ARD TV-Übertragung ARD TV-Übertragung: St. Nicolai wird zum Fernsehstudio
Coswig/MZ. - Wer am Freitag um 10 Uhr das Erste Deutsche Fernsehen einschaltete, der konnte live den Karfreitagsgottesdienst in der Kirche St. Nicolai in Coswig verfolgen. Ehe die Kameras auf Sendung gingen, waren umfangreiche Vorbereitungen zu treffen:
Donnerstag, 18.30 Uhr. Es dämmert in Coswig. Aber St. Nicolai erstrahlt in hellem Schein und lässt durch die Fenster grelles Licht nach draußen. Fast schon ein bißchen zu hell für eine Kirche. Sehr gemütlich ist es auch im Inneren nicht, Ruhe und Behaglichkeit können am Donnerstag noch nicht einkehren. Dafür ist es kalt. Und die Kamerafrauen und -männer reiben sich die Hände warm. Es geht zu wie in einem Ameisenhaufen.
Seit früh um zehn laufen die Aufbauarbeiten, die schon am Mittwoch begonnen haben. Auch die Übertragungstechnik ist schon in St. Nicolai installiert. Redakteurin Susanne Sturm wird sich zu späterer Stunde, wenn der Probegottesdienst beginnt, dahin zurückziehen und das Geschehen von außen betrachten, damit während der Live-Übertragung des Gottesdienstes am Karfreitag aus Sachsen-Anhalts "Kirche des Jahres" auch wirklich nichts schief geht.
"Selbst auf die Gefahr hin, dass ich nerve, brauche ich noch ein Stück von den Posaunen", ertönt die Stimme von Tonregisseur Manfred Mammitzsch aus den Lautsprechern. Tonprobe. Damit auch alles richtig klingt, damit es kein störendes Fiepen gibt.
Der Zerbster Gospelchor und Sänger der Zerbster Kantorei sind angereist, der Coswiger Chor hat quasi ein "Heimspiel". Und Mammitzsch lässt sie alle ansingen. und gibt mit ruhiger Stimme die Anweisungen. Derweil sitzt Produktionsleiter Eckhard Grosch mit Susanne Sturm und Pfarrer Bernd Richter im hinteren Teil der Kirche. Genau unter der Empore, auf der die Sänger stehen.
Noch hängt das rot-weiße Absperrband quer durch das Bild auf dem Monitor. "Wir haben''s schriftlich, dass das hält", blickt Grosch dennoch mit besorgtem Blick über sich an die Holzbalken. Die Produktionsleitung hatte im Vorfeld noch ein Gutachten erstellen lassen, dass die Empore betreten werden darf. Denn St. Nicolai ist baufällig. Und hinter die Sperrbänder darf niemand treten. "Am Sonntag nehmen wir die natürlich ab. Das ist jetzt nur noch mal so zur Erinnerung", sagt Grosch.
Ab und zu macht Grosch einen kleinen Witz mit dem Aufnahmeleiter Frank Bartuschat. "Noch 15 Minuten, dann müssten wir schon mit dem Probegottesdienst anfangen", hat Bartuschat den Zeitplan im Kopf. Jede Minute ist kostbar. Schließlich sollen ja spätestens 22 Uhr auch in St. Nicolai die Lichter ausgehen; denn am Sonntag wird ein langer Tag.
Das weiß auch Hannelore Strich, die Maskenbildnerin. Auch sie blickt konzentriert auf den kleinen Monitor, schaut sich jeden Künstler, der gezeigt wird, genau an. "Die Kleine da ist so blass..., der werde ich am Sonntag etwas Puder geben", denkt sie laut und macht sich eine weitere Notiz auf dem A 4-Blatt, auf dem sie schon zahlreiche Dinge vermerkt hat. In einem ruhigen Moment geht sie hoch zu den Chorleuten. Denn einige Absprachen auch bezüglich der Kleidung müssen gemacht werden. Einfaches Schwarz wirke nicht. "Ein Tuch oder so etwas wäre schön", überlegt sie. "Wenn man das im Fernsehen sieht wirkt das alles ganz anders", weiß sie aus Erfahrung. Und macht Termine mit den einzelnen Sängerinnen.