Bahn Bahn: Deutschland-Takt oder Flixtrain: Dessau hofft auf Fernanbindung

Dessau - Die Debatte um die Anbindung Dessaus an den Fernverkehr der Bahn reißt nicht ab. Zwar bekommt die Stadt vorübergehend ab Juni einen IC-Anschluss, weil am Köthener Hauptbahnhof gebaut wird. Auf eine ICE-Strecke aber bestehen langfristig keine Aussichten. Das hat eine Kleine Anfrage von AfD-Bundestagsabgeordneten, darunter der Dessauer Andreas Mrosek, an die Bundesregierung ergeben.
AfD stellt Anfrage zum fehlenden Fernzuganschluss der Stadt Dessau
Darin hatten sie auf das Bauhausjubiläum in diesem Jahr verwiesen. Und den Weg von Reisenden beispielsweise aus Berlin nachgezeichnet. Sie müssen entweder in Wittenberg oder in Bitterfeld in Regionalbahnen umsteigen, um nach Dessau-Roßlau zu gelangen. „Warum hat die kreisfreie Stadt noch keine ICE-Anschlüsse zu den Großstädten Berlin, Magdeburg, Halle und Leipzig?“, fragen die Abgeordneten.
Die Antwort der Bundesregierung fällt kapp aus: „Die Führung der Fernverkehrslinien von Magdeburg über Köthen nach Halle und von Berlin über Wittenberg nach Leipzig bzw. Halle ist jeweils die schnellere Verbindung als eine Führung über Dessau-Roßlau“, heißt es in der Antwort. Die Stadt werde über den Regionalverkehr an die Halte des Fernverkehrs angebunden. Allerdings: Derzeit werde im Rahmen des „Deutschland-Takts“ geprüft, „ob eine Schnellverbindung zwischen Berlin und Leipzig“ in Frage kommt. Die würde dann über Dessau und Bitterfeld geführt.
"Deutschland-Takt" soll Verbindungen deutschlandweit verbessern
Mit dem „Deutschland-Takt“ sollen schnellere Umsteigemöglichkeiten, mehr Pünktlichkeit und abgestimmte Fahrpläne erreicht werden. An wichtigen Knotenpunkten sollen Züge jede Stunde oder sogar jede halbe fahren- immer ungefähr zur selben Zeit. Bis 2030 will die Große Koalition die bundesweite engere Verzahnung von Zügen des Nah- und Fernverkehrs umsetzen. Bislang sind in der Regel lediglich die Nahverkehrsangebote in den einzelnen Bundesländern aufeinander abgestimmt. Ziel ist es, die Zahl der Bahnkunden zu verdoppeln und mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu verlegen.
Parallel dazu hat sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Sepp Müller an Flixtrain gewandt. Das Tochterunternehmen von Flixmobility, zu dem der Fernbusanbieter Flixbus gehört, bietet seit März vergangenen Jahres Bahnreisen in Deutschland an. Müller hat 2018 schriftlich angefragt, ob auf der Trasse Berlin - München als weiterer Halt Dessau-Roßlau möglich ist. Flixtrain hatte angekündigt, auf dieser Strecke Züge einsetzen zu wollen.
„Ein guter Start für die Anbindung wäre das ,Bauhaus-Jahr 2019’, das weltweit große Aufmerksamkeit erweckt“, schrieb Müller an das Unternehmen. „Hierzu wird eine beträchtliche Zahl an nationalen und internationalen Gästen erwartet, die sicher auch gerne mit der Bahn anreisen würden“, so Müller. Zudem würden einige der Mitarbeiter des Umweltbundesamtes aus Berlin und Leipzig zum Hauptsitz nach Dessau fahren.
Erste Flixtrain-Idee hat sich zerschlagen: Kommt neuer Antrag?
Doch die Pläne haben sich zerschlagen: „Aufgrund des langen Genehmigungsverfahrens und technischer Schwierigkeiten hat das Unternehmen im Oktober 2018 die Reißleine gezogen und die Befahrung dieser Strecke nicht beantragt“, so Müller. Danach habe es Gespräche gegeben. Wie es nun weitergeht, ist unklar. Gut möglich, dass sich das Unternehmen komplett von der Strecke verabschiedet. Müller schließt aber auch einen weiteren Antrag nicht aus, bei dem „die Argumente für das Oberzentrum mehr zur Geltung kommen“.
Müller nutzt die Debatte auch für eine Aufforderung an das SPD-geführte Bundesumweltministerium: „Die aktuellen Diskussionen zur abnehmenden Präsenz des Umweltbundesamtes werden auch auf eine nicht ausreichende Bahnanbindung zurückgeführt. Ich gehe deshalb davon aus, dass die Behördenleitung und das übergeordnete Ministerium ihren Einfluss geltend machen.“ (mz)