200 Jahre Francisceum Zerbst 200 Jahre Francisceum Zerbst: Belastbares Gut in romantischem Flair
Zerbst/MZ/her. - "Unser Francisceum", immer wieder "unser Francisceum". 200 Jahre ist es her, das hinter Klostermauern begonnen wurde, Mädchen und Jungen zu unterrichten. Ein Jubiläum, das angemessen gefeiert gehört.
Nicht irgendeine Schule sollte hier am Sonnabend Vormittag hoch leben. Eine mit Tradition, eine, die von "persönlichen Beziehungen und innerer Zuwendung" stets profitiert habe. Die Zahl der Gäste zeigte es. Ob wohl irgendjemand hier keine Francisceum-Luft geatmet hat? Kaum. Wusste Schmaling doch, "dass unser Francisceum immer Gesprächsstoff in der Stadt war". Da muss es beinahe selbstverständlich sein, sich hier das nötige Rüstzeug an Wissen geholt zu haben. So viele können das von sich behaupten. Und so viele kennt Schmaling, die sich der Schule verpflichtet fühlen - auf Lebenszeit. "Wo", fragt der Direktor, "gibt es diese innige Verbindung Ehemaliger zu ihrer Schule?" Eine Frage ohne Antwort, ohne hörbare Antwort.
Jan-Hendrik Olbertz, parteiloser Kultusminister des Landes, war nach Zerbst gekommen, um zu gratulieren. Das tat er, und mehr noch. Er referierte über Wissen, Schule und Wissen. Und er formulierte die Anforderungen an ein Gymnasium: nämlich Wissen zu vermitteln, nutzbares Wissen. "Es kann nicht sein, dass Lehrpläne überfrachtet werden, ohne dass die Schüler dieses Wissen im Griff haben." Kein Wunder sei es, wenn Schule dann einer Erosion unterworfen werde. "Belastbares Wissen" zu vermitteln, das sei der Maßstab. Wenn Wissen allein durch seine Überfülle unbrauchbar geworden sei, sei dies "kein geeigneter Umgang mit Wissen".
Szenenapplaus begleitete seine Rede. Die Zuhörer pflichteten dem Minister in vielen Überlegungen bei. "Es gibt immer mehr Menschen", behauptete Olbertz, "die immer weniger wissen." Eine nicht bewältigte Menge von Wissen schade nur, belaste den Einzelnen. Entscheidend sei die Güte des vermittelten Wissens, nicht die Menge.
Und hier sei das Gymnasium gefordert. "Bildung", sagte Olbertz, "bedeutet Wissen zu qualifizieren." Das Gymnasium sei jener Ort, wo der Rohstoff Wissen geordnet wird, methodisch geprüft und eingebettet in ein Kontinuum von Menschlichkeit und Tradition. So des Ministers Worte. "Warten Sie nicht auf Erlasse und Verordnungen", gab er der Schule und ihrer Leitung mit auf den Weg. "Finden Sie ihren eigenen Kanon." Nur wenn Gymnasien wieder mehr an Bildung und der Vermittlung von allgemeiner Hochschulreife gemessen würden, versetze das Sachsen-Anhalt in die Lage, ein Jahr zu sparen. Heißt wie schon beschlossen: Abitur nach zwölf Jahren. Applaus.
Von Landrat Holger Hövelmann gab es neben guten Wünschen zum Jubiläum das Versprechen, sich zu bemühen. Sich bemühen, den Aufwand, den ein Denkmal verlange, zu schultern. Der Landkreis wolle als Schulträger seinen Anteil leisten, dass die kommenden 200 Jahre genauso aufregend werden wie die vergangenen.
Eine aufregende Schulzeit hätte der Prinz auch gern gehabt: Prinz Eduard von Anhalt, der von Privatlehrern unterrichtet wurde, auf Internaten war. Am Francisceum, glaubt er nicht ohne Neid, muss es spannender gewesen sein. "Das Beste für die Zukunft", lautete sein Wunsch zum Jubiläum.
Und: "Wo stehen wir?", fragte Direktor Schmaling. "Vor großen Herausforderungen in einer sich wandelnden Welt." Was dabei hilft, ist der "Glaube an diesen kostbaren Schatz, an altertümlichen Zauber und romantisches Flair". "Unsere Schule ist keine 0-8-15-Schule, sie ist eben Francisceum."