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Altersdurchschnitt Altersdurchschnitt: Dessau-Roßlau gibt die rote Laterne ab - Suhl nun älteste Stadt

Von Daniel Salpius und Lisa Garn 03.04.2019, 06:49
Eine alte Frau sitzt in einem Pflegeheim.
Eine alte Frau sitzt in einem Pflegeheim. dpa

Dessau-Rosslau - Dessau-Roßlau - Deutschlands älteste Stadt? Das war mal. Inzwischen hat sich die kreisfreie Stadt Suhl (Thüringen) den Negativrekord geholt. Dort sind die Bürger im Schnitt 50,3 Jahre alt. Das hat das arbeitgebernahe Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in einer Studie errechnet.

Das Durchschnittsalter in Dessau-Roßlau liegt bei 49,88 Jahren

Verjüngt hat sich Dessau-Roßlau aber nicht. Wie Zahlen des Statistischen Landesamtes zeigen, lag der Altersdurchschnitt 2015 und 2016 konstant bei 49,8 Jahren. Die Tendenz ist dabei steigend: Die aktuellste Zahl von 2017 kratzt mit 49,88 Jahren bereits deutlich an der 50er-Marke. Somit schneidet die Doppelstadt weiterhin äußerst schlecht ab im Altersvergleich. Auch wenn der Altersschnitt in der eigenen Prognose nur bei 49,37 Jahren liegt.

Dessau-Roßlau hat 2035 39 Prozent weniger Einwohner als noch im Jahr 1991

Die Daten zur demografischen Entwicklung bis 2035 waren jüngst im Hauptausschuss vorgestellt worden. Demnach wird Dessau-Roßlau weiter Einwohner verlieren. Derzeit leben rund 82.600 Menschen in der Stadt, für 2035 werden rund 69.000 prognostiziert. Das sind 39 Prozent weniger als 1991. Da gab es noch rund 112.000 Einwohner. Die Zahlen Dessau-Roßlaus zur Bevölkerungsprognose basieren auf Daten des Landesamtes bis 2015 und auf weiteren des kommunalen Melderegisters der Stadt bis 2018. Damit ist auch die deutliche Zuwanderung ab 2015 enthalten.

„Die Zahlen sind zwar etwas positiver als die Prognosen des Statistischen Landesamtes, aber trotzdem nicht schön“, sagte Oberbürgermeister Peter Kuras im Ausschuss. Dessau-Roßlaus größtes Problem: Das Missverhältnis zwischen Geburten und Sterbefällen. Zwar gab es in den vergangenen drei Jahren mehr Zuzüge und es sind mehr Kinder geboren worden. Es müssten aber noch mehr Geburten sein, um die zunehmende Zahl an Todesfällen auszugleichen. „Wir haben die Abwanderung gestoppt, aber ein großes Geburtendefizit. Das wird sich so schnell nicht lösen“, so Kuras. „Aber wir müssen entgegenwirken. Dafür gibt es kein Geheimrezept, wir brauchen ein Bündel von Maßnahmen.“

22 Prozent aller Dessau-Roßlauer sind 65 Jahre und älter

Die Gewinnung junger Menschen ist dabei eines der Hauptthemen. Die Alterspyramide hat sich extrem zu den Älteren verschoben. 22 Prozent (rund 18.000) der Gesamtbevölkerung gehört zu den 65- bis unter 80-Jährigen. Fast neun Prozent (7.400) sind über 80 Jahre. Mit rund 50 Jahren Durchschnittsalter liegt Dessau-Roßlau über dem in Sachsen-Anhalt (48 Jahre) und Deutschland (45 Jahre).

Dass nun trotzdem Suhl die älteste Bevölkerung Deutschlands hat, liegt auch daran, dass die thüringische Kleinstadt in den vergangenen Jahren stärker geschrumpft ist. Laut IW-Studie hat die Stadt zwischen 2015 und 2017 rund 2 000 Einwohner verloren, nur 35 000 Suhler gibt es noch. 1995 hatte die Stadt noch fast 82 000 Einwohner und war damit in etwa so groß wie Dessau-Roßlau heute. Die Doppelstadt verlor laut Landesamt zwischen 2015 und 2017 hingegen nur 808 Einwohner. Begünstigt durch die Fusion mit Roßlaus zeigt sich der Bevölkerungsrückgang heute insgesamt nicht ganz so dramatisch wie in Suhl.

Dennoch gibt auch das Dezernat für Gesundheit, Soziales und Bildung keine Entwarnung. Die Nachricht zur Ablösung an der Altersspitze „vernehmen wir gern, aber grundsätzlich bleibt das Thema Demografie eine Herausforderung für unsere Stadt, der wir uns weiter stellen wollen und müssen“, sagt der Beigeordnete Jens Krause auf Nachfrage.

Vergleich der Städte ist allerdings nicht ganz fair

So ganz fair war der Titel „Älteste Stadt Deutschlands“ wahrscheinlich nie. Die Zahlen der Veröffentlichungen beziehen sich in der Regel auf die Kreisebene, vergleichen also lediglich die 401 Kreise Deutschlands. Damit schneiden kleine und mittelgroße kreisfreie Städte wie Dessau-Roßlau und Suhl schlechter ab.

Blickt man auf die kommunale Ebene, wird klar: Allein in Sachsen-Anhalt sind rund 40 Kommunen älter als Dessau-Roßlau. Am ältesten war laut Statistischem Landesamt 2017 Hergisdorf (Mansfeld-Südharz) mit 51,97 Jahren. Auch Zeitz (51,15), Aken (49,94) und Bitterfeld-Wolfen (49,92) liegen vor der Doppelstadt. Allerdings: Keine dieser Städte ist annähernd so groß. Der Kreis Wittenberg ist mit 127 000 Einwohnern mit 49,35 Jahren jedoch auch nicht wesentlich jünger als Dessau-Roßlau. (mz)