Zehn Minuten bis zum Erstkontakt Zehn Minuten bis zum Erstkontakt: Notaufnahme im Klinikum Bitterfeld neu strukturiert

Bitterfeld - Die Notfallaufnahme im Klinikum Bitterfeld hat ihr Gesicht verändert. Der offene Tresen im Wartebereich ist verschwunden. An seine Stelle sind ein Ticketautomat und mehrere gut einsehbare Monitore getreten. „Wir reagieren damit auf die Forderungen des Datenschutzes“, erklärt Norman Schaaf, Geschäftsführer des Gesundheitszentrums Bitterfeld/Wolfen.
„Nach zehn Minuten hat der medizinische Erstkontakt zu erfolgen.“
Doch hinter dem Neuen steckt mehr. Eine anerkannte Basisnotfallversorgung setzt auch im Bitterfelder Klinikum ein strukturiertes System der Erstaufnahme voraus. Patienten müssen demnach seit Anfang des Jahres schnellstmöglich beurteilt werden. Schaaf wird deutlich: „Nach zehn Minuten hat der medizinische Erstkontakt zu erfolgen.“ Das ist eine Herausforderung, die ohne Anpassung bisheriger Normen kaum zu meistern war. „Wir haben umstrukturiert“, betont der Geschäftsführer.
Die Notfallaufnahme ist seit jeher Schaltzentrale im Klinikum. Mit dem Rettungswagen eingelieferte Patienten werden wie gehabt auf ihren Zustand untersucht und nach Dringlichkeit an die jeweiligen Fachbereiche übergeben.
Das System der sogenannten Triagierung greift nun auch in dem Bereich der Notfallaufnahme, in dem Patienten selbst oder in Begleitung von Angehörigen und anderer Personen erscheinen. Es sind meistens die gehfähigen Patienten oder die, deren Verletzungsgrad nicht zwingend lebensbedrohlich ist. Alle werden zeitnah betreut. „Nach zehn Minuten ist jetzt jeder Patient erstbeurteilt“, erklärt Norman Schaaf.
Behandelt wird nicht nach Reihenfolge der Ankunft
Der Ärztliche Direktor des Klinikums, Dr. med. Hans-Joachim Kluger, appelliert an das Verständnis der Patienten. „Behandelt wird nicht nach Reihenfolge der Ankunft. Der eingeschätzte Zustand ist relevant“, so der Unfallchirurg. Tatsächlich kann es passieren, dass später eingelieferte Patienten deutlich schneller zur weiteren Behandlung kommen. Das jedoch sei kein Zufall. „Das Triagesystem beruht auf einem international anerkannten Algorithmus. Verletzungsschwere und Vitalparameter werden erfasst und bewertet. Damit ist die Einschätzung der Behandlungspriorität möglich“, fügt Armin Eisewicht, Leitender Oberarzt in der Notfallaufnahme, hinzu.
Dort haben alle Mitarbeiter - Ärzte, Schwestern und Pfleger - eine spezielle Schulung durchlaufen. Außerdem wurden Arbeitsabläufe optimiert und die IT-Technik auf den modernsten Stand gebracht.
Mit einem Knopfdruck ist der Patient im System erfasst
Ein Knopfdruck setzt ein Räderwerk in Bewegung. Mit dem gezogenen Ticket ist der Patient im System erfasst. Er wird über Monitore darüber informiert, wie viele Patienten noch vor ihm behandelt werden. „Er ist immer auf dem aktuellen Stand“, schätzt Norman Schaaf ein. Gleiches gilt in umgekehrter Richtung.
Auch wenn der Tresen im Wartebereich und mit ihm das dort vormals präsente Personal entfallen sind, bleibt der Patient nicht unbeobachtet. Kameras erfassen permanent das Geschehen. „Wir können im Bedarfsfall sofort handeln“, erklären die Mediziner. Über den Kameraeinsatz wird gleich mehrfach auf großen Hinweistafeln informiert. (mz)
