Badewannenrennen Badewannenrennen: Kein Gaudi an der Rossel

Rosslau/MZ - Kurz vor Pfingsten. In vielen Familien wird gegrübelt, was machen wir in diesem Jahr? War in Roßlau nicht immer Badewannenrennen?
Stimmt. War. Im vorigen Jahr schon fiel es aus. In diesem Jahr nun wieder. Pfingstmontag bleibt das Spektakel aus.
Still fließt die Rossel vor sich hin und ein großes Thema will in Roßlau niemand so gerne daraus machen. Ortsbürgermeisterin Christa Müller schwante aber schon im vorigen Jahr nichts Gutes: „Wenn das Rennen erst einmal ausfällt, dann ist es schwierig es zu reaktivieren.“ Dass die Tradition aber den berühmten Bach hinuntergeht, will trotz des erneuten Ausfalls noch niemand so recht glauben.
"Die finanziellen Aufwendungen sind nicht zu unterschätzen"
1996 war es, als die ersten Bootsbesatzungen die Stromschnellen der Rossel hinunterfuhren. Seitdem kämpften Jahr für Jahr Erwachsene, aber auch Kinder mit den Tücken des Wassers. Die Zuschauer an der Strecke standen dicht an dicht. Egal, wie schnell die Rosselkapitäne in ihren selbstgebauten Gefährten auch waren, Beifall gab es für alle. Und ermunternde Worte für die, die baden gingen.
Zuletzt hatte die Roßlauer Unternehmerin Katrin Kloß die organisatorischen Fäden in der Hand. Kloß selbst war 2006 in die Bresche gesprungen, als das Rennen das erste Mal zu kentern drohte. Wenn alle, die das Spektakel bisher begleiteten - von Feuerwehr bis THW - dabei bleiben, sei das Rennen gerettet, hieß es damals. Doch aus beruflichen Gründen wurde es Kloß im vergangenen Jahr zu viel. Sie hatte sich deswegen mit der Bitte um Hilfe an den Stammtisch der Vereine gewandt. Zwar hatte der Stammtisch bereits 2010 die Schirmherrschaft über das Rennen übernommen, doch auch er scheint bislang überfordert zu helfen. Ebenso wie der Ortschaftsrat oder der Gewerbeverein, der viele Jahre lang selbst die Organisation des Badewannenrennens gestemmt hatte. Sagte Christel Heppner, Vorsitzende des Fördervereins der Schifferstadt Roßlau, noch im vergangenen Jahr, auf das Badewannenrennen werde zugunsten des Sachsen-Anhalt-Tages in Dessau verzichtet, scheint 2013 aber nur noch Schulterzucken angesagt.
„Am Stand vom Vorjahr hat sich nichts geändert“, so Markus Kloß, Sohn von Katrin Kloß, die derzeit im Urlaub weilt. „Wir sind ein kleiner Familienbetrieb und sind deshalb an die Vereine herangetreten.“ Natürlich würde die Firma, da mit der Amtsmühle Hauptanrainer an der Strecke, das Gaudi weiter unterstützen, etwa Strom und Wasser zur Verfügung stellen. Aber alleine alles zu stemmen, wäre unmöglich. Und, so verweist Kloß, schnell aus dem Ärmel zu schütteln wäre solch eine Veranstaltung nicht. „Man muss schon gut ein Jahr im Voraus planen.“
"Wir haben eine Menge anderer Sachen um die Ohren"
„Die finanziellen Aufwendungen sind nicht zu unterschätzen“, weiß Jörn von der Heydt. Doch der stellvertretende Ortsbürgermeister weiß auch, dass es schwierig ist, jemanden zu finden, der die Organisation stemmt. Es gibt in Roßlau den Rossmarkt, das Heimat- und Schifferfest, die vielen Aktivitäten auf der Burg. „Das muss man alles erst mal hinbekommen“, sagt er. „Geschultert wird das allein von den Vereinen.“ Und dort seien es immer eine Hand voll Leute, die sich engagieren und zwar immer dieselben.
Den erneuten Ausfall des Badewannenrennens bedauert der stellvertretende Ortsbürgermeister aber sehr. „Vielleicht findet es im nächsten Jahr wieder statt“, will er die Hoffnung noch nicht aufgeben. „Man muss ernsthaft darüber nachdenken.“
„Wir haben eine Menge anderer Sachen um die Ohren“, erklärt Uwe Kürschner, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Schifferstadt, zum Rennausfall. „Wir haben unser Benefiz für das Heimat- und Schifferfest in Vorbereitung, wir unterstützen den Rossmarkt, dann kommt das Heimat- und Schifferfest...“, seufzt er. Auch er sagt: „Das Badewannenrennen ist für uns nicht gestorben.“ Aber Kürschner betont auch: „Wir brauchen jemanden, der sich darum kümmert.“ Es sei schade, wenn die Traditionsveranstaltung in Vergessenheit gerate. Thema sei das Rennen aber bei den letzten Treffen des Stammtischs der Vereine auch nicht gewesen. „Es wäre uns lieb, wenn Frau Kloß weitermachen würde“, sagt er, „und die anderen motiviert.“ Ohne Motor bleibe den Badewannenkapitänen sonst wohl nichts übrig, als ihre kleinen Flaggschiffe einzumotten.
Und so fließt die Rossel weiter ungestört und beschaulich vor sich hin. Auch am Pfingstmontag.