Abfallentsorgung in Dessau Abfallentsorgung in Dessau: Keller und Garten entrümpeln

Dessau - Kaum biegen Frank Faivre und Hartmut Naujoks mit ihrem Transporter um die Ecke und suchen sich einen Standplatz vor der Südschwimmhalle, setzt sich auch schon eine kleine Menschentraube in Bewegung. Ein jeder hat eine oder mehrere Tüten in der Hand, will den Inhalt loswerden. Der lag zumeist jahrelang in Keller, Garage, Garten oder auf dem Boden. Faivre und Naujoks nehmen all die Sachen an, die unter Schadstoffe fallen.
Doch bevor es losgehen kann, machen sie die Klappen ihres Schadstoffsammelmobils auf, stellen Abfallsammelbehälter auf, damit es dann schnell geht mit der Entgegennahme der verschiedenen Sachen. Faivre nimmt sie an, sortiert sie selbst ein oder gibt sie an Naujoks weiter, der sie im Mobil verteilt: Das Altöl, die Salzsäure und die Putzmittel, die Peter Kalkofen mitgebracht hat, der gerade einem älteren Herren hilft, die Garage leer zu machen, wie auch den Behälter mit einer Flüssigkeit von Werner Matthias. „Ich habe einen Garten übernommen“, erzählt der Dessauer, „da stand der Behälter herum.“ Welche Flüssigkeit sich darin befindet, weiß er nicht. „Es riecht nach Petroleum“, sagt er, „deshalb denke ich, gebe ich es hier besser ab.“ Frank Faivre nickt.
„Farbreste, Sprühflaschen, Altöl“
Ihren Keller leer gemacht haben Waltraud und Dieter Kötteritzsch. „Farbreste, Sprühflaschen, Altöl, alles, was man eben so aufgehoben hat“, sagt Kötteritzsch und gibt die Sachen ab. Aber alles, was er dabei hat, bekommt er nicht abgenommen. Fugenweiß und Blitzzement muss er wieder mitnehmen. Die können zu Hause problemlos im Hausmüll entsorgt werden. Kein Problem für das Ehepaar, das aber sogleich - neben dem Lob für die Sammlung - auch einen kritischen Hinweis parat hat, wo doch nun mal die Zeitung vor Ort ist: Dass es kaum noch Container für Verpackungsabfälle gibt, sei nicht in Ordnung. Denn dort, wo Standorte sind, reichen die Container nicht aus, liegen etliche Sachen daneben. „Das sieht doch nicht schön aus“, sagt Kötteritzsch.
Schlag auf Schlag leeren sich Tüten und Taschen von gut zwei Dutzend Dessauern. „Größtenteils werden Farben und Lösemittel abgegeben“, sagt Andreas Rintsch von der Johannes Fehr GmbH & Co. KG, die die Schadstoffsammlung im Auftrag des Stadtpflegebetriebes Dessau durchführt, das aber auch in vielen anderen Kommunen und Landkreisen bundesweit macht. Einige Unterschiede gebe es zwischen Stadt und Land, denn im Ländlichen würden mehr Pflanzenschutzmittel abgegeben. Mitunter komme es vor, dass Leute Dachpappe, CDs oder Elektrogeräte loswerden wollen, „doch die nehmen wir nicht an“. Tabu sind auch Munition, radioaktives oder infektiöses Material. Erst am Montag mussten Frank Faivre und Hartmut Naujoks eine Dame unverrichteter Dinge zurück nach Hause schicken. Sie wollte Feuerwerkskörper abgeben. Das aber ging nicht. Gefährlich auch wird es, wenn Flaschen und Behältnisse nicht verschlossen sind oder das Aufbewahrungsmaterial zerfressen ist. Auch das wird nicht genommen.
Sonderabfall der Verbrennung zugeführt
Was angenommen wird, wird verwertet, erklärt Andreas Rintsch. Spraydosen oder Leuchtstoffröhren zum Beispiel. Farben und Lösemittel hingegen werden als Sonderabfall der Verbrennung zugeführt. Nicht identifizierbare Stoffe, weil ein Etikett am Behältnis fehlt, werden im Schadstoffmobil separat gehandhabt und durch einen Chemiker begutachtet, bevor es zur Verwertung kommen kann.
In der Abfallentsorgungssatzung ist geregelt, dass Schadstoffe aus privaten Haushalten, soweit eine Rücknahme durch den Fachhandel nicht erfolgt, zu den von der Stadt betriebenen festen oder mobilen Schadstoffsammlungen zu bringen sind. Die Annahme dieser Schadstoffe erfolgt in haushaltsüblichen Mengen und darf die Gesamtmenge von 20 Kilogramm bzw. 20 Liter und eine maximale Gebindegröße von 20 Litern pro Anlieferung nicht überschreiten. Flüssige und feste Schadstoffe müssen ordentlich verpackt sein und in geschlossenen Behältnissen abgegeben werden.
Mobile Schadstoffsammlungen werden dreimal im Jahr in Dessau-Roßlau durchgeführt - und zwar im März, im Juli und im Oktober. Die Standorte und -zeiten der Sammlungen, so Abfallberater Dietmar Kornetzky, wurden bisher im Amtsblatt bekanntgemacht. Ab dem nächsten Jahr sollen die Sammlungen im Abfuhrkalender aufgeführt werden. Im Amtsblatt soll es dann nur noch Hinweise auf die Sammlungen bzw. zu Änderungen geben.
An den 53 Standorten im Stadtgebiet wurden im vergangenen Jahr insgesamt 23 269 Kilogramm Schadstoffe angenommen (ohne Batterien und Energiesparlampen). Den größten Anteil machten Farben, Druckfarben, Klebstoffe und Kunstharze aus mit insgesamt 13 162 Kilogramm. Doch auch der Anteil an abgegebenen Lösemitteln (1 481 Kilogramm), Ölen und Fetten (1 981 Kilogramm), Pestiziden (490 Kilogramm) und Laborchemikalien (53 Kilogramm) ist nicht unerheblich.
Angenommen bei den Sammlungen werden Abbeizmittel, Ablauger, Abflussreiniger, mineralölhaltige Altfette, Arzneimittelreste, Autopflegemittel, Batterien, Beizmittel, Bleiakkumulatoren, Bleichmittel, Bremsflüssigkeit, Desinfektionsmittel, Energiesparlampen, Entfroster, Entkalker, Entwickler, Farbreste, Feuerlöscher, Fleckenentferner, Fotochemikalien, Frostschutzmittel, Fugendichtmasse, Grillanzünder, Grillreiniger, Halogenlampen, Herdputzmittel, Hobbychemikalien, Holzschutzmittel, Imprägnierungsmittel, Insektenbekämpfungsmittel, Kaltanstrich, Kaltreiniger, Klebstoffe, Knopfzellen, Korrekturflüssigkeit, Lacke, Laugen, Lederpflegemittel, Leergefäße mit schädlichen Restanhaftungen, Leucht- stoffröhren, Lösemittel, Metallputzmittel, Möbelpflegemittel, Mottenschutzmittel, ölhaltige Betriebsmittel, Pilzbekämpfungsmittel, Pinselreiniger, Pflanzenschutzmittel, quecksilberhaltige Relais und Thermometer, Rohrreiniger, Rostumwandler, Säuren, Silberputzmittel, Schädlingsbekämpfungsmittel, Schmiermittel, ölhaltige Farbreste, Terpentin, Trockenbatterien, Unkrautbekämpfungsmittel, Kfz-Unterbodenschutzmittel, Verdünner, Wachse und Waschbenzin.
Nicht angenommen werden herkömmliche Glühlampen, Speiseöl, Dachpappe, Wellasbestplatten, nicht verschlossene Gefäße mit schadstoffhaltigem Inhalt, pulverförmige Baustoffe (z.B. Gips) und Elektroaltgeräte aller Art. (hth)
Faivre und Naujoks schauen auf die Uhr. Die Dreiviertelstunde an der Südschwimmhalle ist herum, weiter geht es zum nächsten Standort. Am Abend, sagt Faivre aus Erfahrung, seien alle Behälter gut bis sehr gut gefüllt. „Stehen gelassen haben wir noch niemanden mit Schadstoffen“, erklärt er, dass heute aber viel weniger als noch vor etwa zehn Jahren abgegeben wird. „Damals hätten wir mit zwei Mobilen kommen können.“ Irgendwann müssten die alten Vorräte doch aufgebraucht sein, denkt er. Doch noch immer tauchen auch Restbestände aus DDR-Zeiten auf.
Die aktuelle Schadstoffsammlung läuft bis zum 15. Oktober. Der Tourenplan ist im Amtsblatt nachzulesen. (mz)
