Anhaltische Landeskirche Abschied mit Folgen: Pfarrerin der Trinitatis-Gemeinde in Dessau geht in den Ruhestand
Damit wird sich auch das Gemeindeleben neu strukturieren.

Dessau/MZ - Der Umzug aus dem Pfarrhaus in Dessau-Alten nach Dessau-Nord ist schon vollzogen. Der letzte reguläre Gottesdienst ist auch schon absolviert. Die Zeichen stehen auf Abschied. Nach fast 24 Jahren verlässt die Pfarrerin Barbara Elze die Trinitatis-Gemeinde zum 1. Februar und geht in den Ruhestand.
Am Sonnabend, 22. Januar, findet um 17 Uhr, je nach Wetterlage im Pfarrgarten oder in der Melanchthonkirche die offizielle Verabschiedung statt. „Es war eine sehr abwechslungsreiche und interessante Zeit“, resümiert die 65-Jährige. Doch so ganz geht sie auch nicht. „Wo Rat und Tat und wo meine Hilfe gebraucht wird, da bleibe ich weiterhin eine Ansprechpartnerin“, verspricht die scheidende Pfarrerin.
Die Köthenerin wollte nach dem Abitur ursprünglich Medizin studieren
So wird sie unter anderem die Konzertreihe in der Altener Melanchthonkirche weiter betreuen und bei Bedarf Vertretungen von Gottesdiensten übernehmen. Ansonsten freut sie sich auf den neuen Lebensabschnitt, der mit sehr viel weniger Verpflichtungen einhergeht, in dem sie Wanderurlaube machen kann, wann sie möchte. Wo sie mehr Zeit hat, die Natur in der Stadt und Umgebung mit dem Fahrrad zu erkunden und vor allem ihrer Rolle als werdende Oma gerecht zu werden.
Nichtsdestotrotz hat sie ihren Beruf geliebt. Die Köthenerin wollte nach dem Abitur ursprünglich Medizin studieren. Zunächst absolvierte sie jedoch eine Ausbildung zur Medizinisch-Technischen-Assistentin. Während ihrer Ausbildung kam sie über einen Chor mit Kirche in Berührung. Es folgte die intensive Auseinandersetzung mit dem Glauben, was ihre Lebensplanung komplett umkrempelte. Die Taufe wurde nachgeholt und aus dem Studienwunsch Medizin wurde das Studienfach Theologie in Halle.
Ehrenbürgerin der Stadt Roßlau seit 1993
„Der Glaube gibt einem Halt und beschreibt so viel mehr als die sichtbare und materielle Welt“, erzählt die Pfarrerin. 1984 wurde die Theologin nach Roßlau entsandt und ihr 1987 vollständig die Pfarrstelle übertragen. Sie lernte dort viele junge engagierte Menschen kennen, die sie inspirierten, sich in der Wendezeit selbst für Aufbruch und Veränderung zu engagieren. Dafür wurde der Pfarrerin 1993 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Roßlau verliehen.
„Ich trage diese Auszeichnung stellvertretend für alle mutigen Menschen, die damals für Veränderung auf die Straße gegangen sind und sich engagiert haben“, betont Elze. Diese Veränderung verlangte nach der Wende auch vieles ab. Betriebsschließungen, Abwanderung und berufliche Neuorientierung gehörten für viele zum Alltag. „Auch in den Gemeinden haben wir das gespürt“, erzählt sie. „Junge Menschen zogen weg. Andere wendeten sich frustriert vom Glauben ab. Meist die Älteren hielten die Treue.
Langfristig führte das zur Überalterung der Gemeinden. Das spürte die Pfarrerin auch in Dessau-Alten, wo sie im Sommer 1998 hin wechselte. Rund 1.500 Mitglieder hatte ihre Gemeinde in den besten Zeiten. Jetzt sind es noch rund 700, nach der Fusion mit der Kochstedter Gemeinde vor rund drei Jahren. Da fällt es immer schwerer das Angebot an Gruppen, Themenkreisen und Konfirmationsunterricht aufrecht zu erhalten.
Die Gemeinde erlebt mit dem Weggang der Pfarrerin die nächste Zäsur
Deshalb erlebt die Gemeinde mit dem Weggang der Pfarrerin die nächste Zäsur und fusioniert mit dem Verbund der Kirchen der Region an der Elbe. „Da ist viel Trauerarbeit zu leisten und doch sollte man sich darauf freuen, Neues zu wagen und neue Menschen kennenzulernen“, gibt Elze zum Abschied mit auf den Weg.