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Ausstellung Ausstellung: «Zwischen Schwarz und Rot» würdigt Wirken der Anecker

Von ILKA HILLGER 30.09.2010, 16:40

DESSAU/MZ. - Gerhard Hoehme, Künstler des Informel, der aus Greppin stammte, eckte schon beim Kunststudium an der halleschen Burg Giebichenstein mit dem System an. 1952 flüchtete er in den Westen Deutschlands, wurde später Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie. 1989 starb er. Mehr als 20 Jahre später würdigt eine Ausstellung ganz nah an seinem Geburtsort nun auch das Werk dieses Künstlers des Informel.

Am Sonnabend wird in der Orangerie des Georgiums die neue Sonderausstellung der Anhaltischen Gemäldegalerie eröffnet. "Zwischen Schwarz und Rot - Gemälde und Graphiken des Informel" heißt die Schau der Tübinger Sammlung Bretschneider, die traditionell um Exponate der Gemäldegalerie - wie Hoehmes "Leuna" - ergänzt wurde.

Zusammengekommen sind auf diese Weise rund 140 Gemälde und Grafiken von 34 Künstlern, die weltweit tätig waren. Informel steht für die Stilrichtungen ab-strakter Kunst, wie sie in den Nachkriegsjahren in Europa entstand. Bedeutendste Vertreter informeller Kunst waren Hans Hartung und Emil Schumacher. "Informel war auch in Mitteldeutschland stark vertreten", weiß Norbert Michels, der Direktor der Anhaltischen Gemäldegalerie. Neben Hoehme stammte auch Hartung aus der Region, er war Leipziger. Dann gibt es da noch die Dessauer Maler, deren Werk man dem Informel zurechnen kann. Aus den Beständen der Gemäldegalerie versammelt die Schau Blätter von Franz Johannknecht und Karl-Heinz Lingner.

Johannknecht kam als Technischer Zeichner 1938 nach Dessau und konzentrierte sich in seinem künstlerischen Schaffen auf die Abstraktion. In der selbst gewählten Isolation malte und zeichnete er bis zu seinem Tod 1974 konsequent und unnachgiebig gegen die gegenständlich gebundene Kunstauffassung der DDR. Karl-Heinz Lingner, 1925 in Köln geboren, wuchs in Dessau auf und lebte bis 1950 in der Stadt. Norbert Michels ist froh, das Werk dieses Künstlers umfassend in der Gemäldegalerie versammeln zu können. Denn noch vor seinem Tod 1998 kam Lingner nach Dessau zurück, schenkte der Galerie Arbeiten von sich, eine weitere Schenkung erfolgte von seinem Sohn. "Wir haben jetzt rund 80 Arbeiten Lingners in der Gemäldegalerie", so deren Direktor.

Gleichermaßen aus dem eigenen Bestand kommt ein großes Gemälde von Fritz Winter, dass die Galerie erwerben konnte, als diesem Künstler vor wenigen Jahren eine Einzelausstellung gewidmet war. "Für die Dessauer, die damals die Arbeiten Winters sahen, ist Informel also nichts Neues", so Michels. Die neue Ausstellung zeige nun die gesamte Breite der Kunstrichtung.

16 Uhr wird die Ausstellung "Zwischen Schwarz und Rot - Gemälde und Graphiken des Informel" am Sonnabend eröffnet. Zur Schau, die bis zum 14. November zu sehen sein wird, gesellt sich ein umfangreiches Begleitprogramm. So soll es am 10. Oktober eine öffentliche Führung geben, am 28. Oktober sind eine Lesung und Diskussion von Texten zur informellen Kunst vorgesehen. Der Dessauer Künstler Fridolin M. Kraska stellt am 7. und 8. Oktober in museumspädagogischen Kursen die Maltechniken des Informel vor und schließlich hält Martin Schieder vom Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Leipzig am 7. November zur Ausstellung den Vortrag "Erst bei den Franzosen habe ich malen gelernt", der sich dem deutsch-französischen Informel widmet.