Bahnstreik in Dessau Bahnstreik in Dessau: Anzeigetafel ausgefallen lange Schlange am Reisezentrum

Dessau-Roßlau - Schulterzucken in „Da-kann-man-nichts-machen“-Lesart und Resignation auf leeren Bahnsteigen: Auf dem Dessauer Hauptbahnhof geht am Mittwoch nicht mehr viel. Nicht nur Züge fallen aus, mit den Lokführern streikt dort gleich auch mal die Anzeigetafel in der Bahnhofshalle und zeigt nur flirrende Buchstaben: Ankunft, Abfahrt, Ziel - Fragezeichen? Doch offenkundiger Frust ist kaum spürbar. Es ist nicht der erste Streik. Die Reisenden haben sich längst darauf eingestellt.
Im Güterverkehr rollt schon seit Dienstag nichts mehr. Eine gute Planung und „Glück gehabt“ hat der Industriehafen Roßlau. „Wir kommen noch mal mit einem kleinen blauen Auge davon“, atmet Hafenbetriebsleiter Lutz Wiesel auf. Das trimodale Logistikunternehmen in Roßlau hatte gestern noch 18 leere Waggons vom Güterbahnhof Magdeburg-Rothensee auf das Hafengleis geschoben bekommen.
„Da haben wir die nächsten zwei Tage gut zu tun“, sagt Wiesel. Stahl, Schrott und Holz können umgeschlagen werden über Kai, Gleis oder Straße. Das Problem sei überdies nicht die Zeit des Lokführerstreiks. „Schwierig wird es, bis sich in den zugeparkten Güterbahnhöfen der Knoten wieder löst. Das zieht noch einen ganzen Rattenschwanz nach sich.“
Noch bis Donnerstag, 21 Uhr
Von Mittwoch, 2 Uhr, bis Donnerstag, 21 Uhr, ist auch der Personenverkehr der Deutschen Bahn vom Lokführerstreik betroffen. „Die Auswirkungen halten sich im kleinen Rahmen“, zieht das Anhaltische Berufsschulzentrum „Hugo Junkers“ gestern Mittag eine erste Zwischenbilanz. An der BBSI, an der insgesamt 1800 Auszubildende lernen, gab es „keine gravierenden Auffälligkeiten“, sagt Ingrid von Henning, die stellvertretende Schulleiterin. Die Lehrer mussten keine Stunden wegen Schülermangel streichen oder neue Klassen zusammenlegen.
Auch die Verspätungen blieben übersichtlich. „Viele unserer Schüler kommen ja sowieso mit dem Auto oder haben sich auf Zugausfälle vorbereitet. Heikel könnte es aber in der nächsten Woche werden. Da beginnen bei uns die Abiturprüfungen“, so von Henning.
Auch nebenan an den BBS II , die rund 1 000 Schüler besuchen, blieb es ruhig im Sekretariat. Hatte bei vorherigen Streiks oder Zugausfällen nach Bahn-Baustellen das Telefon im Fünf-Minuten-Takt gerasselt, hatte Martina Nieling gestern früh nur zwei Anrufe von „Verspätern“ entgegengenommen, ein dritter meldete die Verspätung über einen Klassenkameraden an.
Streik-Auswirkungen in Grenzen
Doch in anderen Bereichen hielten sich die Streik-Auswirkungen in Grenzen, griff auch der Ersatzfahrplan, den die Deutsche Bahn für den Fern- und Regionalverkehr aufgestellt hatte. Am Verkehrsknoten Dessau-Roßlau fuhren Regionalbahn und Regionalexpress zwischen Leipzig und Magdeburg über Dessau-Roßlau und Rodleben von 4.38 bis 18.49 Uhr neunmal im Ersatz-Takt aller zwei Stunden. Der Plan gilt bis zum zum heutigen 23. April.
In Richtung Osten, nach Wittenberg und Falkenberg, fahren laut DB-Ersatzfahrplan acht Züge nur bis Wittenberg, anschließender Schienenersatzverkehr nur fährt zweimal am Morgen weiter über Jessen, Annaburg nach Falkenberg. Mehr Schienenersatzverkehr ist auf der Strecke Aschersleben-Köthen-Dessau in den Ersatzfahrplan eingearbeitet. Da rollen am Nachmittag zwischen Köthen und Dessau im Zwei-Stundentakt viermal Busse. Und dann auch über Mosigkau und Alten. (mz)
