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100 Jahre Schule Am Schillerpark 100 Jahre Schule Am Schillerpark: Mit Kreide und Rohrstock

Von Heidi Thiemann 15.04.2004, 17:18

Coswig/MZ. - Bestimmt ebenso stolz, wie die Schriftprobe in Sütterlin, die gar nicht so leicht gelingen will. Die ungelenken Buchstaben mit schmalem Auf-, dickem Ab-Strich und dem Häkchen mit Kreide auf die Schiefertafel zu setzen, erfordert Geschick. Erst recht, wenn es gilt, den im Tintenfass getränkten Federkiel ohne Klecks übers Papier zu führen. Doch der Herr Lehrer und seine Assistentin Monika Miseler schreiben den Mädchen und Jungen das "i", das "e" und "n" in der Luft und an der Tafel vor - und das Ergebnis der Eleven kann sich sehen lassen. Kaiser Wilhelm hätte die Folgsamkeit seiner Landeskinder sicher ebenso gefreut, er wacht vom Familienfoto über die eifrige Klasse.

Die Klasse 1 a ist über einen Zeitstrahl und durch einen Tunnel ins Jahr 1904 gekommen und erlebt nun, wie wohl ihre Ur- oder gar schon Ururgroßeltern Lesen und Schreiben gelernt haben. Nach der Schulstunde werden sie wieder ins Hier und Heute entlassen, und auf die Frage des Lehrers, ob es Spaß gemacht hat, schallt ihm ein vielstimmiges "Ja!!!!!" entgegen.

Das freut nicht nur den mit Frack und Zylinder bekleideten Mann, sondern auch Brigitte Kühne. Sie hat heutzutage sozusagen den Hut auf - als Leiterin der Grundschule am Schillerpark. Und dass sie zusammen mit ihren Kollegen die Grundschüler auf Zeitreise schickt, hat eine einfache Bewandtnis: Die Schule wird 100 Jahre alt. Das Jubiläum wird mit einer Festwoche gefeiert, die kommende Woche Sonnabend ihren Abschluss findet.

Neben der historischen Schulstunde, die alle sieben Klassen erleben, fahren alle auch ins Museum für Geschichte nach Wittenberg, um mehr über das Leben der vergangenen hundert Jahre zu erfahren, lernen in einer historischen Stadtführung das alte Coswig kennen und haben frühere Lehrerinnen und auch Heidemarie Grzech vom Heimatverein zu Gast.

All das, was während der Festwoche in Coswig geschieht, dokumentiert eine vierte Klasse mit der Videokamera. Und alle anderen Klassen erarbeiten Projekte, die dann zu den beiden Festveranstaltungen am Donnerstag bzw. Sonnabend nächster Woche im Lindenhof zu sehen sein werden. Dann nämlich werden auch alle Gäste mit ins Jahr 1904 entführt.

Ohne Unterstützung, verweist Schulleiterin Kühne, wäre die Projektwoche aber nicht möglich. Neben allen Mitarbeitern der Schule halfen das Schulmuseum Meinsdorf, der Heimatverein, standen Sponsoren wie der Essens- und Reiningsungsservice der Schule und viele andere dem Jubilar zur Seite. Und auch Eltern und Großeltern halfen. Für die Ausstellung "100 Jahre Schule", die im Lindenhof zu sehen sein wird, stellten sie etliche Exponate zur Verfügung.