Baden ist (noch Baden ist (noch) tabu: Eigentümer des Dessauer Rehsumpfs erlässt Badeverbot

Dessau - Mit den steigenden Temperaturen werden vermehrt Badegäste im Rehsumpf gesichtet. „Wenn wir jemanden antreffen, dann schicken wir ihn wieder weg“, sagt Jörg Drigert, Vorstandsmitglied des Dessauer Anglervereins.
„Denn Baden im Rehsumpf ist und bleibt auch zukünftig verboten“, stellt Drigert klar. Vor zwei Jahren hat der Landesanglerverband das Gewässer „Rehsumpf“ und einen angrenzenden Grünstreifen vom Land Sachsen-Anhalt gekauft. Alle Mitglieder eines im Landesanglerverbands lokal organisierten Vereins können dort jederzeit angeln, auch Mitstreiter des Dessauer Anglervereins.
Badegäste sind dort unerwünscht. „Wir möchten keine Spielverderber sein. Als Eigentümer ist der Landesanglerverband aber in der Haftung, wenn am Rehsumpf Badenden etwas passiert. Das Risiko ist einfach zu groß“, begründet Drigert das Badeverbot. Die noch vorhandenen Steganlagen sind zum Teil marode.
Zur rechtlichen Absicherung stellt der Anglerverband zeitnah Badeverbotsschilder auf
„Sanierungen sind in absehbarer Zeit nicht vorgesehen“, verdeutlicht das Vorstandsmitglied des Dessauer Anglervereins. Die Angler wissen mit der Situation umzugehen. Bei Badenden, die mit den örtlichen Gegebenheiten nicht vertraut sind, ist daher aus Sicht der Angler das Verletzungsrisiko besonders hoch. Um potenzielle Badegäste fernzuhalten, kann das Gelände aber nicht eingezäunt werden, weil es in einem Überschwemmungsgebiet und in einem Flora- und Fauna-Habitat, mit besonders strengen Naturschutzauflagen liegt. Zur rechtlichen Absicherung stellt der Anglerverband zeitnah Badeverbotsschilder auf.
Das Badeverbot trübt die Euphorie rund um die bevorstehende offizielle Wiedereröffnung des Rehsumpf-Bades am 26. Juni. Der Rehsumpf-Verein, der das einzige in Deutschland erhaltene Flussbad aus der Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts vor dem Abriss bewahrte, hat jahrelang Zeit und Energie investiert, um es nach schweren Schädigungen durch das Hochwasser 2013 wieder herzurichten.
Seit dem 1. Juni ist der Verein offiziell Pächter des Geländes rund um die Jonitzer Mulde, dem Nachbargewässer des Rehsumpfs. Sowohl in der Jonitzer Mulde als auch im Rehsumpf haben Jahrzehnte lang die Dessauer und ihre Gäste gebadet. Im Rehsumpf war auch ein Nichtschwimmerbecken eingelassen. Weil es von der Form her einem Schweinegatter ähnelte, nannte es der Volksmund „Schweinekasten“.
Im Mai 2018 wurde der Schweinekasten geborgen
Im Mai 2018 wurde der Schweinekasten geborgen. Seitdem steht er auf der Grundstücksgrenze zwischen dem Gelände des Rehsumpf-Vereins und des Landesanglerverbands. „Das sieht ziemlich marode aus“, stellt Drigert fest. „Stück für Stück wird der Schweinekasten saniert“, teilt Elisabeth Kremer, die Vorsitzende des Rehsumpf-Vereins mit. Sie sieht nach der vollständigen Sanierung es als gegeben an, den Schweinekasten wieder im Rehsumpf einzulassen. „Da wird er definitiv nicht wieder hinkommen“, betont Drigert.
Das ist nicht die einzige Baustelle zur Wiedereröffnung des Fluss-Bades. Auch in der Jonitzer Mulde, die zum von der Stadt gepachteten Rehsumpf-Vereinsgelände gehört, kann in diesem Sommer noch nicht gebadet werden. „Eine zu errichtende Steganlage muss noch von der unteren Naturschutzbehörde bewilligt werden“, so Kremer. Zudem muss mit dem Anglerverein eine Nutzungsvereinbarung getroffen werden, weil die Jonitzer Mulde zum Angeln verpachtet ist. „Da werden wir uns arrangieren. Bei gegenseitiger Rücksichtnahme ist dort Angeln und Baden möglich“, betont Drigert. Als Pächter an der Jonitzer Mulde sind die Angler nicht in der Haftung.
Im Sommer 2020 soll in der Jonitzer Mulde wieder gebadet werden
Kremer möchte die zukünftige Nutzung des Geländes rund um die Jonitzer Mulde nicht auf das Baden verkürzen. „Der Rehsumpf diente historisch zur Erholung auf vielfältige Weise. Daran wollen wir wieder anknüpfen“, sagt Kremer. Deshalb kann und muss die Badehose noch Zuhause bleiben.
Mit einer Ausstellung zur Geschichte des Rehsumpfs, die bis zum Herbst dauert, sollen die Dessauer an das Bad wieder herangeführt werden und ihre Ideen zur zukünftigen Nutzung beisteuern. Im Sommer 2020 soll in der Jonitzer Mulde wieder gebadet werden, aber eben nicht nur.
Wiedereröffnung des Rehsumpf-Bades am 26. Juni, ab 16 Uhr, mit der Ausstellung „Mehr Licht, Luft, Sonne“ zur Geschichte des Rehsumpf-Bades sowie Einweihung des Badehauses von Hugo Junkers. Mit Grußworten und Reden u.a. von Bernd Junkers, Enkel von Hugo Junkers, und Andreas Butter, Kunst- und Architekturhistoriker. (mz)
