Anhaltisches Theater Anhaltisches Theater : Feuerwerk von Technik und Musik

Dessau - Die Bretter, die die Welt bedeuten, zogen am Sonntag einmal mehr das Publikum in ihren Bann. Der Vorplatz des Anhaltischen Theaters und das Große Haus luden beim Tag der offenen Tür zum Zuschauen und Staunen ein.
Sänger, Tänzer, Schau- und Puppenspieler sowie der Opern- und Kinderchor und die Anhaltische Philharmonie Dessau machten mit Ausschnitten aus den Produktionen der aktuellen und kommenden Spielzeit Lust auf einen baldigen Besuch einer der zahlreichen Inszenierungen.
Zu sehen gab es aber auch eine beeindruckende Modenschau der schönsten Stücke aus dem Kostümfundus. Für kleine Gäste war ein Fotoshooting in pompösen Kostümen organisiert. Für jene, denen das noch zu wenig war, gab es den beliebten Kostümverkauf. „Ich bin extra aus Leipzig gekommen. Denn ich schlüpfe bei meinem Hobby in spezielle Rollen. Ein Kostüm aus dem Theater gibt dem Ganzen den letzten Schliff“, freut sich Marion Ratner.
Das absolute Highlight jedoch war die Bühnenshow, bei der die Besucher in die Welt des Theaters eintauchten und für einen Moment Teil einer der größten Bühnen Europas wurden. „Theater bedeutet, dass Zuschauer zusammenkommen. Ihre Stimmung geht auf das Ensemble über“, beschrieb Generalintendant Johannes Weigang, dass jede Vorstellung anders wird, besonders und unverfälscht. Die Menschen seien eben Teil des Stückes, weil sie ihre Empfindungen durch Lachen, durch Tränen und vor allem durch Applaus äußern. „Und der ist ja nun der größte Lohn für jeden Künstler“, so Weigang.
Bühnentechnik Extraklasse
Dass die Bühne des Anhaltischen Theaters zu einer der größten Drehbühnen Europas gehört, machte die Bühnenshow zu etwas Einzigartigem. Der tatsächlich tonnenschwere Vorhang öffnete sich, die Bühne erstrahlte und auch der Applaus fehlte nicht. Genauso wenig wie die ordentliche Verbeugung vor dem imaginären Publikum.
Dann waren Regen, Schnee, Sturm, Wind, Nebel und Hitze hautnah zu spüren, wurden Bühnenbilder von rechts und links hereingefahren, senkte sich ein Käfig von der Decke und schwebte eine junge Dame gen Himmel zur Musik im Hintergrund. Ein wahres Feuerwerk der Bühnentechnik, Emotionen und Klänge entbrannte. Unmengen von Scheinwerfern und Schnüren säumten 25 Meter hohe Räume.
Zehn Meter unter der Bühne herrschte ebenso reges Treiben. Hier halten Menschen und Motoren alles am Laufen. Die zwei Seiten- und die Hinterbühne sind vom Zuschauerraum nicht einsehbar. Umso beeindruckender war es für die Besucher, das Ausmaß der gesamten Bühne zu sehen. Das Anhaltische Theater bietet Möglichkeiten, für die neue Häuser heute ganze Fassaden umsetzen und Millionen investieren müssten. „Wir können bühnentechnisch aus dem Vollen schöpfen“, so Weigang stolz. Der Generalintendant selbst nutzt die Variablen der Bühne das nächste Mal beim Weihnachtsmärchen („Aladdin und die Wunderlampe“) in der neuen Spielzeit.
Kein Tempel für Eliten
Bei einem solchen Programm und Blick hinter die Kulissen war es keine Überraschung, dass der diesjährige Tag der offenen Tür des Anhaltischen Theaters auch 2017 wieder zum Erfolg wurde.
Der enge Kontakt zu den Menschen ist dem Team um Johannes Weigang sehr wichtig. „Genau das macht diese Stadt aus und darüber bin ich sehr glücklich.“ Auch die nicht regelmäßig ins Theater kämen, nutzten den Tag, um ganz entspannt ohne Abendgarderobe Theaterluft zu schnuppern. „Wir wollen kein Tempel sein, der nur einem bestimmten Klientel offensteht. Ganz im Gegenteil ist es uns wichtig, jeden anzusprechen und Interesse für Theater und Kultur zu wecken.“ (mz)