Ausbildung mit 23 Ausbildung mit 23: Kevin Kölsch aus Dessau gelangte auf Umwegen zum Traumjob

Dessau - Manchmal wird Kevin Kölsch gefragt, weshalb er erst mit 23 Jahren eine Ausbildung absolviert. Der junge Dessauer steht mittlerweile drüber.
Das Aufstehen fiel ihm in der Vergangenheit ziemlich schwer, erzählt er. Die Theorie in der Schule offenbar auch. Kevin hatte nach der Schule seinen Hauptschulabschluss nachgeholt. Zwischen Schule und Lehre war geraume Zeit Perspektivlosigkeit, die die Arbeitsagentur mit einem Programm überwinden half.
Kevin Kölsch gehörte zu jenen, die mit einer Einstiegsqualifizierung in die Lehre gebracht wurden. Ein Jahr lang absolvierte er im Dessauer Pächterhaus ein von der Agentur finanziell bezuschusstes Praktikum. Was seine Zukunft betrifft, ist inzwischen nicht nur Koch-Azubi Kevin im ersten Lehrjahr, sondern auch seine Chefin Katrin Mädel sicher. Der schafft das.
Arbeitsagentur will Jugendlichen helfen, die es schwer am Arbeitsmarkt haben
Obwohl sich der Ausbildungsmarkt im Arbeitsagenturbezirk länger schon zugunsten der Jugendlichen gedreht hat - aktuell gibt es im Agenturbezirk Dessau-Roßlau-Wittenberg für 1.244 Bewerber insgesamt 1.529 gemeldete Ausbildungsstellen - so gibt es noch immer junge Menschen, die keine Ausbildungsstelle finden, weil die Vorstellungen und Anforderungen der Unternehmen und die der Jugendlichen nicht übereinstimmen.
Die Arbeitsagentur will aber auch diesen Jugendlichen eine Chance geben, wenn die Unternehmer dafür offen sind. Denn „nicht jeder zeigt in der Schule, was wirklich in ihm steckt. Es gibt Ausbildungsbewerber, die möglicherweise in der Theorie schwächeln, in der Praxis aber richtig aufblühen“, weiß Agentur-Chefin Sabine Edner aus Erfahrung. Kevin Kölsch ist ein Beispiel dafür.
Kevins Chefin interessiert nicht seine Vergangenheit, sondern sein Interesse am Beruf
Kevin Kölsch’ Chefin beschreibt ihren Azubi als einen jungen Mann, der „alles können will“ und dann und wann auch ungeduldig ist. Was deutlich macht, dass er weiter kommen will. Unternehmerin Katrin Mädel betont aber auch, dass sie für Kevin Kölsch offen war. Sie interessierte nicht die Vergangenheit, sondern es ging immer um Kevins Interesse am Beruf. Die Lehre läuft.
Im Agenturbezirk gibt es derzeit 68 Jugendliche, die - wie Kevin Kölsch vor einem Jahr - mit der betrieblichen Einstiegsqualifizierung eine berufliche Zukunft erhalten sollen. Die Übernahmeaussichten in eine Berufsausbildung im Praktikumsbetrieb liegen derzeit bei rund 40 Prozent, schätzt die Arbeitsagentur ein.
Alle anderen Jugendlichen können mit einem Zeugnis des Betriebes und mit einem Zertifikat der Kammer ihre Einstellungschancen deutlich erhöhen, weiß Edner.
Die Arbeitsagentur würde noch mehr Jugendliche in Langzeitpraktika vermitteln. Vorausgesetzt, Jugendliche ohne Ausbildungsplatz erhielten sechs bis zwölf Monate lang in einem Betrieb die Möglichkeit eines Praktikums, das von der Arbeitsagentur bezuschusst wird. Interessierte Arbeitgeber und auch jugendliche können sich in der Arbeitsagentur darüber informieren. (mz)