Anhaltisches Theater in Dessau Anhaltisches Theater in Dessau: Mitarbeiter wollen ihr Haus mit Gehaltsverzicht retten

Dessau-Roßlau/MZ - Für die Rettung des Anhaltischen Theaters als Vier-Sparten-Haus ist ein wichtiger Schritt gemacht: 95 Prozent der Beschäftigten des Anhaltischen Theaters Dessau haben bis Ende Mai Einzelverträge unterschrieben, die einen zehnprozentigen Gehaltsverzicht bei entsprechendem Freizeitausgleich vorsehen. Die 95-Prozent-Marke war zuvor als Untergrenze definiert worden.
Mit dieser Vollzugsmeldung ist der Weg für das „Dessauer Modell“ frei, das den Erhalt aller vier Sparten sichern und zugleich die Kürzung der finanziellen Zuwendungen durch das Land Sachsen-Anhalt abfangen soll. Dessau-Roßlaus Stadtrat hatte sich zuvor einstimmig für den Erhalt der Traditionsbühne ausgesprochen und im Gegenzug beschlossen, für die nächste Förderperiode deutlich mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Von 2014 bis 2018 summiert sich das auf zehn Millionen Euro.
„Diese Entscheidung und die beispiellose Solidarität der Mitarbeiter trägt zum Fortbestand des Anhaltischen Theaters bei, kann aber die Reduzierung der Stellen in diesen beiden Sparten nicht verhindern“, erklärte Generalintendant André Bücker gestern in einer Pressemitteilung. Perspektivisch sehe das Modell nur noch acht Tänzer sowie ebenso viele Schauspieler vor, wobei diese Zahl allerdings nicht durch betriebsbedingte Kündigungen erreicht werden soll. In der Folge wird es allerdings weniger Premieren geben.
Mit dem Votum für das „Dessauer Modell“, das André Bücker und Verwaltungsdirektor Friedrich Meyer gemeinsam mit dem Personalrat des Theaters und dem Theaterausschuss der Stadt auf den Weg gebracht haben, deutet sich in der Auseinandersetzung über die Zukunft des Theaters ein einvernehmliches Ende an.
Im Stadtrat bestätigte Oberbürgermeister Klemens Koschig gestern Abend, dass im Rathaus ein neuer Entwurf eines Theater-Vertrages vorliege. Dieser soll am 11. Juni auf einer Sitzung des Theater- und des Hauptausschusses beraten werden. Findet das Papier dort Zustimmung, soll es der Stadtrat auf seiner letzten Sitzung am 18. Juni beschließen. Parallel dazu diskutieren die zuständigen Ausschüsse des Landtages den Vertrag. Bis Ende Juni soll dieser Prozess abgeschlossen sein.