1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Abriss im Handwerkerviertel : Abriss in Dessau-Roßlau: Anwohner im Handwerkerviertel frustriert von Schutt, Dreck und Staub

Abriss im Handwerkerviertel  Abriss in Dessau-Roßlau: Anwohner im Handwerkerviertel frustriert von Schutt, Dreck und Staub

Von Heidi Thiemann 16.09.2016, 10:30
Neben den sanierten Häusern im Handwerkerviertel türmt sich seit Monaten der Schutt auf der anderen Straßenseite.
Neben den sanierten Häusern im Handwerkerviertel türmt sich seit Monaten der Schutt auf der anderen Straßenseite. Lutz Sebastian

Dessau - Erich Rath ist gelinde gesagt sauer. Aber nicht alleine. Rath vertritt die Eigentümer im Handwerkerviertel, die seit einem halben Jahr viel Dreck und Lärm verkraften müssen.

Denn die Wohnungsgenossenschaft Dessau lässt seit dem Frühjahr zwischen Eyserbeck-, Klughardt- und Thomas-Müntzer-Straße 180 Wohnungen abreißen. Und wollte, so war Raths Information, in der 35. Kalenderwoche damit fertig sein. Also vor zwei Wochen schon. Doch stattdessen türmen sich neben Zirkel-, Dorn-, Meißel- und Hammerweg sowie Thomas-Müntzer-Straße noch immer Berge über Berge von Schutt und Holz.

Gestank und aufwirbelnder Staub ärgert Anwohner

„Das Holz modert vor sich hin und stinkt“, schimpft Rath. „Und wenn der Wind kräftig weht, wird Staub von den abgebrochenen Steinen aufgewirbelt.“ Der weht dann auf die Balkone und in die Wohnungen, wenn die Fenster nicht geschlossen sind. „Das kann doch so nicht weitergehen“, erklärt der Verwaltungsbeiratsvorsitzende, der 144 Eigentümer vertritt, aber bisher keine befriedigende Auskunft von den zuständigen Firmen erhalten hat. „Der Bauleiter eiert rum“, schimpft Rath.

Dabei sei es aber nicht so, dass die Eigentümer oder auch Mieter der 350 Wohnungen im Handwerkerviertel kein Verständnis für die Arbeiten hätten. „Ich selber war der letzte Mieter auf der anderen Seite“, sagt Rath. Vor 16 Jahren zog er von der Eyserbeckstraße in den Dornweg. „Ich musste mit den Möbeln nur über die Straße“, schmunzelt er.

Einen Möbelwagen brauchte er nicht. Nun ist auch seine alte Wohnung Schutt. Er trauert ihr nicht nach. „Das war alles schimmlig, alles schwarz.“ Und als kein Mieter mehr in den Häusern wohnte, standen sie jahrelang leer.

Wann verschwinden die Schuttberge?

Doch es ist nicht der erste Abriss in der Nachbarschaft. Als erstes hatte die Dessauer Wohnungsbaugesellschaft (DWG) ihre Blöcke abgerissen. „Damals hingen Aushänge in unseren Häusern“, lobt Rath die Information. Und nicht nur das. „Die haben das Abgerissene sofort fortgeschafft. Das ging zügig. Da konnte man nicht meckern.“ Doch jetzt? Der 73-Jährige blickt ratlos zu den Schuttbergen hinüber. Wann sind sie weg?

„Am 31. Oktober ist die Maßnahme beendet“, legt sich Nicky Meißner, Vorstandsmitglied der Wohnungsgenossenschaft Dessau, auf Nachfrage der MZ fest. „Dann ist Schluss.“ Dass durch den Abbruch und Rückbau der Häuser „eine Belastung für die Bewohner ringsum entsteht, das kann man nicht verhehlen“. Aber es sei ein großer Umfang, der hier abgebrochen werden müsse, sagt Meißner. Die Häuser wurden Ende der 1920er Jahre gebaut. Seit 15 Jahren stehen sie leer und seien in einem so schlechten baulichen Zustand, der eine wirtschaftliche Modernisierung unmöglich mache. Die einzige Möglichkeit war der Abriss.

Steine werden vor Ort geschreddert

Doch seit Montag sei wieder Bewegung im Abrissgebiet, versichert Meißner. „Das Holz wird jetzt abtransportiert“ von der Firma Niemann Recycling, die für die gesamten Abbrucharbeiten gebunden wurde. „Wenn das Holz entsorgt wird, dann werden auch die Steine entsorgt“, erklärt er.

Doch auch dann werde es noch einmal Staub- und Lärmbelastung geben, denn die Steine sollen - wie zuvor das Holz - vor Ort geschreddert werden. Dazu habe der Entsorger entsprechende Auflagen zu erfüllen, was nicht einfach sei, so Meißner, denn es müssten entsprechende Nachweise erbracht werden. „Wir können nur um Verständnis bitten, doch aktuell können wir nicht mehr tun.“

Erich Rath aber bleibt skeptisch, ebenso wie Klaus-Jürgen Jacob, der ebenfalls Eigentümer im Handwerkerviertel ist. Irgendeine Entschädigung, findet Jacob, hätte es für die Betroffenen wenigstens geben können. „Und wenn es nur einmal im Monat eine Autowäsche ist.“ (mz)

Erich Rath und Klaus-Jürgen Jacob sind Eigentümer im Handwerkerviertel.
Erich Rath und Klaus-Jürgen Jacob sind Eigentümer im Handwerkerviertel.
Lutz Sebastian