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Der gefiederte Charmeur Zwei Zörbigerinnen päppeln eine kleine Taube auf, jetzt ist Gerd festes Familienmitglied

Alle hoffen auf eine sehr lange Freundschaft.

Von Helmut Dawal 20.06.2021, 14:00
Jacqueline Twieg ist glücklich, dass Gerd jetzt zur Familie gehört.
Jacqueline Twieg ist glücklich, dass Gerd jetzt zur Familie gehört. (Foto: Helmut Dawal)

Zörbig - Gerd ist ein Charmeur. Wo immer er einer Dame begegnet, beginnt er sofort, ihr den Hof zu machen und sich von seiner besten Seite zu zeigen. Dann tanzt er um sie herum, stößt freudige Töne aus, sucht auch den körperlichen Kontakt. Und sitzt er dann auf der Schulter der Angehimmelten, ist für ihn die Welt in Ordnung.

Spätestens an dieser Stelle sollte klar sein, dass Gerd ein besonderer Charmeur ist, der ein dunkles Federkleid trägt, das im Halsbereich wunderschön grün schimmert. Es handelt sich um eine Taube, die keiner speziellen Rasse angehört, die aber mit ihrer Vertrautheit zu den Menschen schon ein ganz besonderes Exemplar darstellt. Was darauf zurückzuführen ist, dass Gerd quasi ein Findelkind war und von Jacqueline Twieg und ihrer Tochter Lisa großgezogen wurde.

Die ersten Tage saß der junge Vogel in der Wohnung in einem Käfig, war noch sehr schüchtern und ängstlich

Lisa ist Tierwirtin, arbeitet in einem Rinderstall in Großzöberitz. Drei Mal schon brachte sie elternlose, aus dem Nest gefallene Vögel mit nach Hause und wollte sie aufpäppeln. Doch weder bei den zwei Spatzen noch bei der Schwalbe kam es zu einem glücklichen Ende. „Voriges Jahr im September rief mich Lisa an und sagte, sie habe eine ganz kleine Taube gefunden. Ob sie den Vogel mitbringen dürfe“, blickt Jacqueline Twieg zurück. Die Zörbigerin ist tierlieb und willigte auf den neuerlichen Versuch ein, der ein Happyend bringt. Täuber Gerd entwickelt sich prächtig, wird zahm und ist zum Familienmitglied geworden, wie es anderswo ein Hund oder eine Katze ist.

Auch Tochter Lisa ist froh über das Happyend mit Gerd.
Auch Tochter Lisa ist froh über das Happyend mit Gerd.
(Foto: Helmut Dawal)

Die ersten Tage saß der junge Vogel in der Wohnung in einem Käfig, war noch sehr schüchtern und ängstlich. Die Scheu ließ nach, Gerd fasste zunehmend mehr Vertrauen zu Jacqueline und Lisa, machte in der Stube Flugversuche. „Der Vogel war uns da schon sehr ans Herz gewachsen. Und die bange Frage war, ob er bei uns bleibt, wenn wir ihn frei fliegen lassen würden. Immer nur im Käfig, das geht ja nicht“, schildert die Zörbigerin. Groß war dann die Freude, dass Gerd immer wieder zurückkam und die Nähe zu seinen beiden Frauen suchte.

An den Wochenenden, wenn das Paar im Garten werkelt oder sich erholt, hat der Täuber viel Zeit für Entdeckertouren

Jacqueline Twieg bewirtschaftet mit ihrem Lebenspartner Jan Ullrich einen Garten in der Kleingartenanlage „Gute Hoffnung“. Dort, in einem großen Käfig an einem windgeschützten Platz, hat Gerd sein Zuhause. Er wird täglich von seiner Ziehmutter versorgt und kann ausfliegen.

An den Wochenenden, wenn das Paar im Garten werkelt oder sich erholt, hat der Täuber viel Zeit für Entdeckertouren, ist sein Käfig den ganzen Tag lang geöffnet.

Dann fliegt er durch die Anlage und lässt sich hier und da nieder. Vor kurzem landete er das erste Mal vor den Füßen von Kleingärtnerin Monika Tanne, der vor Schreck fast der Spaten aus der Hand fiel, als der Vogel sich auf ihren Kopf setzte. „Doch er war ganz brav, hat mir nichts getan. Wir sind jetzt Freunde. Er besucht mich regelmäßig“, erzählt die Zörbigerin.

„Tauben waren bislang nicht meine Traumtiere. Ich finde weiße Tauben ganz hübsch, wenn sie bei Hochzeiten aufsteigen. Mehr aber nicht“

Anfangs hieß Gerd Gertrud. „Wir dachten, es ist ein Weibchen“, so Jacqueline Twieg. Um letzte Zweifel auszuräumen, wurde Gartennachbar Camilius Wagner angesprochen. Er befasst sich seit Jahren mit Tauben und kennt den gewissen Unterschied. Nach einer Untersuchung der vermeintlichen Taube empfahl er, dem Tier einen männlichen Namen zu geben.

„Tauben waren bislang nicht meine Traumtiere. Ich finde weiße Tauben ganz hübsch, wenn sie bei Hochzeiten aufsteigen. Mehr aber nicht“, räumt Jacqueline Twieg ein. Seit Gerd mit zur Familie gehört, ist das aber anders. „Egal welches Federkleid die Taube hat, wichtig ist die Bindung, die man zu diesem Tier im Herzen aufgebaut hat“, sagt sie. Und hofft, dass Gerd noch lange zu ihr und ihrer Familie gehört. Bis zu 20 Jahre, hat sie recherchiert, kann eine Taube alt werden. (mz)