Beatclub in Dessau Beatclub in Dessau: Ohne Hilfe ist Schluss für Kultureinrichtung

Dessau - Es fehlt noch was. 6 010 Euro sind bereits auf dem Spendenkonto für den Beatclub eingegangen. Es braucht allerdings 10 000 Euro, damit die Hilfsaktion der Kurt-Weill-Gesellschaft und der Wirtschaftsjunioren greifen und die Einrichtung in der Roßlauer Allee vor der Schließung gerettet werden kann. „Das bekommen wir noch zusammen“, ist Thomas Markworth, Präsident der Kurt-Weill-Gesellschaft, optimistisch. Außerdem muss die Stadt 15 000 Euro zuschießen, das ist die Bedingung - und derzeit noch das große Fragezeichen.
Großes Bedauern
Nachdem bekannt wurde, dass der Beatclub schließen soll, haben die Macher hunderte E-Mails, Anrufe und Faxe erreicht, die zum Weitermachen ermutigten, wie Jörg Folta, Chef des „Fördervereins junger Musiker“, berichtet. „Das hat uns dazu bewegt, dass wir uns darauf einlassen und den Versuch starten.“ Denn nur schweren Herzens habe sich der Förderverein als Betreiber dazu durchgerungen, seine „Homebase“ nach 14 Jahren zu schließen. Der Wille, weiterzumachen, ist prinzipiell da. „Wenn Unterstützung kommt, dann stehen alle Mitglieder parat“, sagt Folta und betont: „Aber unter vertretbaren Bedingungen.“
Der Vorschlag: Die Wirtschaftsjunioren und die Kurt-Weill-Gesellschaft sammeln Spenden in Höhe von 10 000 Euro. Diese kommen dem Beatclub zugute, wenn die Stadt Dessau-Roßlau weitere 15 000 Euro co-finanziert. „Mit der Spendenaktion möchten wir erreichen, dass für ein Jahr etwas Luft geschaffen wird“, erklärt Markworth. Diese „Luft“ soll dabei helfen, dass sich einerseits die Stadt Gedanken machen kann, was sie machen und haben will. „Der Stadt muss klar werden, welchen Schatz sie hier hat“, so Markworth. „Ein Schatz, der eigentlich aber gar nicht so versteckt ist.“ Viel zu wenig wisse der Großteil der Dessauer über den Kulturbetrieb. Dagegen ist er bei jungen Leuten weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.
Andererseits kann in dieser Zeit ein Betreiberkonzept angepackt werden, das langfristigen Erfolg bringt. Bisher wurde der Beatclub von den Mitgliedern des gemeinnützigen „Fördervereins junger Musiker“ betrieben, und zwar ehrenamtlich. Spekulationen, dass sich Jörg Folta mit der Übernahme des Felsenkellers in Leipzig übernommen habe, weist er zurück. Den Felsenkeller betreibe er mit Kollegen hauptberuflich, dieser habe nichts mit dem Förderverein zu tun. Der Beatclub und all die Veranstaltungen, die vom Förderverein organisiert werden, seien hingegen Freizeitprojekte - für ihn wie für rund 20 Mitglieder des engeren Vereinskreises.
Nun war es dem Förderverein jedoch nicht mehr möglich, den Beatclub auszufinanzieren. Laut Folta fallen im Jahr Kosten in Höhe von 150 000 Euro an. Diese konnten von den Einnahmen allein nicht gedeckt werden. Eine Differenz von rund 25 000 Euro entstand - die die Vereinsmitglieder aus Privatmitteln aufbrachten. Und die jetzt die Spendenaktion auffangen soll. Trotzdem sei der Beatclub „ein gut laufender Betrieb“, so Folta. Rund 10 000 Gäste, bei 80 bis 100 Veranstaltungen mit fast 250 Künstlern werden pro Jahr verzeichnet. Zudem weist Markworth darauf hin, dass der Beatclub trotz des Defizits zu mehr als 80 Prozent eigenfinanziert ist. „Das ist bei einem Kulturbetrieb enorm viel“, betont er. „Es ist eher ein Wunder, dass er bis hier ohne Finanzierung auskam.“
Am 2. April stellen Folta und seine Kollegen dem Kulturausschuss ein Konzept vor, wie der Beatclub langfristig rentabel betrieben werden kann und inwiefern sogenannte öffentliche Aufgaben übernommen werden können, die die Förderung rechtfertigten. Zahlen, Fakten und Ergebnisse müssen transparent auf den Tisch gelegt werden. „Der Beatclub muss sich dabei natürlich gewissen Dingen unterwerfen“, so Markworth. „Das bietet aber auch die Chance, dass die Leute sagen: Ja, das wollen wir haben.“ Es liegt nun an den Ausschussmitgliedern, ob die Stadt die 15 000 Euro beisteuert. Noch ist alles offen, noch kann der Kulturamtsleiter Steffen Kuras lediglich ein Stimmungsbild wiedergeben: „Es haben einige Mitglieder deutlich gemacht, dass die Einrichtung wichtig ist und zur Stadt gehört.“
Ein Stück Großstadt
Markworth hofft auf grünes Licht. „Das hohe Durchschnittsalter in Dessau ist jahrhundertrekordverdächtig.“ Wenn die Möglichkeit besteht, etwas für die Jugend zu tun, müsse das getan werden. „Es wäre ein Armutszeugnis, wenn die Stadt nicht handeln würde.“ Und Folta gibt zu bedenken: „Viele empfinden Beatclub als eines der wenigen Stücke Großstadt, die Dessau noch hat.“ Wenn die Hilfe - von Stadt und Spendern - ausbleibt, wird Dessau auch dieses Stück verlieren. Denn ohne Unterstützung wird der Beatclub definitiv schließen. (mz)
Spenden an die Kurt-Weill-Gesellschaft bei der Stadtsparkasse Dessau, IBAN: DE02 800 535 72 011 501 6104 - Stichwort: „Rettung Beatclub“.