Bahnstrecke Berlin-Dessau Bahnstrecke Berlin-Dessau: Auch zum Bauhausjubiläum keine schnelle Direktverbindung

Dessau - Etwas mehr als eineinhalb Stunden braucht man derzeit, um mit dem Regionalexpress von Berlin nach Dessau zu fahren - inklusive Stopps an ganzen 16 Zwischenhalten. Auch mit dem eigentlich schnelleren IC spart man gerade einmal zehn Minuten Fahrzeit, weil man dafür in Wittenberg umsteigen muss.
Auf das Auto verzichten und stressfrei mit der Bahn reisen wird da wohl kaum jemand. Wird es spätestens 2019 eine schnelle Zugverbindung von Dessau in die Hauptstadt geben? Das Umweltbundesamt fordert diese schon lange. Ist das Bauhaus-Jubiläum in drei Jahren das entscheidende Argument? Eher nicht.
Keine weiteren IC-Züge für das Bauhausjubiläum geplant
Die ICE fahren seit Jahren über speziell ausgebaute Strecken zwischen Berlin und Leipzig über die Lutherstadt Wittenberg. Zum Reformationsjubiläum 2017 sogar mit einem Sonderfahrplan.
Doch auch am fehlenden IC-Verkehr wird sich im Bauhaus-Jubiläumsjahr 2019 nichts ändern. „Derzeit gibt es weder Anfragen noch Planungen über Angebotsausweitungen anlässlich des Bauhaus-Jubiläums“, sagt Bahn-Sprecher Jörg Bönisch.
Entscheidend für neue Anbindungen sei immer auch „der Nutzen für ausreichend viele Kunden“. Und der sei auf der Strecke Dessau-Berlin nicht gegeben. „Die großen Reisendenströme im Fernverkehr verlaufen nicht auf den Strecken via Dessau“, sagt Bönisch - und sieht das sogar belegt: Im Sommer 2006 und Ende 2007 habe die Bahn testweise vier beziehungsweise drei IC-Fahrten täglich zusätzlich zu den ICE- und IC-Zügen über Wittenberg angeboten. „Diese IC-Züge waren im Schnitt mit weniger als 70 Personen pro Zug besetzt“, sagt Bönisch. „Das sind bei weitem keine wirtschaftlichen Auslastungszahlen.“
Der Dessauer Hauptbahnhof halten derzeit fünf IC, zwei am Freitag, zwei am Sonntag und einer am Montag. Es ist ein Zusatzangebot der Bahn an den besonders aufkommensstarken Wochentagen. Damit sollen die stündlich verkehrenden IC auf der Achse Leipzig - Magdeburg - Hannover entlasten werden, die über Köthen fahren.
Sonntagabend kommt der Bahnfahrer damit bis nach Bremen und Emden, Montagfrüh nach Köln und Oberstdorf. Die anderen drei IC verbinden Dessau mit Leipzig.
Könnte der Regionalexpress zwischen Dessau und Berlin Abhilfe schaffen?
Eine Möglichkeit gäbe es noch. Der Regionalexpress, für den der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt (Nasa) zuständig ist, könnte anlässlich des Bauhaus-Jubiläums als tatsächlicher Express fahren und nur noch an den wichtigsten Bahnhöfen halten und nicht wie derzeit an allen 16. Das Problem dabei: Bis auf Roßlau und Jeber-Bergfrieden liegen alle übrigen Zwischenhalte in Brandenburg. Und für die ist der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) verantwortlich.
„Wir haben bereits mit den Kollegen aus Brandenburg gesprochen“, sagt Nasa-Sprecher Wolfgang Ball. „Sie sind leider nicht bereit, auf die Halte in ihrem Bundesland zu verzichten.“ Und auch die Nasa müsste sich in dem Fall überlegen, wie sie ihre Passagiere von Roßlau und Jeber-Bergfrieden nach Dessau bringt.
„Auch wir wollen und können nicht auf diese Halte verzichten“, sagt Ball. Und ein zusätzlicher Zug, der neben dem üblichen Regionalexpress als Direktverbindung ohne Zwischenhalte fährt, müsste ebenfalls mit dem VBB abgesprochen werden. Eine Einigung sehe Ball eher nicht.
Den Bauhaus-Besuchern bleibt damit zum Jubiläum in zwei Jahren wohl oder übel lediglich eine langwierige Zugfahrt oder der knapp anderthalbstündige Weg über die A9 - vorausgesetzt, es gibt keine Staus. (mz)