßlaus Feuerwehrchef Martin Müller sprach MZ-Redakteurin Annette Gens.

Herr Müller, Dessau-Roßlaus Feuerwehren sind laut Risikoanalyse gut aufgestellt. Weshalb benötigt man jetzt noch einen Löschverband? Ist das nicht noch mehr Bürokratie?

Martin Müller: Im Gegenteil. Die drei Löschverbände in Sachsen-Anhalt sorgen dafür, Bürokratie abzubauen und im Ernstfall schneller bei Großbränden Hilfe leisten zu können. Es ist allgemein bekannt, dass bei Bränden jede Minute und jeder Helfer zählt. Bisher war es so, dass man bei einem Großbrand über das Landesverwaltungsamt um die Hilfe der Feuerwehren anderer Landkreise bitten musste. Wertvolle Zeit ging verloren. Das musste geändert werden. Im Ernstfall soll es keine bürokratischen Hürden geben.

Wie schnell können die Verbände reagieren?Ziel ist es, dass die georderten zusätzlichen Helfer binnen 90 Minuten dorthin aufbrechen, wo Hilfe benötigt wird und zunächst zwölf Stunden die Löscharbeiten unterstützen. Mit dieser Art der zügigen Unterstützung konnte bisher niemand rechnen, auf dessen Territorium sich ein Großbrand ereignet hat.

Mitglied in einem solchen Löschverband zu sein, das bedeutet, die Einsätze für die Kameraden werden länger und liegen weiter weg. Ist das ein Problem?

In nicht einem Gespräch, das wir in den Freiwilligen Feuerwehren der Stadt geführt haben, wurde das thematisiert. In dieser Frage sind wir Feuerwehrleute uns einig. Wir wissen, wie es ist, wenn man dringend auf Hilfe und Unterstützung wartet.

Unser Ziel war es auch, die Löschverbände im Land noch im Frühjahr zu gründen. Wer weiß, was der Sommer bringt...

Mal angenommen, es gäbe einen Großbrand und die Feuerwehren der Region helfen am Einsatzort. Wie sieht es dann mit der Sicherheit in Dessau-Roßlau aus?

Längst nicht alle Feuerwehren der Stadt sind Mitglied im Löschverband Ost. Die Wachabteilungen der Berufsfeuerwehr bleiben immer vor Ort wie einige andere freiwillige Feuerwehren auch. Im Löschverband mitarbeiten werden die Freiwilligen Wehren Meinsdorf, Roßlau, Dessau-Süd und Waldersee mit fünf Einsatzfahrzeugen und einem Fahrzeug der Berufsfeuerwehr. Auch das DRK kommt mit einem Krankentransportwagen mit. Insgesamt gehören zum Löschverband Ost 70 Einsatzkräfte mit 19 Fahrzeugen und 36.000 Litern Löschwasser. Darunter sind vier Spezialfahrzeuge, die das Land Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr mit Blick auf den Klimawandel und der damit verbundenen steigenden Gefahr von Waldbränden angeschafft hat. Jeder Kreis im Land wurde mit einem solchen speziellen Löschfahrzeug ausgerüstet. Unseres ist bei der Freiwilligen Feuerwehr Meinsdorf stationiert. Es kann 6.000 Liter Wasser fassen und damit dreimal soviel Löschwasser wie ein normales Löschfahrzeug. Im Verband gibt es vier davon.

Technik ist eine Seite, die Menschen, die sie bedienen müssen, eine andere. Stichwort Fort- und Weiterbildung. Wie hoch ist der Bedarf?

Zur Grundausbildung gehört die Bekämpfung von Flächenbränden dazu. Wir nutzen außerdem die Weiterbildungsangebote der Landesfeuerwehrschule in Heyrothsberge, die Lehrgänge speziell auch zur Vegetationsbrandbekämpfung anbietet.

Stichwort Waldbrände. Rund um Dessau-Roßlau gibt es Wälder. Was wäre, wenn es hier brennt?

Bisher konnten wir in Dessau-Roßlau solche Feuer immer recht zügig löschen - zum Glück. Aber wir sind vor Gefahren nicht gefeit - und vorbereitet. Was mögliche Waldbrände angeht, so verfügen wir in Dessau-Roßlau über ein umfangreiches Waldbranddokument. Darin ist penibel aufgelistet, wo genau im Wald sich Hydranten befinden, welche Wege in den Wäldern befahrbar sind oder wo sich Munitionsverdachtsflächen befinden. Das Betreuungsforstamt hatte uns im Vorfeld umfangreiches Kartenmaterial zur Verfügung gestellt. Wir hoffen es nicht, aber sollte sich hier ein Großbrand ereignen, dann sind wir womöglich auf die Hilfe der anderen Feuerwehrlöschverbände im Land angewiesen. Es ist gut, dass wir die Hilfe jetzt so bündeln.