Arbeitsagentur Arbeitsagentur: Chancen für Spätstarter
Dessau-Rosslau/MZ - „Es war anstrengende Arbeit, doch wir haben es geschafft“, sagt Sabine Edner, Chefin der Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg, über 140 junge Erwachsene der Region, die durch Vermittler der Arbeitsagentur überzeugt werden konnten, sich auf die Schulbank zu setzen. Am Montag ist für die 25- bis 35-Jährigen Ausbildungsstart. Alle 140 sind Teilnehmer am Bundesprogramm „AusBildung wird was - Spätstarter gesucht“. Dieses Programm für 25- bis 35-Jährige ist eine Chance zur Sicherung der Fachkräfte in der Region und eine Chance für die Betreffenden selbst. Mit Sabine Edner sprach MZ-Redakteurin Annette Gens.
„Spätstarter gesucht“ - unter diesem Motto wird bundesweit eine Altersgruppe gefördert, von der man vermuten könnte, sie hätte längst den Berufsstart vollzogen...
Edner: In der Regel ist das ja auch so. Doch allein in unserem Agenturbezirk gibt es 5300 Frauen und Männer dieser Altersgruppe, die arbeitslos sind. Davon haben fast 1600 Personen keinen Berufsabschluss. Weshalb wir uns verstärkt diesen jungen Menschen widmen, sie versuchen zu überzeugen, eine Ausbildung zu absolvieren. Schließlich haben sie in der Regel noch mehr als 30 Berufsjahre vor sich. Dieses Potenzial dürfen wir nicht verschenken.
Ein Fallbeispiel: Eine Frau, Anfang 30. Sie hat ein Kind, aber keinen Berufsabschluss. Wenn sie sich auf die Schulbank setzt, steht ihr Ausbildungsentgelt zu. Das reicht nicht, um durchs Leben zu kommen.
Edner: Das stimmt. Deshalb suchen wir für Ausbildungswillige nach Alternativen, die wir in betrieblichen Einzelumschulungen sehen. In diesem Fall können Arbeitsagentur oder Jobcenter finanziell unterstützen. Die Chancen jetzt nachzuholen, was jahrelang verpasst wurde, sind aufgrund der demografischen Entwicklung enorm gut. Wer einen Berufsabschluss hat, dem öffnen sich Türen, der hat Aussicht auf einen festen Arbeitsplatz und nicht nur auf Gelegenheitsjobs.
Wie reagiert die Personengruppe auf das Angebot der Arbeitsagentur?
Edner: Es sind in der Regel mehrere Gespräche notwendig. Wir haben jedem Einzelnen versucht zu erklären, dass sich auf lange Sicht eine Ausbildung auszahlen wird. Rein statistisch gesehen verdient man im Leben mit einem Beruf durchschnittlich 300000 Euro mehr als ohne. Ganz abgesehen von der Chance, im Alter finanziell unabhängiger zu sein.
Wie reagieren Arbeitgeber auf die Aussicht, in der Gruppe ihre künftigen Mitarbeiter zu finden?
Edner: Auf der einen Seite drückt die Fachkräftesituation, andererseits arbeiten viele Arbeitgeber mit befristeten Verträgen - das passt nicht zusammen, weil man auf diese Weise keine Fachkräfte dauerhaft an sich bindet. Ich bin überzeugt, in den 10000 Unternehmen der Region wird ein Umdenken beschleunigt, wenn der Bedarf an Fachkräften größer wird. Und er wird größer. In unserer kommt schon jetzt ein Schulabgänger auf zwei Altersabgänge.