Anhaltisches Theater Anhaltisches Theater: Kleine Schritte mit Wirkung nach außen
Dessau/MZ. - Kaum anderhalb Monate ist es her, dass Udo Salzbrenner seinen Schreibtisch im Anhaltischen Theater einräumte. Wenige Wochen, in denen ihm einiges gelang, an dem an der Dessauer Bühne seit Jahren nicht gerüttelt wurde. Nicht ohne Stolz faltet der neue Chefdramaturg die Spielplanvorschau für November und Dezember auseinander. "Der Unterschied ist klar erkennbar." Salzbrenner hat recht. Verschwunden ist "die Wüste von Titeln". Das neue Layout bekommt der Vorschau im dunkelgrünen Grundton bestens. Und der Chefdramaturg ist sich sicher, dass diese neue Form auch beim Publikum gut ankommen wird. "Jetzt kann man sich den Plan wie einen Kalender an die Wand heften." Und es kommt noch besser: Endlich finden sich auf der Rückseite des Leporellos auch Informationen zu den Inszenierungen. "Das ist mein Verständnis von Dramaturgie. Es geht darum, Inhalt zu vermitteln", sagt Udo Salzbrenner.
Ideen, um dies künftig in Dessau zu tun, hat der Mann, der zuvor am Theater der Landeshauptstadt in Magdeburg als Musikdramaturg arbeitete, mehr als genug. Die neuen Theaterpläne sind für ihn nur ein kleiner Schritt, von dem er sich eine Wirkung verspricht und dem weitere folgen werden. "Ich bin froh, dass wird das erreicht haben. Ich bin eben entschieden vorgegangen", erklärt Salzbrenner seinen Weg zum Ziel. Und nicht nur bei diesen Plänen sondern auch bei den Programmheften wird der Zuschauer die Handschrift des neuen Chefdramaturgen bemerken. Ihnen hat er ein äußerlich einheitliches Grundlayout verpasst, auf den einzelnen Seiten finden sich neben dem Haupttext Randspalten. "Das lockert alles etwas auf, wir haben mehr Gestaltungsmöglichkeiten, und vor allem gibt es keine Bleiwüsten mehr", freut er sich über das Resultat.
Dass Salzbrenner seinen Job am Dessauer Theater beileibe nicht nur als den eines Gestalters der Druckerzeugnisse sieht, belegt er mit Wünschen in anderen Gebieten der dramaturgischen Arbeit. Vor allem will er die Theaterpädagogik intensivieren. Auf Tafeln in allen Dessauer Schulen könnte künftig das Theater präsent sein, nicht nur mit Erklärungen zu Inszenierungen sondern auch mit Texten und Bildern, die den Schülern einen Blick hinter die Kulissen gewähren. "Wir könnten dort zeigen, wie reichhaltig die Berufsbilder im Theater sind", ist er sich sicher. Mit Schulkonzerten während einer Unterrichtsstunde will Salzbrenner in Dessau Erfahrungen einbringen, die er in Magdeburg sammelte und die dort sehr erfolgreich waren.
Begeisterung für das Theater zu wecken, ist des Chefdramaturgen Ziel. Dabei weiß er, dass man Interesse für die Bühne nicht grundsätzlich voraussetzen kann. Denn: "Wie soll man sich für etwas interessieren, von dem man nicht weiß, was es ist. Bevor etwas in den Kopf geht, geht es ans Herz." So, wie zum Beispiel das Schicksal der schultergeküssten Komtess Laura in "Der Bettelstudent", der am Sonnabend Premiere im Theater haben wird. Für Udo Salzbrenner ist dies die erste Inszenierung, die er hier als Dramaturg betreut.
Das Konzept für die Operette von Carl Millöcker stand freilich schon, als Salzbrenner seinen neuen Job in Dessau antrat. Mit dem "Bettelstudent" unternimmt Schauspieldirektor Helmut Straßburger als Regissuer erneut einen Ausflug ins Musiktheater. Dass ein Mann vom Schauspiel sich einer Operette annimmt, kann laut Salzbrenner nicht von Schaden sein. Lebt eine solche Inszenierung doch gerade auch von den Dialogen. "Ein Schauspielregisseur achtet viel mehr darauf, dass typische Sängereigenheiten im Szenischen ausgemerzt werden. Das ist auch eine Herausforderung an die Solisten." Wie diese angenommen und bewältigt wurde, darauf ist auch der Chefdramaturg des Anhaltischen Theaters gespannt.