Auf Schnupperkurs im Wald
Rodleben/MZ. - Am Tag der offenen Tür des Betreuungsforstamtes Nedlitz, der am Jugendwaldheim stattfand, wurde standesgemäß und stilecht Wildschweinbraten serviert. "Das ist ein echter Anziehungspunkt", weiß Andrea Eulenberg, Büroleiterin des Forstamtes aus Erfahrung. Und in der Tat wirkte das würzige Aroma: Vor dem Stand bildete sich eine lange Schlange. Doch die Mitarbeiter hatten noch weit mehr zu bieten. Dufte Ideen kamen von Anetta Matthias und all jenen Männern und Frauen, die das Waldjugendheim betreuen.
In kleinen Fläschchen waren Gerüche aus der Natur eingefangen und luden zum Ratetest ein. "Kümmel" erkannte Enrico zielsicher, "irgendwas" murmelte nicht ganz so enthusiastisch sein kleiner Bruder Marvin Theo beim Schnuppern an konserviertem Rosenduft. Mehr als der Duftbalken faszinierte den Dreijährigen die Geräusche-Box, die auf Knopfdruck verschiedene Tierstimmen hören ließ. Außerdem galt es, Fellproben den entsprechenden Tieren zuzuordnen. Zusammen mit Vater Torsten Saack sind die Jungs aus Roßlau nicht zum ersten Mal hier.
Der Walderlebnispfad sei eine tolle Sache, findet der Vater "wir kommen häufig her und haben sogar schon Kindergeburtstag hier gefeiert." Der Schnupperkurs für die Kleinen ist nur eines von vielen Angeboten des Waldjugendheimes, der Bereich Waldpädagogik und Umweltbildung gehört zu den wichtigen Arbeitsbereichen des Forstamtes. Darüber hinaus gilt das Augenmerk der Forstverwaltung dem Waldschutz und der Lehrlingsausbildung, ein Schwerpunkt liegt bei der Privatwaldbetreuung.
Sieben Reviere sind für eine Gesamtwaldfläche von gut 27 000 Hektar zuständig, der Privatflächenanteil macht dabei knapp ein Drittel (rund 7 500 ha) aus und verteilt sich auf 931 Waldbesitzer und sechs Kommunen. Das sei schon eine ganze Menge Arbeit, gestand Andrea Eulenberg bei der Führung durch die Ausstellung, mit der das Forstamt sich der Öffentlichkeit präsentierte.
Entgegen landläufiger Vorstellungen von Laien sei Wald nicht einfach da, "man muss viel dafür tun". Jede Menge zusätzliche Arbeit hatte den Forstleuten in den vergangenen Wochen auch Kyrill beschert. Bei Dobritz und Nedlitz sind ganze Waldstriche vernichtet worden, umgeknickten Bäumen und Bruchholz mussten die Männer und Frauen möglichst schnell zu Leibe rücken, "denn je länger das Holz liegt, desto mehr verliert es an Wert", so Andrea Eulenberg.
Zudem habe im Anschluss die anhaltende Trockenheit die ganze Aufmerksamkeit der Forstleute in Anspruch genommen. "Die Situation war ganz schön brenzlig", berichtete die Büroleiterin. Zweimal mussten die Mitarbeiter sich allein in der vergangenen Woche um Brände bei Zerbst und Lindau kümmern. Zum Glück seien die frühzeitig entdeckt worden. Von Feuerwachtürmen aus wird der Wald beobachtet - einer davon ist bereits mit einer Kamera ausgestattet, die die Bilder per Satellit an eine Zentrale weitergeleitet - auch die anderen sollen sukzessive mit der technischen Hilfe ausgerüstet werden. Eine Erleichterung, über die Andrea Eulenberg recht froh ist.
Für die künftige Arbeit wünscht sie sich vor allem, "dass immer genügend Ressourcen, Kräfte und auch finanzielle Mittel vorhanden sind, um den Wald zu erhalten - als Rohstofflieferant, als Lebensraum für Tiere und als Erholungsgebiet für den Menschen."