Alte Familienstiftung wird wiederbelebt
ZERBST/VS/ANM. - "Da kamen Menschen zusammen, die bis dahin nichts voneinander wussten und deren gemeinsame Geschichte vor über 600 Jahren begann", erklärte der Zerbster Rechtsanwalt Sven Handrich, der seit 2003 gemeinsam mit Oberkirchenrat a. D. Dietrich Franke und als Familienmitglied Dr. Rudolf Pörtner aus Dresden im Notvorstand akribisch an der Wiederbelebung der nie aufgelösten Stiftung gearbeitet hat.
Stipendium wird vergeben
Neben der Vorstandswahl gab sich die Stiftung eine Satzung und konnte nach Jahrzehnten erstmals wieder im Sinne ihres ureigensten Auftrages handeln. Ein junger Mann, der mit der Eintragung in das Familienbuch der Stiftung nachweisen konnte, dass er von einer der sieben Stifterfamilien abstammt, erhielt ein Stipendium für sein Theologiestudium. "Die Stiftung", so Handrich, "verfügt über ausreichend Liquidität."
Die Stiftungsgründung geht nach den vorliegenden Unterlagen auf die Altarwidmung gläubiger Christen der Gemeinde St. Nicolai in Zerbst auf zurück. Sie soll seit mindestens 1398 bestehen. Sieben Familien in Zerbst hatten damals Wiesen, Äcker und Gärten gestiftet. Aus dem erwirtschafteten Pachtzins sollte in der Kirche für ihr Seelenheil gebetet werden.
Mit der Reformation gab es eine Reformierung der Stiftung. Seitdem sollte das aus der Verpachtung erzielte Einkommen männliche Nachkommen der sieben Stifterfamilien finanziell unterstützen, um studieren zu können. Genau dieser Stifterwille soll, so Sven Handrich, mit der Reaktivierung der Sieberlehnschen Familienstipendiumsstiftung wieder erfüllt werden. Die Tradition zu bewahren sei von großer Bedeutung.
Familienbuch aus 1791
Basis für Entscheidungen ist die Eintragung in das auf das Jahr 1791 zurückgehende Familienbuch der Stiftung. Wer nachweisen kann, dass er ein Nachkomme der dort erfassten Familienmitglieder, evangelisch getauft und konfirmiert ist, gehört zur Familie.
Mit dem ersten Familientreffen und dessen Beschlüssen am Wochenende ist der Grundstein für das Aufleben der Stiftung gelegt, ist sich Handrich sicher. Nun gehe es darum, weitere Nachkommen der Stifterfamilien zu finden. "Wir müssen die Möglichkeit bekommen, den roten Faden in der Hand zu halten." Immer wenn sich ein Nachkomme melde, könnte die Suche erfolgreich fortgesetzt werden.