Corona und Cranach-Stiftung Corona und Cranach-Stiftung: Ruhiger Neustart in Wittenberg

Wittenberg - Im Cranach-Haus am Markt 4 in Wittenberg herrscht Betriebsamkeit an diesem Dienstagmittag. Es handelt sich allerdings nicht um Besucher, sondern um Ehrenamtliche. Die Frauen machen Inventur im Cranach-Lädchen, das - wie auch das Museum und ein Raum für Sonderausstellungen - von der Cranach-Stiftung betrieben wird.
Begrenzter Zugang
Deren Vorstand Eva Löber und die Kunsthistorikerin Marlies Schmidt hatten entschieden, die Einrichtung nach der coronapandemiebedingten zweiten Zwangsschließung nun wieder zu öffnen. Eine Möglichkeit, die sich wie berichtet aus der jüngsten Eindämmungsverordnung ergab: Danach dürfen Museen und Ausstellungen für Publikumsverkehr wieder öffnen, wenn Hygieneregeln und Zugangsbegrenzungen eingehalten sowie vorab Termine vereinbart werden.
Auch Anwesenheitsnachweise müssen geführt werden. Bei der Cranach-Stiftung sind sie entsprechend vorbereitet. Dass sie indes zum Neustart nicht überrannt werden, war irgendwie klar. Es fehlen, sagt Löber, Touristen, während Schmidt meint, man könnte ja auch als Einheimischer Museen seiner Umgebung neu erkunden. Auf die Frage, wie sich der Lockdown auf die Stiftung ausgewirkt hat, sagt Löber, dass der Dezember der „wichtigste Monat“ für die Einrichtung ist.
Nun fiel - vom Weihnachtskonzert bis zum extern organisierten, aber im Haus ausgerichteten Markt der schönen Dinge - alles aus. Die Ehrenamtlichen wurden nach Hause geschickt und Marlies Schmidt in die Kurzarbeit. Hinsichtlich staatlicher Hilfen, die von Corona betroffenen Einrichtungen in Aussicht gestellt wurden und werden, sagt sie: „Eigentlich kam alles sehr schnell.“ Manches, Miet- und Betriebskosten etwa, sei direkt an die Stadt weitergereicht worden, so Löber.
Abgesehen von der Beschäftigung etwa mit Anträgen auf Förderung waren sie bei der Stiftung auch sonst nicht untätig. Etwa haben sie die Renovierung der Cranach-Herberge in Angriff genommen. Auch inhaltlich soll sich dort einiges ändern, spruchreif ist inzwischen die neue Leitung: Laut Eva Löber wird sich künftig André Chmilewski, vormals ID-Reisewelt, um das Haus in der Schlossstraße kümmern.
Neue Website entsteht
Neu aufstellen wollen sie sich offenbar auch in der digitalen Welt. Wie Marlies Schmidt berichtet, entsteht gerade eine „komplett neue“ Website. Dort eingebettet werden sollen unter anderem Reservierungs-Tools. Die Stiftung, die in vielfältiger Weise das Erbe der Cranach-Malerfamilie pflegt, wird also zeitgemäßer.
Hinter den Kulissen passiert darüber hinaus noch einiges, weshalb Schmidt sagt: „Du bist beschäftigt, auch wenn nichts auf hat.“ Zumindest das haben sie nun geändert, die Ehrenamtlichen hätten hurra gerufen, als es hieß, man mache weiter, sagt Löber und auch: „Denen fehlt die Gemeinschaft.“ Von welcher Dauer diese jetzt sein wird, vermag in Pandemiezeiten freilich niemand vorherzusagen.
„Eine schöne Meldung“
Eine andere Gemeinschaft begeht ungeachtet von Corona, aber dadurch eben auch ohne Feier exakt am heutigen Mittwoch ihr zehnjähriges Bestehen: die Städtekooperation „Wege zu Cranach“. Gegründet wurde sie am 17. März 2011 in der Geburtsstadt des älteren Cranach, Kronach. Davor, erinnert sich Marlies Schmidt, hätten sie in Kronach nach einer Idee für ihr Stadtmarketing gesucht.
Man besann sich auf den berühmten Sohn der Stadt und nahm Kontakt zu der anderen bedeutenden Cranach-Stadt, Wittenberg, auf. Inzwischen gehören 14 Orte zu dieser Städtekooperation, die sich für Löber vor allem dadurch auszeichnet, dass hier „Tourismus von Kunstwissenschaftlern begleitet wird“. Zehn Jahre „Wege zu Cranach“, so Löber, das sei doch in Corona-Zeiten mal „eine schöne Meldung“. (mz)