Aktion auf Dessauer Bahnhofsvorplatz Anstehen für den guten Zweck - Kirchenpräsident Liebig verteilt 250 Portionen Suppe
„Einmal Essen macht zweimal satt“ war am Montag eine Aktion von Kirche und Diakonie in Dessau überschrieben. Der Andrang war groß. Was die Idee dahinter war. Was die Aktion für eine Summe gebracht hat.

Dessau/MZ - Das Zeltdach auf dem Bahnhofsvorplatz wird am Montagmittag gut gebraucht. Nicht als Schutz vor Regen, sondern als Schattenspender unter prachtvoller Oktobersonne. Hier gibt es Essen unter freiem Himmel bei der Aktion von Kirche und Diakonie „Einmal Essen macht zweimal satt“. Dann nämlich, wenn die „Suppengäste“ den Preis von 2,50 Euro ein zweites Mal in die Sammelbüchsen von Kirche und Diakonie stecken würden - als Spende für die Bahnhofsmission.
Suppengäste machen mit: Gutes zu tun, verschafft gutes Gefühl
Die Kübel mit den Suppen aus der Krankenhausküche des Städtischen Klinikums sind pünktlich da. Jeweils 125 Portionen Linsensuppe und Gemüsesuppe hat das Klinikum zu einem Vorzugspreis für die Aktion bereitgestellt.
Ausgegeben werden soll das Mittagessen ab 12 Uhr - unter tätiger Mithilfe von Kirchenpräsident Joachim Liebig. Fünf vor zwölf formiert sich die bislang lose Menschenansammlung deutlich zu einer Schlange von Anstehenden. Dann kommt der Kirchenpräsident mit dem Rad auf dem Platz an, legt sich die weiße Küchenschürze an, greift zur Kelle: „Es ist Mittag. Auf geht’s!“
Für Hannelore und Gerd Norgel aus Vockerode war der Weg nach Dessau ein Herzenswunsch. „Die Aktion ist über unsere Kirchgemeinde bekannt geworden und jetzt kommen wir, um etwas zu essen und gleichzeitig was Gutes zu tun“, haben die Eheleute dafür aus ihren Portemonnaies zweimal fünf Euro gezogen. Damit auch die Menschen täglich satt werden, deren Geldbeutel es aktuell kaum mehr zulässt. Auch Bruno Zur und Sylvia Watzek löffeln ihre Gemüsesuppe mit einem guten Gefühl. „Es gibt so viele Not leidende Menschen unter oder neben uns“, sagt Zur, der bis 2019 Leiter des Kinderhilfsprojektes „Kleine Arche“ im Dessauer Süden war.
Aktion „Einmal Essen" wird aktuell für Bedürftige dringend notwendig
Der Anhaltische Kirchenpräsident Liebig und der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Mitteldeutschland, Oberkirchenrat Christioph Stolte, erleben diese Situation bei der täglichen Arbeit und sagen: „Schon die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie trafen Familien mit kleinen Einkommen hart. Und nun wirken sich steigende Energie- und Lebensmittelkosten besonders stark auf ohnehin benachteiligte Haushalte aus.“

Auf die aktuelle Zuspitzung der Lage weist die Aktion „Einmal Essen macht zweimal satt“, hin. Und auch der Termin am Montag ist ganz gezielt gewählt: Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat 1992 den 17. Oktober als „Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut“ proklamiert. Aktuell aber leben noch immer 1,3 Milliarden Menschen in Armut, fast die Hälfte davon Kinder und Jugendliche.“ Die Weltbank definiert Menschen, die pro Tag über weniger als 1,90 US-Dollar verfügen, als extrem arm.
Bei Spendenaktion fast 1.000 Euro erlöst
Dessau-Roßlau scheint diese Botschaft verstanden zu haben. Die Nachfrage ist groß. Um 12.20 Uhr wird die letzte Portion der schmackhaften Linsen ausgereicht - für 5 Euro, versteht sich. Die Gemüsesuppe ist kurz darauf komplett verzehrt. Insgesamt ergeben die 250 Portionen einen Spendenerlös von 978,60 Euro.