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Bahnbetriebswerk Dessau Bahnbetriebswerk Dessau: Neue Pläne für altes Werk

Von Annette Gens 24.10.2001, 18:11

Dessau/MZ. - Schon in wenigen Jahren würden die maroden Dachrinnen die Bäumchen, die darin wachsen, nicht mehr tragen können. Überhaupt, wenn sich nicht bald etwas tut auf dem Gelände des Bahnbetriebswerkes Dessau, dann sind die Tore des großen Ringlokschuppens zugewachsen wie ein Dornröschenschloß.

Still liegt es da, das Areal in der Georgenallee. Dort, wo sich einst u. a. die Fahrschule befand, sind heute lediglich ein paar Autos von Bahn-Mitarbeitern abgestellt. Verwaist sind sämtliche Gebäude der Anlage schon lange, "eigentlich seit es die Deutsche Reichsbahn nicht mehr gibt", weiß Hans-Joachim Berger, 1. Vorsitzender des im Juli gegründeten Eisenbahnvereins Bw Dessau. Er und weitere Mitglieder dieses Vereins gehören zu den Unverdrossenen, die das Gelände wieder beleben wollen und bereits zu diesem Zweck ein Konzept erarbeitet haben. In besseren Zeiten, die das einstige Bahnbetriebswerk Roßlau, Einsatzstelle Dessau, sah, hatten dort etwa 300 Mitarbeiter Beschäftigung. Inzwischen sind an vielen Gebäuden Schilder angebracht, die warnen: "Einsturzgefahr - Betreten verboten".

Der neue Verein, der sich u. a. aus Mitgliedern des Fördervereins "Historische elektrische Lokomotiven Dessau", der "Dampfbetriebsgemeinschaft Loburg" und der Stiftung Dampflokomotive rekrutiert, ist bemüht, das unter Denkmalschutz stehende Bahnbetriebswerk zu erwerben. Die Verhandlungen, weiß Berger, sind langwierig und so kompliziert, wie die Strukturen der Bahn überhaupt. "Vielleicht wissen wir jedoch in wenigen Wochen schon mehr", kündigt der einstige Ingenieur des RAW an.

Für eine symbolische Mark samt Anschubfinanzierung soll das Areal möglichst den Besitzer wechseln, damit in den nächsten Jahren schrittweise die Gebäude aus Greppiner Klinker sowie historische Details in neuem Glanz erstehen können. Ein Museum soll aufgebaut werden. Dieses Bahnbetriebswerk, das gleichzeitig ein gutes Stück Eisenbahngeschichte dokumentiert, ist nahezu geschaffen dafür: Neben dem historisch wertvollen Ringlokschuppen samt intaktem Drehkreuz, das von der Bahnstrecke Dessau-Roßlau gut zu sehen ist, befindet sich dort außerdem der Herzogliche Lokschuppen mit zwei Ständen. Ein Novum an diesem weit über 100 Jahre alten Gebäude sind die Fahrleitungen, die bis in den Schuppen führen.

Geht das Konzept auf, dann verfügt der Eisenbahnverein "endlich über einen festen Sitz für historische Lokomotiven, samt Werkstatt", weiß der Vereinsvorsitzende. Die Aktivitäten des Loburger Vereins würden dann in Dessau gebündelt werden. Immerhin wird dort gerade eine historische Dampflok aufgebaut. Der Kessel, der zurzeit in Polen rekonstruiert wird, soll in wenigen Tagen wieder aufgesetzt werden. Die Lok vom Typ T 3 der Baureihe 89 stammt aus der Jahrhundertwende. Ende nächsten Jahres schon könnte sie theoretisch einen Nikolauszug in Richtung Wörlitz ziehen, stellen sich die Vereinsmitglieder vor.

Insgesamt acht Millionen Mark bedarf es, ehe das Bahnbetriebswerk auch mit Hilfe von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wieder auf Vordermann gebracht ist. Bereits für 2002 hat das Arbeitsamt erste Mittel in Aussicht gestellt, vorausgesetzt der Grundstückseigentümer einigt sich mit dem Dessauer Verein, dem ausschließlich aktive Eisenbahner und solche im Ruhestand angehören. Sie alle eint eines: die Begeisterung für alte Loks, ob elektrisch oder mit Dampf betrieben. Natürlich dürfen auch historische Wagen nicht fehlen.