1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Backen für Ghana: Backen für Ghana: Dessauer Konfirmanden unterstützen Aktion "5000 Brote"

Backen für Ghana Backen für Ghana: Dessauer Konfirmanden unterstützen Aktion "5000 Brote"

Von Danny Gitter 05.10.2014, 16:48
Bäckermeister Felix Lantzsch zeigt, wie ein Brot „entsteht“.
Bäckermeister Felix Lantzsch zeigt, wie ein Brot „entsteht“. Lutz Sebastian Lizenz

Dessau - „Eigentlich hätten wir schon Feierabend.“ Es ist Sonnabendmorgen gegen halb zehn, als Felix Lantzsch diesen Satz sagt. Doch der Bäckermeister und seine Mitarbeiter in der Backstube haben noch eine kleine Extraschicht eingelegt. Mit Helfern. 14 Konfirmanden aus der Auferstehungsgemeinde in Dessau-Siedlung und der Christusgemeinde in Ziebigk haben in der Filiale von Lantzsch in der Reichardtstraße eigenhändig rund 80 Brote gebacken.

„5000 Brote“ heißt die Aktion, zu der das Hilfsprojekt „Brot für die Welt“ zwischen dem 5. Oktober und dem ersten Advent in diesem Jahr aufgerufen hat. Bundesweit sind Konfirmanden aufgefordert, in lokalen Bäckereien Brote zu backen und diese anschließend nach Gottesdiensten oder anderen Veranstaltungen zu verkaufen und mit den Erlösen Bildungsprojekte in Entwicklungsländern zu unterstützen. Als Stephan Grötzsch, der Pfarrer der Christusgemeinde, Lantzsch für die Aktion anfragte, zögerte der nicht lange. „So etwas unterstütze ich gern“, sagte der Bäckermeister gleich zu.

In diesem Jahr sind bundesweit Konfirmanden aus allen Landeskirchen von „Brot für die Welt“ aufgerufen, sich an der Aktion „5.000 Brote - Konfis backen Brot für die Welt“ zu beteiligen. In der Zeit vom 5. Oktober (Erntedank) bis zum 1. Advent gehen Konfirmanden deshalb in lokale Backstuben, um unter Anleitung von Bäckern Brote zu backen, die anschließend nach Gottesdiensten oder anderen Veranstaltungen gegen Spendenerlöse für Bildungsprojekte in Entwicklungsländern verkauft werden.

Leitgedanke der Aktion ist die biblische Speisung der 5000. In Mitteldeutschland beteiligen sich 900 Konfirmanden in 50 Gruppen in der Evangelischen Landeskirche Anhalts und der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands an der Aktion. Es sollen 1.500 Brote gebacken werden. In Dessau-Roßlau sind die Auferstehungs- und Christusgemeinde beteiligt.

Zentrale Ziele der Aktion sind der Einblick in das praktische Bäckerhandwerk, die Auseinandersetzung Jugendlicher mit den Lebensverhältnissen in Entwicklungsländern und der Erlös von Spenden durch eigene Arbeit der Konfirmanden.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.5000-brote.de.

Verschobener Feierabend

Also hieß es am Sonnabend für ihn und drei Kollegen noch einmal in die Arbeitssachen schlüpfen, einen Brotteig mit Roggen, Weizen und Körnern anrühren, den Teig eine Dreiviertel Stunde ruhen lassen und dann ab 9 Uhr ein Dutzend Jugendlicher in die Kunst des Brotbackens einzuführen. Mit Erfolg: Aus der von Lantzsch befürchteten jungen Rasselbande wurden schnell akribische Arbeiter. „Echt beeindruckend, wie ruhig und konzentriert die Jugendlichen ans Werk gehen“, war der Bäckermeister überrascht.

Der Riesenkessel voller Teig wurde Stück für Stück leerer. Auf dem Arbeitstisch formten und kneteten die Gäste des Tages den Teig zu Brotlaiben. In einem weiteren Schritt verzierten einige Konfirmanden die Laibe mit christlichen Symbolen und Buchstaben. Nach einer dreiviertel Stunde warteten die rund 80 Brote nach einer Ruhephase darauf, in den Ofen zum Backen geschoben zu werden. Profis schaffen das regulär in einer Viertelstunde. Doch am Sonnabendvormittag arbeiteten unter Aufsicht von Bäckern ausnahmslos Laien in der Backstube in der Reichardtstraße.

So wie die Konfirmanden Charlotte Fuchs und Markus Velten. „Das hat wirklich Spaß gemacht“, bilanzierte Fuchs den Vormittag in ungewohnter Umgebung. Erfahrung im Brotbacken hatte die Siebtklässlerin des Liboriusgymnasiums vorher nicht gesammelt, aber durch die Aktion Lust darauf bekommen, mal im eigenen Haushalt Brot zu backen. „Ich habe extra darauf geachtet, die Brote mit viel Liebe zu backen, Vielleicht schmeckt man das ja auch“, erzählte Fuchst und musste schmunzeln. Motiviert war die Gymnasiastin auf jeden Fall. „Es ist ja für einen sehr guten Zweck, für den wir das alles machen.“

Ein Bildungsprojekt in Ghana soll mit den Erlösen aus der Brotback-Aktion der Konfirmanden aus Siedlung und Ziebigk unterstützt werden. „Das ist im Vergleich zu uns wirklich kein reiches Land. Ich könnte mir vorstellen könnte, da auch bei weiteren Projekten mitzutun“, sagte die Konfirmandin.

„Es ist schon interessant gewesen, mal selbst Brote zu backen und zu sehen, wo und wie sie hergestellt werden“, meinte Markus Velten. Der Siebtklässler des Gropius-Gymnasiums zog ein selbstbewusstes Fazit „Das hätte ich mir irgendwie schwerer vorgestellt.“

Verkauf nach dem Gottesdienst

Am Sonntag wurden die Laibe nach dem mitteldeutschen Auftaktgottesdienst für die Aktion „5000 Brote“ in der Auferstehungsgemeinde verkauft. Neben den Jugendlichen beteiligten sich mit dem Pfarrer der Christusgemeinde Stephan Grötzsch, dem Vikar der Auferstehungsgemeinde Christian Buro und dem Kirchenpräsident der Anhaltischen Landeskirche Joachim Liebig auch drei Erwachsene an der Backaktion.

Für Liebig war der Sonnabend auch eine Reise zurück zu den beruflichen Anfängen. „Ich war als Vikar ein Jahr im Osterzgebirge, wo ein Bäckermeister im Gemeindekirchenrat meinte, mich mal in seine Backstube mitnehmen zu müssen, damit ich das wahre Leben kennenlerne“, berichtete Liebig. Ein begeisterter Bäcker ist dadurch aus dem Kirchenpräsidenten nicht geworden. Der Respekt vor dem Handwerk ist aber geblieben. „Ich sehe hier unter unseren Jugendlichen richtige Talente für das Bäckerhandwerk schlummern.“ Trotz aller Begeisterung wollen es die Konfirmanden aber bei der einmaligen Erfahrung belassen. (mz)

Die Konfirmanden waren mit viel Spaß und Einsatz dabei.
Die Konfirmanden waren mit viel Spaß und Einsatz dabei.
Lutz Sebastian Lizenz