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Abschied in den Ruhestand Zu Hause in Wolfen-Nord: 30 Jahre lang hat sich Ute Fronek für ihre Stadt stark gemacht

Über 30 Jahre lang hat Ute Fronek die Entwicklung von Bitterfeld-Wolfen mitbestimmt. Jetzt will sie die Freizeit genießen und weiter ehrenamtlich aktiv sein.

Von Silke Ungefroren 05.03.2022, 14:00
In ihrer Freizeit will Ute Fronek künftig auch E-Bike fahren. Im Kleinformat hat sie es nun schon - als liebevoll angefertigtes Geschenk.
In ihrer Freizeit will Ute Fronek künftig auch E-Bike fahren. Im Kleinformat hat sie es nun schon - als liebevoll angefertigtes Geschenk. (Foto: André Kehrer)

Wolfen/MZ - Sie wohnt geradezu idyllisch. Umgeben von viel Grün, sämtliche Einkaufsmöglichkeiten fußläufig zu erreichen. Von ihrem Balkon aus schaut sie auf einen kleinen Teich - und all das inmitten von Wolfen-Nord.

Hierhin ist Ute Fronek vor fünf Jahren zurückgekehrt, nachdem sie lange mit ihrer Mutter in Reuden gelebt und sich dort bis zu deren letzter Stunde um sie gekümmert hat - gemeinsam mit ihrer Schwester. Dann hat es sie wieder in jenes Neubaugebiet gezogen, wo sie schon Ende der 1970er Jahre eine neue Heimat gefunden hatte. Die Region und vor allem Wolfen prägen seither ihr Leben, wie sie selbst die Entwicklung in der Stadt über 30 Jahre lang mitbestimmt hat. Denn seit 1990 war sie im Bereich Öffentlichkeitsarbeit der Stadt beschäftigt - jetzt wurde sie in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

Zwei Tage vor der deutschen Wiedervereinigung begann sie ihre Tätigkeit im Rathaus

Geboren und aufgewachsen ist Ute Fronek im Geiseltal, nach dem Abitur studierte sie Post-, Zeitungs- und Informationswesen. Der Arbeitsplatz war es, der sie „schweren Herzens“ der Heimat den Rücken kehren ließ. Doch in Wolfen-Nord wurde sie mit ihrer Familie schnell heimisch. „Eine Dreiraumwohnung mit warmem Wasser aus der Wand, wie man so schön gesagt hat, das war damals wie ein Fünfer im Lotto“, erzählt sie. Freundliche Nachbarn, die sich gegenseitig halfen, andere Eltern in den Kindereinrichtungen, die ihre beiden Söhne besuchten - Kontakte waren schnell geknüpft.

Zur Verabschiedung in den Ruhestand gab es viele Präsente und Blumengrüße.
Zur Verabschiedung in den Ruhestand gab es viele Präsente und Blumengrüße.
(Foto: Kehrer)

Beruflich wechselte sie der Kinder wegen später in die Filmfabrik, doch dort kam nach der Wende das Aus. Daraufhin bewarb sie sich auf die von der Wolfener Stadtverwaltung unter anderem ausgeschriebene Stelle als Amtsleiterin für Öffentlichkeitsarbeit. Und hatte Erfolg. Zwei Tage vor der deutschen Wiedervereinigung begann sie am 1. Oktober 1990 ihre Tätigkeit im Rathaus - und betrat völliges Neuland. „Doch die anderen auch“, sagt sie. Schließlich musste eine völlig neue Verwaltung unter anderen Gesetzen aufgebaut werden. „Nebenbei“ wurde noch die Schule besucht, um das Rüstzeug zu bekommen.

Die engagierte Frau hat sich starkgemacht für die Förderung von Vereinen, viele Projekte zum Laufen gebracht

„Doch es war eine schöne, verrückte Zeit“, blickt Ute Fronek zurück. Auch deshalb, weil es Unterstützung von vielen Seiten gab - in den ersten Jahren vor allem aus der Partnerstadt Witten. Auf sie selbst kamen große Herausforderungen zu: Sie hat die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit erst einmal aufbauen müssen, dafür gesorgt, dass es ein Amtsblatt gibt und die Stadt auch im Internet präsentiert wurde. „Hohe Besuche“ mussten medienwirksam vorbereitet werden, schließlich gaben sich damals Bundeskanzler und -präsidenten, Parteifunktionäre und Medienleute hier die Klinke in die Hand. Fiel die Wirtschaft anfangs zusammen, erlangte die Region später Aufmerksamkeit durch Neuansiedlungen.

Die engagierte Frau hat sich starkgemacht für die Förderung von Vereinen, viele Projekte zum Laufen gebracht, Feste mitorganisiert - immer gemeinsam mit vielen anderen, wie sie betont. Die 600-Jahr-Feier von Wolfen im Jahr 2000 nennt sie als eines der herausragenden Beispiele, die gezeigt haben, was von vielen gemeinsam zu stemmen ist. Und natürlich die Gründung von Bitterfeld-Wolfen sieben Jahre später.

„Für mich war immer am wichtigsten, anderen zu helfen“

In der „Gemeinsamen Stadt“ hat sie dann andere Aufgaben im Bereich Öffentlichkeit/Marketing übernommen, war unter anderem für Bürgeranliegen, Integration von Flüchtlingen und Städtepartnerschaften verantwortlich. Bei Letzterem will sie sich auch künftig einbringen - als Mitglied im Wolfener Städtepartnerschaftsverein. Dort will sie ebenso aktiv sein wie schon seit 20 Jahren im Heimatverein, dessen stellvertretende Vorsitzende sie ist.

Ihrer Maxime bleibt sie treu. „Für mich war immer am wichtigsten, anderen zu helfen.“ Wo und wie auch immer. „Vor allem die Schwachen brauchen unsere Hilfe.“ Und Rat geben - nicht nur im Rathaus, sondern auch in der Freizeit. Die will die 64-Jährige jetzt übrigens auch mehr für sich selbst nutzen, ihr gemütliches Zuhause richtig genießen, sich öfter mit den Kindern und Enkeln sowie Freunden treffen - weitab vom Alltagsstress. Zumal eine Krebserkrankung, die sie vor wenigen Jahren mehrere Monate außer Gefecht setzte, auch einige Spuren hinterlassen hat.

„Sie haben halt den Bogen raus!“, wurde ihr bei der Verabschiedung bei der Stadtverwaltung versichert

„Sie haben halt den Bogen raus!“, wurde ihr bei der Verabschiedung bei der Stadtverwaltung versichert - in Anlehnung an das Logo für Bitterfeld-Wolfen, an dessen Gestaltung Fronek ebenfalls beteiligt war. „Sie haben der Welt viele Facetten unserer Stadt gezeigt“, hieß es da. Von Fachwissen und Kompetenz wurde geredet, dass sie angepackt und gekämpft und ihre Aufgaben immer „gewuppt“ hat.

Die Dankesworte haben sie sehr berührt. Auch die vielen liebevollen und sehr einfallsreich gestalteten Geschenke. Für diese Wertschätzung, Anerkennung und persönlichen Worte möchte sie allen herzlich danken.