1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Ausstellung: Ausstellung: Puppen tanzen in St. Georg

Ausstellung Ausstellung: Puppen tanzen in St. Georg

15.04.2013, 09:42
Die Puppenausstellung im Dessauer Gemeinde- und Diakoniezentrum St. Georg lädt auch am Sonntag zum Besuch ein.
Die Puppenausstellung im Dessauer Gemeinde- und Diakoniezentrum St. Georg lädt auch am Sonntag zum Besuch ein. Thomas Ruttke Lizenz

Dessau/MZ - Viele hängen bis heute an ihrem Teddy aus Kindertagen. Andere haben erst im Erwachsenenalter die Liebe zu den stummen, aber deshalb nicht weniger wichtigen Lebensbegleitern gefunden. Monika Schönfeld, Vorsitzende des Dessauer Puppenclubs, wundert es deshalb nicht, dass sich auch die nunmehr 5. Puppen- und Bärenausstellung am Wochenende großer Beliebtheit erfreute.

Der Puppenclub hatte dazu erneut in das Diakoniezentrum St. Georg eingeladen. „Viele Besucher sind wieder mehrere hundert Kilometer gefahren, um sich die Ausstellung anzusehen und neue Kontakte zu knüpfen. Sie sind auch von Dessau-Roßlau begeistert und nutzen das Wochenende dazu, die Stadt genauer zu erkunden“, freut sich Monika Schönfeld.

Sie selbst hat ihr Herz an die Rebornpuppen verloren, die sie mit ganz viel Liebe zum Detail lebensecht aussehen lässt. Dabei ist sie jedoch immer auch offen für Neues. „In meinem Kopf sind so viele Ideen, dass ich mich manchmal stoppen muss, weil nicht alles umsetzbar ist. Aber mein erster Rebornmops ist nun endlich fertig. Er braucht nur noch einen Namen“, schmunzelt Schönfeld und fügt hinzu „Loriot sagte ja schon: ein Leben ohne Mops ist sinnlos. Und weil Tiere im Allgemeinen einfach wunderbar sind, habe ich mich entschieden, nun auch Plüschtiere selbst zu füllen. Das wurde super von den Besuchern angenommen.“

Auch Renate Théremien liebt vor allem die Rebornbabys, die ihr nach einem schweren Verlust den Lebensmut zurückgegeben haben. „Leider habe ich meine Tochter viel zu früh verloren. Als ich mit meinem Mann vor vielen Jahren auf einer Puppenausstellung war, hat er den Anstoß gegeben, diese Puppen selbst zu machen. Da ich kreativ bin und gerne künstlerisch arbeite, habe ich mich darin versucht und schnell gemerkt, dass es mich von meiner Trauer ablenkt“, erklärt Renate Théremien. Angefangen hat sie mit Puppen, denen sie mit Faschingsschminke und Perücke ein Gesicht gegeben hat. Doch schnell perfektionierte sie dies und modelliert nun seit vielen Jahren wunderschöne Rebornbabys.

Für Iris Klement sind modellierte Unikate im wahrsten Sinne des Wortes Medizin. „Durch eine schwere Krankheit muss ich mit Schmerzen leben. Aber sobald ich modelliere, bin ich in einer anderen Welt und das führt sogar dazu, dass ich keine Medikamente nehmen muss. Ich bin dann so tiefenentspannt und voller Emotionen, dass die Krankheit in dieser Zeit keine Chance hat“, erklärt Iris Klement. „Ich mag die moppeligen Charakterpuppen. Sie sollen nicht perfekt sein, das wäre doch langweilig. Sie müssen etwas Besonderes haben, das macht sie dann aus.“ Passend dazu wählt sie Kleidungsstücke aus. „Am liebsten aus England. Dort gibt es einfach so ausgefallene Babysachen“, sagt Klement und fügt hinzu: „Und dann darf der Name nicht fehlen. Wenn ich die Puppe ansehe, dann weiß ich, wie sie heißen muss.“

Katrin Andersson hingegen hat zwar als Kind liebend gern mit ihren Puppen gespielt, heute gilt ihre Leidenschaft jedoch ausschließlich flauschigen Teddybären. „Sie strahlen Ruhe aus und das weiche Fell schmeichelt nicht nur der Haut, sondern auch der Seele“, erklärt Katrin Andersson. Außergewöhnlich sind ihre selbst gebastelten Bärchen. „Große Füße müssen sie alle haben. Ich weiß auch nicht, warum ich diesen Spleen habe“, lacht Andersson und fügt hinzu: „Dunkle Kulleraugen dürfen auch nicht fehlen, und ein kleines Glitzersteinchen am linken Fuß ist das Markenzeichen meiner Teddys.“ So entstehen aus der Hand von Katrin Andersson zum Beispiel auch der Katerteddy Joschi, der aussieht wie die Katze der Anderssons. „Genau so rot und den verschmitzten Blick hat er auch“, meint die Künstlerin.

Das Herz von Ines Windberg lassen die alten DDR-Puppen höher schlagen. „Meine Eltern hatten wenig Geld und wollten das Bisschen nicht unbedingt für Puppen ausgeben. Als ich dann mein erstes eigenes Geld verdiente, habe ich mir sofort eine Puppe gekauft. Allerdings eine sehr alte, die ich erst einmal gewaschen und auf Vordermann gebracht habe. Dann habe ich Kleidung für sie gestrickt“, erklärt Windberg. Mittlerweile hat sie 300 Puppen, für die sie alle ganz individuell Jacken, Hosen und Röckchen strickt. „Ich freue mich dann immer, wenn ein Püppchen neu eingekleidet ist. Ich lasse sie dann mehrere Tage auf der Couch sitzen, um sie immer wieder betrachten zu können“, beschreibt Ines Windberg ihre Puppenfreude.