Bauhaus Direktor Oswalt muss gehen Bauhaus Direktor Oswalt muss gehen: Wissenschaftlicher Beirat tritt aus Protest zurück

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Der Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, Philipp Oswalt, muss seinen Posten zum 1. März 2014 räumen. Der Stiftungsrat beschloss am Freitag endgültig einstimmig eine Neuausschreibung der Stelle, wie Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) in Dessau-Roßlau nach der Sitzung sagte. Der Wissenschaftliche Beirat der Stiftung nannte die Entscheidung einen Skandal und trat aus Protest zurück. Dem Gremium gehören zehn Kunst-, Design- und Architekturexperten aus dem In- und Ausland an.
Beschädigtes Vertrauensverhältnis
Die Hintergründe für die Ablösung des Stiftungsdirektors nannte Dorgerloh weiterhin nicht. Er verwies auf Vertraulichkeit bei Details zu Personalentscheidungen. Nur so viel erklärte der Minister: „Das Vertrauensverhältnis ist beschädigt“. Oswalts Vertrag läuft nach fünf Jahren Ende Februar 2014 aus. Die Stelle soll sofort zum 1.?März 2014 ausgeschrieben werden. Die Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates des Stiftungsrates, Franziska Bollerey, sagte: „Wir sind nicht einverstanden mit der Entscheidung. Wir sehen keinen besseren Mann als Oswalt“. Ihr Stellvertreter, Hartmut Böhme, sagte: „Nach diesen ganzen Skandalen werden sich die Bewerber sehr genau überlegen, ob sie sich hier bewerben.“
Das Gremium befürchte durch die Personalentscheidung erheblichen Schaden am Ruf des Bauhauses. Die ausschließlich politischen Begründungen der Nicht-Verlängerung von Oswalts Stelle desavouiere auch die Arbeit des Wissenschaftlichen Beirats, hieß es in der am Freitagnachmittag verbreiteten Rücktrittserklärung. „Die Ereignisse der vergangenen Monate haben gezeigt, dass dem Rat des Wissenschaftlichen Beirates kein Gewicht beigemessen wird“, heißt es in dem Papier. „Der Beirat wiederholt die über Jahre gewonnene Überzeugung von der hervorragenden Leistung des Direktors Philipp Oswalt. Diese inhaltliche Qualität ist unseres Erachtens höher anzusehen als die politische Reibungslosigkeit der Kooperationen zwischen der Stiftung Bauhaus Dessau und den aufsichtsführenden politischen Institutionen.“ Der Stiftungsrat bedauerte am Freitagabend den Rücktritt des Wissenschaftlichen Beirates.
Oswalt: "Die Sache spricht für sich."
Oswalt wollte sich nicht zu der Entscheidung des Stiftungsrates äußern. „Die Sache spricht für sich“, sagte er auf Anfrage. Ob er sich erneut um die Stelle bewerben werde? „Dazu äußere mich nicht.“ Oswalt hatte kürzlich in der MZ erklärt, dass er im Fall einer Neuausschreibung das Bauhaus verlasse.
Auf der Sitzung des Stiftungsrates wurde zudem endgültig über den Standort des künftigen Bauhausmuseums entschieden, das nun tatsächlich im Dessauer Stadtpark und nicht in Bauhausnähe an der Kreuzung Sieben Säulen im Stadtteil Ziebigk entstehen soll.
Der Architekt Walter Gropius (1883-1969) gründete das Bauhaus 1919 in Weimar als Hochschule für Gestaltung. Die Leitidee: Jedes Produkt sollte eine Funktion erfüllen, preiswert und schön sein. Dies wurde Grundlage modernen Industriedesigns und der Architektur.
Das Bauhaus zog später mangels politischer Unterstützung nach Dessau und schließlich nach Berlin. 1933 wurde es auf Druck der Nazis geschlossen.
Heute wird in allen drei Städten das Bauhaus-Erbe gepflegt. Dafür gibt es die Stiftung Bauhaus Dessau, das Berliner Bauhausarchiv und die Klassik-Stiftung Weimar mit dem Bauhaus-Museum. Seit 1996 gehören die Bauhausstätten in Weimar und Dessau zum Unesco-Weltkulturerbe.
Seit 1996 gehören die Bauhausstätten in Weimar und Dessau zum Unesco-Weltkulturerbe.
Zu den bekannten Bauhauskünstlern zählen Georg Muche (1895-1987), Oskar Schlemmer (1888-1943), Lyonel Feininger (1871-1956), Paul Klee (1879-1940), Wassily Kandinsky (1866-1944) und László Moholy-Nagy (1895-1946). (dpa)
Der Architekt und Publizist Oswalt ist seit 2009 Stiftungsdirektor. Der 49-Jährige gilt als unbequem. Kritiker werfen ihm mangelnde Kooperationsbereitschaft vor. Der Stiftungsrat habe aber während der Sitzung „sehr ausdrücklich“ die Verdienste von Oswalt bei der weiteren Entwicklung und Öffnung des Bauhauses gewürdigt, sagte Stephan Dorgerloh.
Dem Stiftungsrat gehören Vertreter des Landes, des Bundes und der Stadt Dessau-Roßlau an. Die Stiftung Bauhaus Dessau hat nach eigenen Angaben rund 60 feste Mitarbeiter.