Anwalt empfahl, die Schilder aufzustellen
Gröbzig/Wörbzig/MZ. - Was Angelika und Andreas Reupsch nicht dulden wollen. Das Wörbziger Ehepaar hat kürzlich ein Stück Land gekauft, und wie sich herausstellte, liegt die Umgehungsstraße auf ihrem neuen Grundstück. Reupschs stellten daraufhin die Schilder für ihre "Privatstraße" auf. "Das hat uns unser Anwalt empfohlen. Wenn jemand auf dieser Straße zu Schaden käme, wären wir ja in der Haftung. Deshalb haben wir die Schilder hingestellt", erklärte Angelika Reupsch in einem MZ-Gespräch. Das Ehepaar will aber noch einen Schritt weiter gehen, um Autos von ihrem Grund und Boden fern zu halten. Die Kreisverwaltung soll dafür Sorge tragen, dass die Verkehrsführung geändert wird, damit Autofahrer erst gar nicht in Versuchung geraten, in Richtung Privatstraße abzubiegen.
Das Problem beschäftigt die Behörden. Bei der Landkreisverwaltung war man von der urplötzlich vorhandenen Privatstraße überrascht. "Die Schilder wurden illegal aufgestellt", befand Reiner Klein, Mitarbeiter des Straßenverkehrsamtes, nach einer ersten Prüfung des Sachverhaltes.
Auch wenn das Grundstück den Eigentümer gewechselt habe, "die Öffentlichkeit der Straße wird damit nicht automatisch aufgehoben", argumentierte er. Deshalb sei die Familie aufgefordert worden, die Schilder wieder zu entfernen.
Ob das Ehepaar sich der Anordnung des Landkreises beugt, ist fraglich. "Die Schilder bleiben stehen", zeigte sich Angelika Reupsch zur jüngsten Sitzung des Gröbziger Stadtrates resolut, wo auch das Thema Privatstraße zur Sprache kam. Und wo der Wörbziger Ortsbürgermeister Horst-Hermann Hennig den Abgeordneten mitteilte, dass die Privatstraße für 100 000 Euro zum Erwerb stehe. Ein Detail, über das sich Angelika Reupsch im MZ-Gespräch empörte. "So weit ich weiß, darf ein Bürgermeister in der Öffentlichkeit nicht über Summen sprechen, über die eigentlich nichtöffentlich beraten werden muss."
Zumindest zeigte die Äußerung des Ortsbürgermeisters die Richtung, in der sich der Streit um die Straße entwickeln könnte. Was aber mit dem privaten Teil der Asphaltpiste genau geschehen soll, da legte sich die Wörbzigerin nicht fest. "Man kann die Straße verkaufen oder verpachten", sagte sie. Bis das entschieden sei, bleibe die Straße privat. "Und wenn sich gar nichts tut, machen wir sie im schlimmsten Fall dicht."
So weit will es die Verwaltung in Gröbzig natürlich nicht kommen lassen. "Wir sind gegenwärtig dabei, alle Informationen zusammenzutragen und zu prüfen", äußerte Verwaltungsamtsleiter Ruthard Reimer. Auch er ist der Auffassung, dass das öffentliche Interesse an diesem Straßenabschnitt dem privaten Interesse überwiegt.
Die Stadt Gröbzig, meinte Reimer, müsse die Straße nicht zwangsläufig kaufen. "Wenn wir ein Wegerecht eingeräumt bekommen, könnte das Problem bald gelöst werden."