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700.000 Euro vom Bund 700.000 Euro vom Bund: Bauvorbereitungen für neue Dessauer Synagoge laufen

Von Annette Gens 15.07.2019, 13:54
So soll die Synagoge aussehen. Architekt ist Alfred Jacobi.
So soll die Synagoge aussehen. Architekt ist Alfred Jacobi. Jacobii

Dessau - Vor wenigen Wochen hatte Alexander Wassermann tiefe Sorgenfalten auf der Stirn, denn die Finanzierung des Baus einer neuen Synagoge war noch nicht vollends geklärt. Man wartete im Dessauer Kantorhaus auf die Zusage des Bundes.

Mittlerweile ist die Stirn des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Dessau geglättet und ein Lächeln vor Erleichterung steht Wassermann im Gesicht: Denn er weiß, dass der 9. November 2019 nicht ausschließlich ein Tag des Gedenkens an die Zerstörung der Dessauer Synagoge vor 81 Jahren wird. „Wir werden an diesem Tag den Grundstein für eine neue Synagoge legen“, sagt Wassermann.

Die Finanzierung des Baus der neuen Synagoge für Dessau ist gesichert. Der Bund wird rund 700.000 Euro für das lange geplante Bauvorhaben der Jüdischen Gemeinde beisteuern. Die in Hamburg ansässige Hermann-Reemtsma-Stiftung hat weitere 100.000 Euro zugesagt. Diesen Fakt ergänzte Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Peter Kuras, der sich um die letzten fehlenden 100.000 Euro für das Bauprojekt bemüht hatte.

Dessauer Synagoge 1938 eine der ersten in Deutschland, die geplündert und niedergebrannt wurde

Das neue Gotteshaus soll an der Ecke Kantorstraße/Askanische Straße errichtet werden, Just dort, wo seit 1988 eine Stele an die Ereignisse der Reichspogromnacht erinnert. Die Dessauer Synagoge gehörte zu den ersten in Deutschland, die am 9. November 1938 geplündert und niedergebrannt wurde.

Mit den Zusagen aus Berlin (Bund) und Hamburg (Reemtsma-Stiftung) kann das 1,7 Millionen teure Bauprojekt in Angriff genommen werden. Lediglich die Finanzierung der Sicherheitsanlagen für das neue Haus sind laut Wassermann noch nicht geklärt. Voraussichtlich 100.000 Euro wird es kosten, das neue Gotteshaus vor möglichen Übergriffen zu schützen.

Im Kantorhaus laufen inzwischen die Bauvorbereitungen. Der Bauantrag ist gestellt. „Jetzt suchen wir nach einem fachlichen Betreuer für unser Projekt“, schildert Wassermann. Voraussichtlich im Oktober werden die Bäume an der Giebelseite des Kantorhauses gefällt, um Baufreiheit zu schaffen. Auch die dort befindliche Gedenkstele muss einen neuen Platz erhalten.

Jüdische Gemeinde zu Dessau wird im September 25 Jahre alt

Die Jüdische Gemeinde zu Dessau wird im September 25 Jahre alt. 1994 wurde sie gegründet. Fast zwei Jahrzehnte wurde mit kaum einer Silbe an den Bau einer neuen Synagoge gedacht. Erst die Kurt-Weill-Gesellschaft brachte den Stein ins Rollen, indem sie der Gemeinde einen Entwurf für eine Synagoge schenkte. Die Gemeinde sammelte Spenden und spendete selbst. Der Zentralrat der Juden stellte 300.000 Euro zur Verfügung, Lottototo gibt eine sechsstellige Summe.

Die Stadt gewährte einen Baukostenzuschuss in Höhe von 100.000 Euro und stellt das Grundstück zur Verfügung. „In anderen Bundesländern finanzieren Innenministerien die Sicherheitsanlagen für Synagogen“, sagte Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Peter Kuras mit Blick auf die Landesregierung.

Archäologen werden das Areal der neuen Dessauer Synagoge vor Baubeginn untersuchen

Vor wenigen Tagen untersuchten Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie das Areal. Landesamt-Sprecher Alfred Reichenberger sagte, dass die Mitarbeiter bei den Probegrabungen „auf Schutt des 20. Jahrhunderts und auf ältere Mauern, die noch nicht datiert werden können, gestoßen sind.

Ob Archäologen das Areal vor dem Baubeginn der neuen Synagoge komplett untersuchen oder nur baubegleitend untersuchen werden, das hänge in erster Linie von den Bauplänen ab. Die lägen dem Amt noch nicht vor. Bei den Probegrabungen sind die Mitarbeiter nicht auf Mauerwerk der alten Synagoge gestoßen. Sie stand östlich vom künftigen Bauplatz. (mz)

Denkmalpfleger untersuchten das künftige Baugelände.
Denkmalpfleger untersuchten das künftige Baugelände.
Thomas Ruttke