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Anhaltisches Theater in Dessau Anhaltisches Theater in Dessau: Perspektiv-Wechsel beim Tag der offenen Tür

Von Alexander Baumbach 22.06.2014, 17:31
Spaß hatten Generalmusikdirektor Antony Hermus, die Musiker der Philharmonie und die Teilnehmer des Dirigierkurses, hier Konstantin.
Spaß hatten Generalmusikdirektor Antony Hermus, die Musiker der Philharmonie und die Teilnehmer des Dirigierkurses, hier Konstantin. Baumbach Lizenz

Dessau/MZ - Der Wettergott meint es am Sonntag gut mit den Theaterleuten - zur Kostümversteigerung auf dem Theatervorplatz stehen Hunderte Interessierte um den Intendanten André Bücker, lassen sich animieren, diverse Rokoko- und Ballettfummel aus dem Fundus des Anhaltischen Theaters zu erwerben. Der Bierwagen ist gut besucht, die Stimmung ist zunehmend gelöst. Man merkt das nicht nur an den Gästen beim Tag der Offenen Tür.

„Natürlich ist das ein tolles Gefühl, dass wir jetzt zuversichtlicher in die Zukunft schauen können. Man merkt das auch den Kollegen an, das jetzt wieder die Zukunft begonnen hat“, gibt sich Bücker optimistisch ob der positiven Verhandlungsergebnisse mit Magdeburg in der jüngsten Zeit. „Ich genieße vor allem, dass ich heute mal mit so vielen Leuten ins Gespräch komme - die Grenze zwischen Bühne und Publikum ist ja an so einem Tag aufgehoben“, erklärt er.

Und das ist sie tatsächlich. Hinter der Bühne schwirren Gäste umher in einer Welt, die wie ein Zwischending aus Dantes Höllenkreisen und dem Wunderland von Alice wirkt. Große Totenköpfe ruhen auf einem Bühnenfahrstuhl vor Casanovas überdimensionalem Bett, das bei näherem Augenschein an ein Schafott erinnert. Dahinter schwebt ein Pferd ohne Beine. „Das hat bestimmt schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel und ist gerade für den hinteren Komparsen sicher kein Zuckerschlecken“, erzählt ein Bühnentechniker. Man taucht an so einem Tag ja nicht nur in die Parallelwelt des Theaters ab, sondern auch in eine längst vergangene Zeit - mit verwaschenen Sicherheitshinweisen an den Mauern hinter den Feuerwehrsesseln und uralten Hammerschlag-Steckdosen an den mehr als siebzig Jahre alten Technikpulten. Die Historie verschmilzt mit dem Jetzt, aus jahrzehntelanger Erfahrung wird in dem eingeschworenen Theaterkollektiv in die Zukunft geblickt.

Beim Tag der offenen Tür im Anhaltischen Theater wurde auch schon auf einen ganz anderen „Tag der offenen Tür“ hingewiesen. Diesen wird es im Fahrzeuginstandhaltungswerk der Deutschen Bahn in Dessau-Süd am 30. August geben.

Am Vorabend, am 29. August um 20 Uhr, wiederum findet in der dortigen „Richt- und Lokhalle“ ein Konzert der Anhaltischen Philharmonie unter der Leitung von Generalmusikdirektor Antony Hermus statt. Das Orchester setzt damit seine Reihe „Konzert an unerhörtem Ort“ fort.

Unter dem Motto „Musikalische Reise durch Europa“ erklingen bekannte und beliebte Kompositionen von Jean Sibelius, Peter Tschaikowski, Antonín Dvorák, Johannes Brahms, Arthur Honegger, Georges Bizet, Ralph Vaughan Williams und Edward Elgar sowie von Eduard Strauß.

Für diese geschlossene Veranstaltung der Deutschen Bahn steht im freien Verkauf ein begrenztes Kontingent von 100 Eintrittskarten zur Verfügung, die ab sofort an den Theaterkassen erhältlich sind. Eine Karte kostet 32 Euro.

Besonders deutlich wird das in der Tischlerei unter dem Dach. In dem sonnendurchfluteten Studio entstehen die Bühnenbilder für die Walküre, ein großes Treppenpodest erinnert an einen aufgeklappten Würfel, der in der Vergangenheit schon Symbol für den Ring der Nibelungen wurde. „Die Arbeit mit den sechs Kollegen ist auch eine ganz andere als mit fremden Firmen. Man versteht sich mit viel weniger Worten, weil man auf gemeinsame Erfahrungen zurückblicken kann. Mancher ist ja schon seit 40 Jahren hier beschäftigt“, erläutert Thomas Mehnert, der Leiter der Dekorationsfabrik.

Aber Theater lebt eben nicht nur vom schönen Schein, sondern vor allem auch vom Talent seiner Mitstreiter. Generalmusikdirektor Antony Hermus gibt unter dem Dach auf der Probebühne etwas von seinem Handwerkszeug weiter. Im Dirigierkurs kann man sich ausprobieren, mit viel Witz führt der Niederländer Laien an die Kunst des Taktstockschwingens heran - und manch einer merkt dann doch, dass trotz aller Witze über Dirigenten einiges Geschick dazu gehört, ein komplettes Ensemble zu einer wohlklingenden Carmen-Ouvertüre oder einem Brahmschen ungarischen Tanz zu überreden.

Der Tag der offenen Tür im Anhaltischen Theater, der schon zu einer guten Tradition geworden ist, lebt von diesem Wechselspiel und seiner Vielfalt der Angebote, so dass er vertraut - unter anderem mit seinem Kuchen- und Tombola-Losverkauf zugunsten der Theaterstiftung und der „Kleinen Arche“, der diesmal trotz eines größeren Angebots eher beendet war als in anderen Jahren - immer wieder neu erscheint. Übrigens steht „Casanova“ noch aus als Premiere in der Spielzeit.

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Winfried Gehrke Lizenz
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